Open Source kommerziell.

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Nach wie vor ist bei Unternehmen der Hauptbeweggrund nicht etwa der freie Quellcode („free speech“), sondern der Kostendruck („free beer“) unter dem Unternehmen stehen. Dementsprechend wird das grösste Sparpotenzial durch die befragten Unternehmen auch in den Lizenzen gesehen. Die Illusion aus 2003 wo man noch dachte die Wartung und Weiterentwicklung würde ein echter Kostenvorteil sein (58%) muss als beendet angesehen werden, man ist 2006 auf dem harten Boden der Realität gelandet, denn nur noch 6% sehen das jetzt so. Die Vorteile des Quellcodes stehen erst an fünfter Stelle, am wichtigsten ist den Unternehmen die einfache Implementierung. Die Beurteilung der Qualität von OS hat sich jedoch im Vergleich zu 2003 arg verbessert, denn 67% der Unternehmen beurteilen diese mit „Gut“. Der Support ist den Unternehmen herzlich egal (nur 14% meinen das dieser eine Rolle spielt) das waren allerdings 2003 wesentlich mehr (59%). Offenbar geht der Einsatz von OS auch mit der Bereitstellung fähigen Personals einher, das nicht auf Support angewiesen ist.

Die Produktpalette der OS-Produkte ist ungleichmäßig verteilt. Im Wesentlichen sind hier Betriebssysteme und alle Komponenten die als Ökosystem für Netzapplikationen (Datenbanken, Internet Server, Application Server Firewall und Entwicklungswerkzeuge) betrachtet werden können zu nennen. OS ist in 76% der Unternehmen bereits in der einen oder anderen Form präsent. Ein Beitrag der Unternehmen zu OS ist allerdings die Ausnahme, primär geht es um die kostengünstige Verwertung. Kein Wunder, denn der Aufbau und die Pflege einer Community sind Zeit- und damit auch Geldaufwändige Prozesse. Der Bericht schreibt: „Um dann auch sicherzustellen, dass die Unternehmensziele verfolgt werden, müssen Schlüsselpositionen in der Entwicklergemeinde mit eigenen Angestellten besetzt sein, die man für diese Aufgabe in der Regel voll abstellt.“

Kostenlos ist also nichts zu haben, daher passt es auch, das der Bericht das schöne Zitat der Free Software Foundation bereits in der Einleitung nennt:
Free Software is a matter of “free speech”, not of “free beer” dem wäre jedoch hinzuzufügen, das Cheap Software sehr wohl eine Sache von „free beer“ ist und nicht von „free speech“.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die aktuelle Diskussion bei den Lernpfaden zum Ausschluss von Kommerz beim GMW-Marktplatz.

Update: Sehr empfehlen kann ich nur eine Präsentation (PowerPoint), die Prof. Gerd Kortemeyer (Assistant Professor of Physics Education, an der Michigan State University, USA) bei einem DFG Projekt in Hagen/Deutschland gegeben hat. Die Aussagen der Folien im Bereich „Aus Fehlern lernen“, die sich auf seine Erfahrung mit dem OpenSource System LON-CAPA beziehen, zeigen deutlich das die Gleichung „OpenSource = kostenlos“ einfach nur als falsch bezeichnet werden muss.

Folgende Punkte bezeichnet Herr Kortemeyer deutlich als falsch:

  1. FALSCH: Eine Open-SourcePlattform garantiert, dass sich das System schnell weiterentwickelt und verbreitet
  2. FALSCH: Andere helfen mit, das System zu programmieren Fehler schnell zu finden und zu reparieren das System schnell zuverbreiten, da es umsonst ist
  3. FALSCH: Lehrende interessieren sich für elegante Systemarchitektur, Metadaten, pädagogische Überlegungen, Standards, …
  4. FALSCH: Lehrende lassen sich belehren.

