Neues Gesetz verbietet die freie Forschung und Lehre zur IT-Sicherheit

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Die Freiheit von Forschung und Lehre im Bereich IT-Sicherheit ist Geschichte, das Verbot davon hingegen seit heute Gesetz.

Die Forschungsfreiheit zählt im Zusammenhang mit der Wissenschaftsfreiheit und der Lehrfreiheit zu den bürgerlichen Grundrechten. In Deutschland wird die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre gemäß Art. 5 Abs. 3 des Grundgesetzes (GG) als Grundrecht geschützt.
Quelle: wikipedia und Bundesministerium der Justiz, der Bundesrepublik Deutschland

Ein ganzer universitärer Forschungsbereich wurde jetzt verboten. Um was genau geht es? Folgendes Zitat aus der Pressemitteilung des Chaos Computer Club verschafft Klarheit:

Das Bundeskabinett hat am 20. September 2006 einen Regierungsentwurf zur Änderung des Strafrechts in Zusammenhang mit Computersystemen beschlossen. Dabei soll u. a. Software kriminalisiert werden, die zur Analyse von Sicherheitslücken zwingend erforderlich ist. Der Chaos Computer Club warnt davor, dass die Umsetzung des Entwurfes die Sicherheit von Computersystemen gefährdet. Stattdessen fordert der CCC eine drastische Verschärfung der Strafen für Datenverbrechen.


Quelle: Bart Simpson Chalkboard Generator

Wie Spiegel Online und heise.de jetzt zusammenfassend berichten, hat auch der Bundesrat sämtlichen Rat aller Experten aus Deutschland ignoriert. Stattdessen wird in Kürze durch die Unterschrift des Honorar-Professor der Universität Tübingen, dem Bundespräsidenten Horst Köhler ein neuer Paragraf 202c StGB im Strafrecht in Kraft treten. Dieser verbietet die Nutzung von Software, die zur Analyse von Sicherheitslücken zwingend erforderlich ist. Das Gesetz untersagt selbst Sicherheitsexperten und Wissenschaftlern, Computersysteme mittels entsprechender Software zu untersuchen oder gar zu schützen.

Hartmut Pohl, Professor für Informationssicherheit sagt dazu dem Spiegel: „Dieses Gesetz verbietet, was ich mit meinen Studenten jeden Tag in Übungen und Seminaren mache.“ Ich füge dem hinzu, es verbietet, was ich vor wenigen Wochen gemacht habe, um die E-Learning Lösung EverLearn mit einer sicheren neuen Funktion für vereinfachte Anmeldung zu versehen. Ich habe versucht meine eigene Lösung mit entsprechenden Werkzeugen zu überprüfen.

Ich habe IT nicht nur studiert (Wirtschaftsinformatik) ich praktiziere sie auch und ich habe mich mit den Datenschutzgesetzen genauso beschäftigt, wie mit der Datensicherheit. Das Anschauen eines Datenspeichers wie z.B. einem Browser-Cookie und die Behandlung mit einem Numbercrunching-Tool ist also zukünftig unter Strafe gestellt. Warum hier das Werkzeug und nicht die Daten unter Strafe gestellt werden das bleibt das Geheimnis der politischen Entscheider.

Da fragt man sich unwillkürlich woran es liegt, das eine für Innovation in Deutschland so fatale Entscheidung gefällt werden kann. Eine Antwort findet man wohl nur, wenn man mit den unvoreingenommenen Augen eines Kindes schaut. Einmal hypothetisch gedacht: Wenn mich der Staat morgen nun zu Web 2.0 befragen würde wie man mit IT und Web 2.0 Innovation in Deutschland möglich macht – als Experte wohlgemerkt – wie sollte ich dann antworten? Sollte ich überhaupt antworten? Hat es Sinn sich dazu überhaupt zu äußern, wenn die geballte IT Kompetenz von Deutschland im Bereich Innovation in der IT Sicherheit durch den Staat ignoriert und stattdessen kriminalisiert wird? Welche Rolle spielt die Antwort eines „Experten“ heutzutage überhaupt, wer ist Experte, wer nicht? Ein Experte [Korrektur!] eine Menge Experten, haben Ihre Antwort bereits gegeben. Ich zitiere den CCC:


Eine weitere Antwort ist hier nachzulesen. Das Expertenwissen der White Hats wandert offenbar ab.

Update 8.7.2007
Die Gesellschaft für Informatik e.V. hatte im Verbund mit anderen Kompetenzträgern bereits lange im Vorfeld darauf hingewiesen. Unter anderem in Ihrer Mitteilung „Entwurfsfassung des § 202c StGB droht Informatiker/innen zu kriminialisieren“. Leider erfolgten wohl die letzten Tage intensive technische Wartungsarbeiten an dem Webauftriff der GI, so dass noch keine Stellungnahme zu den neuen Fakten vorliegt, aber darauf bin ich wirklich gespannt.

Update 12.7.2007
Die neue Gesetzeslage durch das Verbot der Forschung zur IT-Sicherheit erscheint vor allem interessant, wenn man einen Vergleich anstellt mit den Zielen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dort kann man lesen:

Die Sicherheit von Computern und Internet ist für das BMBF ein wichtiger Förderschwerpunkt, denn Softwaresysteme sind heute integraler Bestandteil vieler technischer Anlagen und Geräte, an deren Sicherheit und Zuverlässigkeit höchste Anforderungen gestellt werden. […] Die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Computeranwendungen kann sogar lebenswichtig sein. Immer noch ist es schwierig, Computersysteme zu finden, die diesen Anforderungen gerecht werden. Die meisten Systeme offenbaren Unbefugten Daten […]

Dieser Standpunkt des BMBF erscheint völlig korrekt, doch was mir vollkommen unklar ist, ist wie sich das mit der neuen Gesetzeslage vertragen soll, denn ganz konkret widmet sich dieser Standpunkt des BMBF u.a. auch folgenden Schwerpunkten:

IT-Sicherheit, Security

  • Innovative integrierte IT-Sicherheitssysteme für die sichere Erstellung, Installation, Konfiguration und den Betrieb von IT-Systemen, für Persönlichkeitsschutz und Vertrauenswürdigkeit der Systeme und
  • Sicherheit bei neuen IT-Methoden und Techniken wie etwa Ubiquious Computing.

