Virtuelle Hochschulen in Deutschland: Wer ist erfolgreich?

Wer sich über die Segnungen der Web2.0-Werkzeuge hinaus für den Erfolg von virtuell gestützter Lehre interessiert, der muss normalerweise länger suchen!

Umso interessanter sind die ersten Zwischenergebnisse eines EU-geförderten Projekts zu bewerten, das im November einen ersten Bericht zu einem abgeschlossenen Workpackage vorgelegt hat, das Projekt MegaTrends in E-Learning Provision (Auf Deutsch würde ich es „Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Bereitstellung von E-Learning“ nennen). (via Checkpoint E-Learning)

Es wurden virtuelle Hochschulen in Europa ausgewählt, die entweder mindestens 5000 Einscreibungen pro Jahr haben, oder aber mindestens 100 verschiedene Kursangebote im Katalog haben. Herausgekommen ist eine Liste der Nominierten, die nun weiter untersucht wird. Begonnen wurde mit Interviews des jeweiligen Managements.

Kommen wir gleich zur Sache:
Frage: Wer ist aus Deutschland in der Liste der Nominierten?
Antwort: Zwei virtuelle Hochschulen wurden identifiziert. Im Süden die Virtuelle Hochschule Bayern und im Norden die virtuelle Hochschule Oncampus der Fachhochschule Lübeck. Wobei diese Nennung es eigentlich nicht genau trifft, denn vielmehr steht hinter oncampus ein Verbund, der Hochschulverbund Virtuelle Fachhochschule (VFH), also arbeiten auch hier viele Hochschulen ähnlich wie in Bayern zusammen. Eine sehr gute Übersicht, die dieser Verbund organisiert ist wurde in einer Präsentation des Verbunds (als PDF) dargelegt durch Dr. Elke A. Siegl.
Zwischengedanke: Eine FernUni Hagen sucht man im Übrigen vergeblich auf der Liste, ganz im Gegensatz zur OpenUniversity UK. Vielleicht liegt das auch daran, dass erst seit dem 16. November diesen Jahres, die Internetpräsenz der FernUni erstmals webgemäß gestaltet wurde. Bis vor einem Monat konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Webpräsenz aus den 90er Jahren stammt aber wohl kaum aus dem 21sten Jahrhundert.

Richtig interessant ist weniger die Identifikation dieser beiden Projekte an sich (beide hätte ich derzeit auch vorne auf meiner Wertungsliste gehabt), vielmehr sind die verfügbaren Interviews mit dem Management der beiden Initiativen höchst aufschlussreich.

Oncampus liegt bei mir schon länger vorne, weil sie vor allem seit Jahren Kontinuität im Management und im Wandel Ihres Angebots betrieben haben und weil die Usability der Webseite offenbar von Profis gestaltet wird. Schon der erste Auftritt von OnCampus im Netz war von der Usability besser als alles was zu der Zeit online war.

Die virtuelle Hochschule Bayern (VHB) liegt bei mir vorne, weil eine rechtlich geschickte Rahmenkonstruktion einer Art „Holding“ existiert, die trickreich auf die dezentrale Nutzung der Ressourcen der einzelnen Hochschulen setzt. Dies, und der bayernweite, interne Wettbewerb um Antragsmittel, sowie die Kontrolle der Produkte durch eine zentrale Instanz, machen aus meiner Sicht einen großen Teil des Erfolgs aus. Ein weiterer wesentlicher Beitrag erscheint mir darin begründet zu sein, dass den Lehrenden/Forschern die Freiheit gelassen wird, eine aufgabenangemessene, dezentrale technische Lösung selbst zu wählen und nicht auf eine zentrale, monolithische Lösung zu setzen.

Die Interviews
Das Interview zur VHB wurde geführt mit dem Management vertreten durch Professor Dr. Dr. Godehard Ruppert, Präsident der VHB und Dr. Paul Rühl, Geschäftsführer der VHB, somit hat das Interview tatsächlich Aussagekraft bezüglich der Zukunft der VHB.

Aus meiner Sicht besonders interessant ist dabei die Frage 7 zu den „Technical issues“, dort wurde gefragt:

7. How would you describe the integration between different IT-systems that are involved in e-learning in your institution? How has this contributed to your success?