Seine Schlussfolgerungen, was wichtiger ist als vermeintlich „kostenlos“ lauten:

Sehr viel wichtiger als “umsonst” ist:

  1. WICHTIGER: Stabilität und Skalierbarkeit
  2. WICHTIGER: „Maschinenraumtauglichkeit“
  3. WICHTIGER: Mehr als eine Uni hat auf Institutionsniveau langfristige Unterstützung garantiert
  4. WICHTIGER: Gibt es schon mehrere Jahre

Herr Kortemeyer fasst seine Erfahrung zusammen mit: Nichts ist “umsonst” – open-source Software braucht auch lokal Systemadministration, Benutzersupport, Training, Hardware, etc., viele, besonders kleinere Institutionen, sind dazu nicht in der Lage. In Bezug auf die Plattform Moodle weist er darauf hin, dass es einerseits zwar einfach auf Bürorechnern zu installieren ist, aber eben nicht „maschinenraumtauglich“.

Update 14.11.2006
Herr Prof. Kortemeyer hat vor kurzem erst wieder deutlich aufgezeigt, welchem Trugschluss Personen aufsitzen, die allein durch Open Source bereits alle Ihre Probleme gelöst sehen. Auf dem Treffen eines Workshop einer deutschen Initiative zu quellcodeoffener Software, hat er folgenden Foliensatz mit dem Titel „Open Source e-Learning-Projekte und Strategien – USA / Deutschland im Vergleich – eine Froschperspektive“ (als PDF) vorgestellt. Der Assistant Professor of Physics Education der Michigan State University und Direktor des LON-CAPA Projekts stellt darin seine Erkenntnisse bezüglich Lern-, Lehr und Verwaltungskultur vor.

Einmal mehr macht er auf den Open Source-Mythos aufmerksam. Folgende Punkte bezeichnet er als Unfug:

  1. Projekte werden von einer großen Anzahl von Entwicklern in aller Welt getragen
  2. Schnelle Behebung von Fehlern
  3. Leicht anpassbare Software
  4. Nachhaltigkeit weil nicht von einer Institution abhängig

Er betont dagegen, die meisten Projekte können ohne eine starke Kerntruppe von Programmierern nicht existieren. Als Beispiel par Excellence fragt er danach, ob Moodle ohne Martin Dougiamas denkbar wäre. Unis in den USA haben schlechte Erfahrungen mit eigenen Projekten gemacht und vor allem die mit anfänglicher Finanzierung haben eine schlechte Nachhaltigkeit. Interessant ist auch seine Folie zur Enterprise Readiness bzw. welche Konstellation einer IT-Lösung die Befragten die meisten Chancen einräumen / Vertrauen entgegenbringen (siehe folgende Grafik; Die Zahlen stammen von einer informellen Umfrage die Kortemeyer im Herbst 2003(!) lang, lang ist’s her im LON-CAPA-Projekt durchgeführt hat. Dabei haben 37 der 300 Befragten geantwortet!)


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Why do I blog this? Open Source ist eine feine Sache, idealistische Softwareentwickler entwickeln neue Lösungen für Ruhm und Ehre und stellen diese anderen zur Verfügung. Der Hype jedoch, der lange Zeit in die Richtung ging „Open Source = kostenlos“ muss als beendet angesehen werden. Wer OS einsetzen will, muss dafür fähiges Personal abstellen, das nicht auf Support angewiesen ist. Auch im Bereich OS wachsen die Bäume also nicht in den Himmel, das ist für mich wichtig festzustellen. So richtig spannend fände ich allerdings mal eine Studie dazu, WER eigentlich Open Source Entwicklungen bzw. die idealistischen Entwickler bezahlt, oder ob kommerzielle Projekte erst im nachhinein aus Marketing oder gar Marktgründen OS gemacht werden. Dieser Punkt bleibt somit weiterhin schön im Dunkeln. Wenn dazu jeman einen Tipp hat für Literatur oder andere Quellen, wäre ich sehr dankbar.

Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich

Geliebte Ziffernnoten… …oder wie schön es ist Dinge in Schubkästen bzw. auf einem eindimensionalen natürlichen Zahlenstrahl sortieren zu können. Die Logik von Schulnoten hat sich mir nie wirklich erschlossen, wie auch, deren Zustandekommen ist ja ein höchst intransparenter Prozess. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass die komplexe Vieldimensionalität der Bewertungskriterien für ein Lebewesen (selten dessen Leistungen) das dort „bewertet“ (dem also ein Wert zugeschrieben wird) werden soll auf eine schön einfache Eindimensionalität abgebildet wird. Dabei steht man mathematisch vor dem Problem, dass letztlich eine Gewichtung der Dimensionen die „bewertet“ werden erfolgen muss. Es muss also eine Transformationsregel existieren z.B. eine Einheit Kreativität ist soviel wert wie zwei Einheiten Fleiß. Was also der Grundschüler in Mathematik so ziemlich als erstes lernt, nämlich, dass man Äpfel nicht mit Birnen zusammenwerfen kann, genau das wird mit der Ziffernnote gemacht. Mathematisch/statistisch korrekt spricht man dann allerdings fairerweise von einem Indikator. Hier gibt es eine schöne Übersicht der Fehlerquellen dieses Indikators und zur Leistung insgesamt.

Wie schlecht dieser Indikator tatsächlich funktioniert, das hat Herr Brügelmann (Arbeitsgruppe Primarstufe, der Uni Siegen) nun einmal mehr untersucht (und davor Herr R. Ulshöfer und davor Herr G. Schröter und davor Finlayson, Eells, Osnes, Baurmann, Coffman, Starch/Elliot, Weiss, Carter, Hadley, Ingenkamp, Hartog/Rhodes, Kvale, Moeller, Birkel, …). Und das Ergebnis? „Die Zeit“ schreibt „Schlechte Zensur für Noten“ – das erinnert an das Paradoxon einen Kretaer zu fragen, ob es stimmt das alle Kretaer lügen – dumme Zeit!

Herr Brügelmann jedenfalls hat seine Ergebnisse ganz frisch in einer Kurzfassung eines Notengutachtens zusammengestellt. Die Langfassung kann seit dem 13. Juni beim Grundschulverband bestellt werden, der das Gutachten beschreibt mit den Worten: „Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich. Eine Wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes.“

Fazit:
Wer an Ziffernnoten festhalten will, weil sie angeblich objektiv und vergleichbar seien bzw. erforderlich, damit SchülerInnen sich auf die Anstrengungen des Lernens einlassen, findet in der Empirie keine stützenden Belege für seine Position.

Update 19.2.2007
Gabi Reinmann hat einen weiteren Beitrag mit dem Titel „Die Panik geht um: Benoten wir zu gut?“ erstellt. In Ihrem Text kritisiert die Hochschullehrerin die Situation wie folgt:

Wir denken ja fast nur noch in der Kategorie „assessment of learning“ (vor allem seit Bologna) und setzen damit die Tradition der Schule fort, die in den meisten Fällen nicht daran interessiert ist, was Schüler können, sondern was sie nicht können, und wo sie Fehler machen.

Sie verbindet die angeblich zu guten Noten eher mit einer Entwicklung, die begrüßenswert erscheint, nämlich der Verweigerung der Schullogik von Notenvergabe zu folgen – die wenig positive Eigenschaften hat, Schüler erfolgreich bis zum Lernziel zu führen – und stattdessen ein zukunftsfähiges, zielorientiertes „assessment for learning“ zu betreiben:

Ich behaupte einmal, dass zumindest bei einem Teil der Disziplinen und Fächer, die man jetzt an den Pranger stellt wegen ihrer angeblich zu guten Noten, unter Umständen dieser Grund vorliegt, nämlich dass Hochschullehrer nicht gewillt sind, die Schullogik der Leistungserfassung weiter fortzusetzen, dass sie lieber ein „assessment for learning“ praktizieren.

Update 29.6.2007
Das Thema Noten ist doch immer wieder für eine riesige Schlagzeile zu gebrauchen, das dürften auch die großen Medienverlage wissen. Wer benotet ist in der Machtausübenden Funktion, und dieses bislang einseitige Verhältnis aufzuheben, ist www.spickmich.de angetreten umzusetzen.
Und sofort hat es wieder einmal „Booom“ (Spiegel Online) gemacht in Sachen Noten: www.spickmich.de ist als Plattform zur Bewertung von Lehrern angetreten, und… wie sollte es auch anders sein, die Lehrer schicken die Rechtsanwälte (Beleg als PDF). Ein Machtaffront gegen ein Machtmonopol, so werden es wohl viele Lehrer sehen. (Ich frage mich wie es wohl die angehenden Lehreramtsstudierenden der Uni Bremen sehen, ich werde sie demnächst mal fragen!)

Ich glaube diese Denke werde ich jedenfalls nie verstehen, wenn jemand mir ein Feedback gibt, den Rechtsanwalt zu schicken ist eine höchst fragwürdige Vorbildfunktion. Vielleicht prozessieren deshalb soviele Schüler und Eltern um ihre Abiturnoten gegen Lehrer. Wie dem auch sei, anstatt sich mit Feedback auseinanderzusetzen, werden die Schutzschilde hochgefahren und selbst Schulleiter sind sich nicht zu schade, ihre eigene Macht zu missbrauchen, um in Lautsprecherdurchsagen vor www.spickmich.de zu warnen (wobei das wohl de facto eher als Werbung nach hinten losgegangen sein dürfte).

Statt zu prozessieren, sollte die Schule sich vielleicht einmal die Benotungsfunktion von spickmich.de genauer ansehen. Denn vor allem eines ist bemerkenswert: Die Noten bei spickmich.de beheben ein Defizit, das Schulnoten seit Jahrhunderten haben! Die Noten bei spickmich.de bewerten klar und aussagekräftig EIN EINZIGES Kriterium, z.B. „Menschlichkeit“, „Unterrichtsqualität“, „Kreativität“, „Prüfungsgebahren“ usw. Die GESAMTNOTE wird nur angegeben, als rechnerischer Index zur groben Orientierung, weil der Computer die Daten eben leicht zu einem arithmetischen Mittelwert berechnen kann, aber interessant für die Schüler UND die Lehrer sind die Einzelausprägungen der Bewertungsmerkmale und nicht die Gesamtnote.

Hier wird von Schülerseite eine erstklassige Innovation in dem Benotungsinstrument vorgestellt und das Einzige was deutschen Schulen dazu einfällt ist es gegen die Innovation mit dem Rechtsanwalt vorzugehen. Ich kann dazu nur ganz persönlich sagen, das Lehrer und Schulleitungen die das tun, sich damit vor allem eines geben: Ein eloquent selbstausgestelltes Armutszeugnis!

Um es nocheinmal deutlich und mit Nachdruck zu sagen:
Ich finde was spickmich.de aufgebaut hat klasse. :-D
Ich finde es nicht nur klasse, sondern auch notwendig, denn ohne Druck von Aussen geht es ja scheinbar nicht. Die nächste „Geschäftsidee“ wäre aus meiner Sicht, dass die Schüler sich in einer Plattform gegenseitig ebenfalls Noten geben können. So könnte durch die Kollektive Bewertung bei der jeder Schüler einer 25-köpfigen Klasse 24 Bewertungen erstellt, eine wesentlich breitere Bewertungsbasis entstehen, die aufgrund des viel höheren N ganz anderen Kriterien genügt.

Update 10.8.2008
Warum Zensuren (engl. Grades) das Lernen negativ beeinflussen hat ein Beitrag aus den USA belegt: Alfie Kohn schreibt in seinem Beitrag „From Degrading to De-Grading“ im HIGH SCHOOL MAGAZINE darüber. Das Bamboo-Projekt greift das auf und schreibt „De-Grading the Workplace“, denn das gleiche gilt für den Beruf. Zitat:

  • Grades tend to reduce student interest in learning.
  • Grades tend to reduce students‘ preferences for engaging in challenging tasks.
  • Grades tend to reduce the quality of students‘ thinking.