In the VHB with its more than 30 member universities, a variety of LMS is in use. As far as we can judge from the students’ evaluation, this plurality of LMS and platforms does not constitute a problem for the students. Critical remarks related to specific features of specific systems (which were then improved), not to the fact that a variety of systems is used. All courses are on the servers of member universities; no central course-server is used. This could change, at least partially, should the member universities vote for a change of policy.

Da aus meiner Sicht genau die bisherige Dezentralität und Pluralität elementarer Teil des Erfolgs ist, macht mich die Aussage des Managements hier ein wenig nachdenklich. Denn offenbar wird „at least partially“ an eine stärkere Zentralisierung gedacht. Es lässt sich aus meiner Sicht nicht nachvollziehen, warum eine stärkere Zentralisierung besser funktionieren sollte. Ohne die Evaluationsergebnisse zur VHB-Technik (die offenbar nicht freigegeben wurden) allerdings, muss es reine Spekulation bleiben, wohin die Reise gehen soll.

Gemeinsam scheint allerdings grossen Projekten die in der EU gescheitert sind (ich erinnere and die E-University UK), dass die gescheiterten Projekte überdurchschnittlich häufig auf zentrale Lösungen gesetzt haben und dabei mit Problemen konfrontiert waren, deren das Management oft nicht mehr Herr wurde.

Ich frage mich deshalb Folgendes:
Kann es vielleicht sein, dass die Freiheit der Lehrenden bei der Systemwahl & die Dezentralität sowie Pluralität ein entscheidender Erfolgsfaktor sind?
Aus meiner Sicht zementiert jedes zentrale System in einem so dynamischen Umfeld wie dem Internet zunächst einen Status quo zum Zeitpunkt der Einführung. Ab da steht die Innovation für das eingesetzte System de facto erstmal still. Es gibt dann zunächst kaum noch Spielraum für neue Systeme und neue Wege. Zugleich erhöht sich dramatisch das Risiko des Scheiterns, denn bei einer zentralen Lösung, muss in allen Funktionsbereichen ein durchweg exzellenter Ablauf garaniert werden, sonst steht nicht etwa nur ein Teilsystem mit 50 bis 100 Nutzern sondern sofort die gesamte zentrale Einrichtung (z.B. VHB) mit 20.000 Nutzern still. Dezentralität und Pluralität sorgen für eine fein abgestimmte Kapazitätsanpassung der Leistungen vor Ort sowie eine ständige Erneuerung und Weiterentwicklung der Systeme. Das bietet Chancen für neue Entdeckungen und Verbesserungen! Sollte Bayern also irgendwann auf eine zentrale Lösung setzen, beraubt man sich meiner Ansicht nach damit der Innovationskraft und handelt sich zusätzlich ein Großtechnologierisiko ein.

Um ein hochverfügbares System für 20.000 Nutzer am Laufen zu halten, bedarf es eines ausgezeichneten IT-Managements nicht nur der Abläufe in den beteiligten Institutionen, sondern auch in der dann zentralen Technik. Damit jedoch begäbe sich eine Institution wie die virtuelle Hochschule Bayern auf ein Gebiet, das sonst nur Großunternehmen mit Ihren IT-Abteilungen abwickeln. Unternehmen können exzellente Arbeitskräfte für diesen Bereich durch entsprechend attraktive Gehälter anziehen und halten, wie aber will z.B. eine VHB dies umsetzen? Eine eigene IT-Abteilung hat die VHB derzeit jedenfalls nicht. Selbst wenn die VHB eine solche Abteilung hätte, und angenommen man hätte den Betrieb eines zentralen Systems durch exzellente Arbeitskräfte sichergetellt, bleibt eine elementare Frage offen stehen: „Wer stellt die fortlaufende Innovation bei einem zentralen Ansatz sicher?“