Stoff zum Nachdenken!!

Update 7.2.2009
Ohhh, hier kommt einer perfekte Ergänzung meines Beitrags. Ein weiterer Baustein der Argumentation gegen die derzeitige Benotungspraxis. Im Weblog shift schreibt die Bloggering Lisa Rosa in dem Beitrag „Der Fall Czerny und die schulische Notengebung“ wie die bayrische Grundschullehrerin Sabine Czerny disziplinarische Maßnahmen zu spüren bekommen hat, weil sie Noten an die Schüler vergeben hat, die nicht der Normalverteilung entsprachen. Die berliner Tageszeitung TAZ hat über diese Disziplinierung einer bayrischen Lehrerin berichtet (Artikel 1, Artikel 2). Da das ganze in München stattfand, ist das für mich Anlass genug, dieses Posting auch in die Kategorie München mit aufzunehmen. Weitere Hintergrundinfos zu diesem Ereignis gibt es in einem Beitrag „Abgestrafte Lehrerin: Zu gut für dieses Schulsystem?“.

Update Freitag der 13.2.2008
Offenbar ein schlechter Tag für spickmich.de, denn der Verband Bildung und Erziehung hat spickmich abgestraft heute.

„Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht in dieser Website den lehrerpolitischen Dauer-Tiefschläger des Jahres 2008“

090212nasser_schwamm_name_klein_01Womit die Pauker ja mal wieder bewiesen hätten, dass Bewertung nur in eine Richtung genehm ist, vom Lehrer zum Schüler. Umgekehrt ist es natürlich Schikane, klar. Statt sich den Realitäten neuer Transparenz zu stellen, denken die Lehrer immer noch, sie könnten im Verborgenen agieren im Raumschiff Schule. Vielleicht sollte spickmich.de im Gegenzug einfach den den „Nassen Sack“ verleihen. Ich weiß sowieso nicht, was Negativ-Auszeichnungen Konstruktives bewirken sollten. Es war klar, dass gerade aus dem Erziehungsbereich mal wieder eine Negativauszeichnung kommt. Defizite aufzeigen und auf andere mit dem Finger zeigen, das ist ja auch viel einfacher als die guten Dinge zu loben. Mal wieder ein eloquent ausgestelltes Urteil über den VBE selbst. Wer bewertet verrät mindestens soviel über sich selbst, wie über den Bewerteten. Gratulation dem VBE für das nicht Einstecken können aber nur Austeilen können.

Why do I blog this? Ich interessiere mich für Gesetzmäßigkeiten. Da bei Schulnoten mit schöner Regelmässigkeit eine Normalverteilung heraus kommt, fragt man sich doch zwangsläufig warum? Ist das ein Naturgesetz? Kann ja eigentlich nicht sein, denn es ist etwas Kulturelles was der Mensch selbst erschaffen hat. Eigentlich kann es ja zudem nicht sein, dass jede Klasse eine ideale Stichprobe für die Gesamtheit der Schüler in den Schulen darstellt (zumal die Notenvergabeverfahren ebenfalls in der Lehrerschaft einer Unregelmäßigkeit unterligen müssten, also zwei Unregelmässigkeiten zusammentreffen müssten und damit noch unregelmäßigere Ergebnisse erzeugen sollten). Das zumindest sagt mir mein normaler Menschenverstand. Ich würde eher extrem links- und rechtsschiefe Verteilungen erwarten. Mein Vorschlag wäre (angeleht an das Pareto-Optimalitätsprinzip) zwei Indikatoren gleichzeitig durchgängig für die gesamte Schulzeit zu haben. Das würde bedeuten einen neuen komplementären Indikator einzuführen oder besser nur ein solitäres Bewertungskriterium durchgängig mitzuführen – quasi die Doppelnote. Am Besten wäre es wenn diese Bewertung durch Peer-Bewertung der Schüler unter sich zustande käme. Dann hätte man eine weitere wichtige Dimension und eine Vergleichbarkeit zwischen Schüler- und Lehrereinschätzung hinzugewonnen. Das würde die Situation nach meiner Ansicht schon um 80% verbessern.