Gerade mit dem Bick auf Innovation kann man doch feststellen, dass aus einer Hochschule, die z.B. ein zentrales System wie z.B. Blackboard in den USA, oder IMC Clix in Deutschland einsetzt eher wenige neue Impulse für Innovation in diesem Technologiebereich zu erwarten sind. Dies kann ja auch eine bewußte Eintscheidung sein. Viele Unis der USA sind diesen Schritt offenbar gegangen, Sie kaufen das E-Learning Produkt und entwickeln nichts mehr selbst. Für Verwaltungsprozesse, die IT-unterstützt werden sollen, würde ich so ein Vorgehen okay finden, aber Lehr- und Lernprozesse stellen ja gewissermaßen die produktiven Kernprozesse einer Universität dar. Wenn man den Gestaltungsraum dieser Kernprozesse aber begrenzt auf z.B. „das was in Blackboard machbar ist“, dann beschneidet man aus meiner Sicht die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten als Universität in Ihren Kernprozessen massiv.

Deutsche Unternehmen setzen für Ihre Buchführung sicher zu einem großen Teil SAP R/3 ein, aber keines der Unternehmen würde die Kernprozesse der eigenen Produktion in der Gestaltbarkeit freiwillig einschränken lassen, davon bin ich überzeugt. Genau dieser Schritt wird aber von einigen Meinungsführern diskutiert, indem Systemnamen wie „Moodle“ oder „Drupal“ oder „Ilias“ als die „richtige“ Lösung angepriesen werden. Ob es wirklich auf das Produkt ankommt? Oder doch mehr auf die Menschen und die Vielfalt?
Die Open University UK gibt auf diese Frage Nummer 7 in dem Interview bei MegaTrends eine klare Antwort: „Integration is much harder than it would be if we had adopted a single VLE (though that would probably have other downsides such as limiting our pedagogic choices).“

Ergänzend scheint mir ein kurzer Blick auf die Beantwortung der Frage 26 im Vergleich mit dem oncampus Interview interessant. Während das VHB Management bei Frage 26 „What other factors have contributed to sustainability, robustness and the achievement of critical mass in your institution? „ eine Beantwortung der eigentlichen Frage umgeht und stattdessen Vorteile der verschiedenen Beteiligten durch eine VHB „an sich“ darlegt und damit eher die eigene Existenz rechtfertigt, beantwortet das Management von oncampus die Frage gerade heraus u.a. mit dem Satz „The success of oncampus has been driven on by some self-motivated individuals.“ Das finde ich im Vergleich zur VHB sehr ehrlich und authentisch. Letztlich sind es die vielen, vielen Mitarbeiter, die eine virtuelle Hochschule erfolgreich machen!

Wie erfolgreich die Nominierten tatsächlich sind wird im Workpackage 5 der MegaTrends-Analyse untersucht. Es bleibt also spannend!

Update 14.12.2006
Mein ehemaliger Kollege Marc Jelitto hat mich hingewiesen auf eine Studie der UNESCO zu virtuellen Universitäten. Unter anderem kann man dort die Analysen zu zwei europäischen virtuellen Unis (Universitat Oberta de Catalunya (UOC), Spanien und L’Universite virtuelle en Pays de la Loire, Frankreich) herunterladen.

Update 5.1.2007
Seit heute ist dieser Beitrag nicht mehr geschützt durch Passwort (dies war jedoch zu Beginn wegen eines gemeinschaftlichen Überarbeitungsprozesses beabsichtigt durch einen kleinen Autorenkreise).
Interessant ist ein neuer Beitrag von Michael Kerres zum Thema IT-Strategie (was ja auch schon bei der letzten GMW eine Rolle spielte). Vielleicht hilft ja mein gesetzter Trackback die Diskussion zu bereichern um eine Perspektive des wissenschaftlichen Bodenpersonals und eines Softwareentwicklers, der u.a. für die VHB seit Jahren zum großen Teil verantwortlich für eine IT-Lösung (EverLearn) ist. Auch der Beitrag von Herrn Kerres zum Thema IT-Services mit dem Titel „E-University als Profilmerkmal, some day soon“ passt wunderbar zu diesem Posting.