RoboCup 2006 (Live; zu Ende)

Die Live Übertragung ist hier zu sehen als Stream.

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Nun ist die RoboCup WM auch schon vorbei, schade! Die Ergebnisse stehen fest. Die „NUbots“ (von der University of newcastle, Australien) haben in der 4legged-League das Final gewonne, die „Microsoft Hellhounds“ (Universität Dortmund, Deutschland) waren jedoch bis zum Schluss sehr gut dabei und haben letztlich die „Technical Challenge“ insgesamt gewonnen. Eine Übersicht aller Teams kann man hier sehen. Ich habe den RoboCup am Samstag selbst das erste Mal besucht und muss sagen ich bin beeindruckt.

Ich habe mir alle League’s angeschaut und bin zu dem Schluss gekommen, dass meine Symphatie für Unterhaltung und Ästhetik den Aibo’s gilt, meine Symphatie für Spieldynamik und Realitätsnähe der Middle-Sized League bzw. den „fahrenden Tonnen“. An den Aibo’s hat mich einfach auch die gute Beobachtbarkeit der Spielzüge fasziniert. Auch die Innovation der Spielzüge mit der vom „German Team“ entwickelten „Assbomb“ (eine Technik den Ball unter den Beinen des Aibo hindurch nach hinten zu spielen) fand ich absolut faszinierend. Ein Vortrag über die Funktionsweise wie ein Aibo sich orientiert hat mir dann auch die Augen geöffnet wie schwierig es im Prinzip ist, überhaupt die Positionierung auf dem Platz hinzubekommen. Interessant ist übrigens, dass das Siegerteam seinen Quellcode für die Robotersoftware allen Teilnehmern nach dem gewinn zur verfügung stellen muss, damit bei der nächsten WM wieder annähernd gleiche Chancen herrschen. Das finde ich eine gute Sache!

aiboGanz allgemein bin ich vor allem von der kreativen Nutzung bzw. dem „Misuse“ der verschiedenen Technologien für eine im Prinzip sehr unterhaltsame Sache wie Fussball begeistert. Die Aibo’s z.B. sind nie dazu konstruiert worden Fussball zu spielen, und laufen daher eigentlich nicht auf den Gelenken, sondern normalerweise auf den Füßen. Die schlichte Umprogrammierung der Roboterhunde ist es, was den meisten Eindruck auf mich gemacht hat. Sony hat sich sicher nie vorgestellt, dass die Vierbeiner einmal zum Fussball antreten werden. Ich hoffe daher, dass die japanische Firma ein Einsehen hat und den Hund (der dieses Jahr vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Programm genommen wurde) auf die eine oder andere Art wieder ins Produkt-Programm aufnimmt. Nicht zuletzt weil er schlicht ein unnachahmlicher Symphatieträger (nicht nur für Sony) ist.

Auch wenn die Diskussion um Roboter schnell mit kritischen Fragen zur Ethik und Arbeitsplätzen verbunden wird, für die Unterhaltung, zum Lernen und zum Spielen finde ich Roboter uneingeschränkt einfach nur Klasse. Das ist mein abschließendes, laienhaftes Fazit nach einem Besuch auf der KI-Tagung und dem RoboCup am Samstag.

Weitere Infos:
Schöner Bericht bei heise.de
The Tokyo Lectures Archive about KI and Robotics (Rolf Pfeiffer)

Update 11.4.2007
Auch eine spannende Veranstaltung ist die LEGO Sumo Robotics Championship. Ein beeindruckender Film (DivX Plugin nötig) der dritten Runde dieses Wettkampfs zeigt wie simple Strukturen („fahrende Rampe“ bzw. „Blue Wedgie“) recht erfolgreich sind. Auch der Film der zweiten Runde ist absolut sehenswert.