Why do I blog this? Ich bin nach wie vor von dem rechtlichen Konstrukt der VHB fasziniert und denke, dass dieses auf Dezentralität (in Form einer Art Holding) ausgelegte Konzept ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal derlei Respekt vor der Struktur einer Rechtskonstruktion haben würde. Zu dem dezentralen Ansatz gehört jedoch auch die dezentrale Lösung der Probleme, die besser dezentral gelöst werden. Von daher besorgt mich die Aussage, dass offenbar „betört“ durch den Erfolg (dessen Nachhaltigkeit noch im Juni 2004 in Frage gestellt wurde), über eine Zentralisierung von Lösungen nachgedacht wird bzw. die mögliche Etablierung einer System-Monokultur. Das die VHB von einem international besetzten EU-Projekt zu einer der virtuellen Hochschulen gekürt wurde, die relevant sind für eine Untersuchung erscheint mir da ein kleiner Glücksfall für die Zukunft der VHB, denn der sogenannte „Erfolg“ der VHB ist aus meiner Sicht nichts, was man sich in das Regal stellen kann.
Da ich selbst für die VHB an Projekten mitgearbeitet habe und überzeugt bin, dass E-Learning in Bayern teilweise überaus erfolgreich funktioniert, bleibt meine Interesse an der VHB bestehen. Mich interessiert die weitere Entwicklung auch weil die technische Systemlösung EverLearn, in der viel Erfahrung, viele Innovationen und ungeahnte Forschungsmöglichkeiten stecken, natürlich durch eine zentrale Lösung unmittelbar vor dem „Aus“ stehen würde, ebenso würden sämtliche damit gesammelten Erfahrungen, kulturelle Errungenschaften und Erfolge durch eine neue, zentrale Lösung massiv entwertet.
Ich plädiere daher eher für Zentralisierung und Vereinheitlichung von Verwaltungs(Rand-)prozessen und für eine Dezentralisierung und Artenvielfalt in den Kernprozessen des E-Lehrens und E-Lernens. Eine Universität unterscheidet sich aus meiner Sicht unterscheidet von anderen Bildungsinstitutionen dadurch, dass die Art und Weise „des Lernens von Morgen“ geprägt und entwickelt – also selbst verändert – wird. Dies ist nicht mehr uneingeschränkt möglich, sobald eine Veränderung dieser „Art und Weise“ enge Grenzen gesetzt sind durch zentrale Softwareprodukte auf die die Universität keinen unmittelbaren Einfluss mehr nehmen kann.

9 Gedanken zu „Virtuelle Hochschulen in Deutschland: Wer ist erfolgreich?“

  1. Interessante Perspektive, die du aufzeigst, Helge. Für dieses Thema war ich bisher wenig sensibilisiert, drum hat mir dein Beitrag geholfen.

    Ein wenig hat mich dein Beitrag an eine Reportage über ein großes Treffen von McKinsey-Beratungsmitarbeitern erinnert. Die Berater diskutierten auf diesem Treffen, wie man denn die Fleischproduktion und -distribution in Deutschland (endlich) zentralisieren könnte. Das ist wohl eine der wenigen Branchen in Deutschland, die noch *nicht* zentral organisiert sind. Ich halte dezentrale Fleischproduktion für sinnvoll und, nach dem Lesen deines Artikels, auch die Mannigfaltigkeit (und Dezentralität) von Lernmanagementsystemen :-) . Die VHB zeigt, dass es machbar ist, Mannigfaltigkeit unter einem Schirm zu vereinbaren.

  2. Ich denk‘ es macht das gesamte IT-System einfach stabiler und wandlungsfähiger, wenn es einerseits „Artenvielfalt“ gibt aber eben auch die Dezentralität als Strategie. Damit schützt man sich schon gegen viele mögliche Risiken. Im Wertpapiermanagement nennt man das Diversifikation. Eine Diversifikationsstrategie ist immer dann angeraten, wenn die Situation unsicher bezüglich des Erfolges in der Zukunft ist. Und wer weiss schon was im e-Learning in zwei jahren Stand der Technik ist?

    Die Fleischproduktion ist ein ziemlich guter Vergleich. Jetzt wird jeder natürlich erstmal an die Gammelfleischskandale denken und sich fragen wo das denn bitte GUT sein soll. Ich denke mal hier hat die Dezentralität schon viel Schlimmeres verhindert, denn das sind ja oft einzelne kleine Unternehmen gewesen, kurz vor der Insolvenz. Erst wenn ein Unternehmen eine zentrale Rolle gespielt hat und ganz Deutschland beliefert hat ist es eine überaus kritische Sache, weil plötzlich alle davon betroffen sind, wo sonst nur lokal begrenzt ein Skandal seine Wellen schlagen könnte.

    Hier führt das dezentrale System offenbar zu Stabilität. Dezentralität kostet Geld, denn man könnte ja effizienter produzieren, wenn es nur noch EINEN Produzenten gäbe. Der zusätzliche Gewinn jedoch dürfte das damit einhergehende Risiko niemals überkompensieren können z.B. bei einer Seuche unter den dann auch zentralisierten Nutztieren und dem damit einhergehenden Risiko eines Totalausfalls der gesamten Fleischversorgung inklusive eventueller Schadensersatzklagen von Händlern und Verbrauchern.

    Wer sich also eine Dezentralität leistet, der kauft sich aus meiner Sicht damit eine Risikoabsicherung und Systemstabilität unter sonst eher unsicheren Bedingungen. Quasi eine Art Versicherungspolice.

    Das kann für einen so dynamischen Sektor wie e-Learning nicht ganz falsch sein.

  3. Hallo Helge,

    auch mich hat dein Impuls angesprochen, allerdings würde ich ihn auch aus einer ganz anderen Ecke unterstreichen wollen. sorry, dass ich jetzt erst schreibe, aber für manches braucht man ja Muße.

    Für meine Beobachtung hatten Zentralitätsaspekte auch etwas mit Kompromiss- und Standardisierungen zu tun.

    Um das ganze jetzt nicht abstrakt werden zu lassen – oder die Diskussion in die Falsche Richtung wandern zu lassen:
    Nur kurz ein imaginäres Beispiel: Neben den Zielformulierungen im Bildungswesen (Bildungsstandards) gibt es ja auch auf Hardware-Ebene mancherlei Bemühung um Standards. so gab es einmal eine Initiative, von der ich Ablauf – Prozedere und Fortschritt nicht tief genug kenne, die sicherstellen wollte, dass an jeder Schule -> Dieses Gerät mit -> Dieser Internetverbindung und -> Diesem Softwarepaket (-> steht hierbei für EIN spezielles Attribut) vorzufinden ist und zwar landesweit und mit festem Service-Park.

    Standards haben Gute aber auch schlechte Momente. Zu den Guten gehört, dass man sich – potentiell zumindest- dass man sich auf etwas zumindest verlassen kann. Ich nehme das gesagte zurück, indem ich sage verlassen können sollte. also aus der Sicht des Minimum und Einrichtungen ohne verlässlichen Hardwarepark ein attraktives Argument.

    Um jetzt von Standard-Debatte zu dem von dir beschriebenen Zentralsystem überzuleiten:

    Vor 10 Jahren währe dies ein unmittelbarer Zugewinn gewesen, denn die Rechnerparks an Schulen hätten quasi einen Pusch bekommen. Zentrales Design hat auch viele Vorteile der kurzen Wege bei der Wartung, den der Konzetration auf priorisierbare Aufgaben etc.

    Der Nachteil liegt in dem langen Atem. Um an das obige Beispiel noch einmal anzuknüpfen: Wenn also ein Lehrer in X-Stadt eine Idee mit Y-Maßnahme umsetzen möchte und sich an seinen Standard-Administrator wendet, wie wird er reagieren? Er wird die Standardantwort geben. Vieleicht mit Kopfschütteln etc. den X-Lehrer zurück nach X-Stadt und seiner Y-Maßnahme nach Hause schicken, denn sie war im Standard nicht vorgesehen.

    Was auf die Zentralverwaltung übertragbar ist: Eine Neue und kleine Idee, so innovativ sie auch sein mag bedarf eines hohen Risikos, um umgesetzt werden zu können. Dem entgegen würden dezentrale Systeme ermöglichen es erst einmal eine Y-Maßnahme auszuprobieren, den Erfolg oder Misserfolg zu dokumentieren und letztenendes zu teilen – oder für sich behalten und sich am Neid /Bedauern der anderen zu ergötzen.

    Was als Fazit also steht ist der Gedanke, inwieweit fördern solche dynamischen Systeme Innovation – aus der Anwendung heraus.
    Wie leicht sind neue und sinn-bringende Elemente einbindbar? welche Modularität kann vorgesehen werden? Und letztenendes bleibt die Frage: Ist die Schaffung und Anschaffung eines Systems um des Produktes willen oder ergebnisorientiert (Im Wissen, dass viele Wege zu einem Ergebnis führen) und in der Kenntnis, dass das Größte Ergebnis die Genese von Erfahungen aller beteiligten sind. (Nur um es einmal krass auszudrücken: Kein mensch investiert in einen Rechner wegen der Hardware-/Softwareproduktes und schon gar nicht in den Zeitwert. Solche Investitionen sind immer Investitionen in seine eigene oder auch kollektive Kompetenz. aber vielleicht stehe ich,ja mit der Meinung alleine da.

    Bis denne
    Andreas

  4. Zum Eintrag: Virtuelle Hochschulen in Deutschland: Wer ist erfolgreich?

    Lieber Helge,
    ich finde deine Reflexionen zum Thema Mega-Trends sehr interessant.
    Allerdings möchte ich einige ergänzende oder auch einschränkende Bemerkungen machen:

    „Wenn man den Gestaltungsraum dieser Kernprozesse aber begrenzt auf z.B. “das was in Blackboard machbar ist”, dann beschneidet man aus meiner Sicht die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten als Universität in Ihren Kernprozessen massiv.“

    Gleichzeitung zu dieser These vertritts du aber auch, dass viele Institutionen sich ein aufwändiges IT-Management nicht leisten können oder wollen. Hierzu muss gesagt werden, dass die Entwicklung einer eigenen virtuellen Lernplattform sicher auch mit sehr großem personellen und finanziellen Aufwand im Bereich IT verbunden wäre. Man kann also eher davon ausgehen, dass die dezentralisierte Lösung im Grunde eine bunte Mischung aus Moodles, Ilias, Sakais, auch WebCTs oder Blackboards ist. Die von dir beschriebene Innovationsbremse verschöbe sich also nur auf eine andere Ebene, die der Mitgliedsinstitutionen eines Konsortiums wie der VHB.

    Zum gleichen Punkt möchte ich dich auf den Artikel zur CVU (California Virtual University) aufmerksam machen: http://www.nettskolen.com/in_english/megatrends/Discontinued/Discontinued_CVU.pdf
    Hier steht die Dezentralisierung als klarer Negativfaktor der zu einer qualitativ und konzeptuell vollkommen inkohärenten Ansammlung von Onlinekursen führte. Ein Mangel an einheitlichen Kriterien vor allem im Bereich der Qualität der angebotenen Lehre kann durchaus negative Folgen haben, wie Profilverlust, Desorientierung der Studierenden, Schwierigkeiten bei der Evaluation und der Übertragbarkeit von Zertifikaten etc.

    Gruß,
    Pedro

  5. @Pedro: Vielen Dank für die Rückmeldung. Ich bin ja ganz begeistert, dass hier jemand aus dem Projektteam der Mega-Trends vorbeischaut. :-) Von daher vielen Dank schonmal für das entgegengebrachte Interesse. Ich werde in Kürze einmal in das zitierte PDF-Dokument hineinschauen. Dann antworte ich gerne ausführlicher darauf, okay?

  6. Lieber Helge,

    im Rahmen userer Recherchen zu eingestellten großen E-Learning Initiativen (wie z.B. der California Virtual University) haben wir leider in Deutschland keinen fruchtbaren Kontakte herstellen können.
    Ganz besonders waren wir am Projekt VIROR interessiert (Virtuelle HochschuleOberrhein; http://www.viror.de/), das ziemlich ambitioniert aussah, aber seit 2003 nicht mehr gefördert wird.
    Ich frage mich, ob du als aktiver Mensch in der deutschen Hochschullandschaft Wege kennst, weitere Information über VIROR oder auch über andere im Sand verlaufene Mega-Projekte in Deutschland zu bekommen.
    Tips, Ideen und Kontakte sind herzlichst willkommen!!!

    Gruß,
    Pedro

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