Update 30.7.2007
Die Reaktion. Die Gesellschaft für Informatik hat heute mit einer Antwort in Form eines Memorandums (als PDF downloaden) auf die vielfältigen Vorstöße der unerlaubten und unverhältnismäßigen Datenerfassung reagiert. Ich zitiere einige Forderungen, die meiner Ansicht nach den Kern des Memorandums wiedergeben:

  • Für jedermann leicht erkennbare Kennzeichnung der Überwachung im öffentlichen und privaten Raum.
  • Hinweis für den Bürger unter welchen Voraussetzungen man sich der Überwachung entziehen kann.
  • Öffentlich, entgeltfrei einsehbares (Internet-) Register aller zur Überwachung nutzbaren (unternehmenseigenen und behördlichen) Datensammlungen
  • Abwägung des spezifischen Nutzens jedes einzelnen Überwachungsverfahrens […] mit den entstehenden Kosten.

(via heise.de)
Ich frage mich: Ist diese Liste an Forderungen ein „Denkzettel“ (denn nichts anderes bedeutet Memorandum übersetzt)?

Update 31.1.2009
Eine schöne Kunst-Aktion, die auch prima zu den Maßnahmen der Regierung passt, hat Johannes Kreidler derzeit inszeniert, um die Absurdität der Maßnahmen zu demonstrieren. Mit seiner Aktion „Call Wolfgang“ will er auf die Sinnlosigkeit der Überwachung hinweisen. Sicherheitstools zu verbieten löst genau sowenig Probleme wie Telefone zu überwachen.

Inflationär & Unklar: Web X.X

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Auf dem „Communityportal für Bildung Medien und Lernkulturen“ der Universität in Krems, hat Prof. Michael Wagner einen kritischen Beitrag mit dem Titel „Wider den Begriff Web 2.0“ verfasst, den ich sehr, sehr lesenswert finde. Wagner kritisiert darin, einerseits den zunehmend inflationären Gebrauch des Begriffs selbst, aber auch den Gebrauch der mittlerweile zur Ikone aufgestiegenen Endung „2.0“ für alle möglichen Dinge. Diese Kritik findet statt vor dem Hintergrund, dass der Begriff selbst kaum eine griffige Definition hat. Genau dies kritisiert Wagner indem er schreibt:

Man sollte eigentlich Bezeichnungen wählen, die so wenig Interpretationsspielraum wie möglich erlauben.

Wagner plädiert daher dafür, sich an der Definition des MIT zu orientieren, Zitat:

Dort spricht man im Zusammenhang mit Web 2.0 von partizipativen Technologien. Der Begriff der „Partizipation“ soll dabei zum Ausdruck bringen, dass der Konsument oder die Konsumentin nicht mehr passiv Medien konsumiert sondern selbst aktiv an einem kollaborativen Medienproduktionsprozess beteiligt ist.

Dem kann ich mich nur anschließen. Das stimmt aus meiner Sicht auch gut überein mit anderen Sichtweisen, die den Wandel darin sehen, dass es eine Entwicklung vom „Read-only-Web“ zum „Read-and-Write Web“ gibt. Diese Definition allein erklärt aus meiner Sicht aber noch nicht die Dynamik die wir sehen.

Wieso sollten plötzlich so viele Menschen etwas Eigenes „produzieren“ oder schreiben wollen? Prinzipiell ging das ja schon mit den ersten Homepages. Nein, ich glaube wer zu Beginn des Internet im Netz etwas schreiben wollte, der hätte das auch tun können (vielleicht war es komplizierter, teurer und langsamer als heute, aber wenn man gewollt hätte…). Ich denke vielmehr, dass die Dynamik der Netzentwicklung, die oft mit „Web 2.0“ bezeichnet wird einen anderen Motor hat. Dieser Motor ist etwas flapsig ausgedrückt das Prinzip „Gleich und Gleich gesellt sich gern“! Es ist die in den Webdiensten integrierte Funktion bzw. ein diesen Diensten inhärenter Algorithmus, der Menschen anhand von Content den sie produzieren (z.B. Weblog Post mit einem Tag, delicious Bookmark mit Tag, Flickr-Bild mit Tag) und den sie konsumieren (z.B. Youtube-Film mit Tag, SlideShare-Folien mit Tag, Amazon-Buch mit Collaborative Filtering, iTunes Store mit Collaborative Filtering) zusammenführt. (Dank an dieser Stelle an Heidi Schelhowe für die Anregung zu dieser Algorithmus-Sichtweise.)

Der dynamische Motor ist das soziale Bedürfnis nach Gemeinsamkeit und einer Verbindung zu anderen „gleichen“ oder doch zumindest ähnlichen Nutzern. Die Partizipation allein ist aus meiner Sicht deshalb eher Mittel zum Zweck, um ein eigenes Interessenprofil bekannter zu machen, Interessenten werden dann über die zugegeben recht primitiven Profile (auf „Tag“ bzw. Schlagwort-Basis und z.B. via Trackbacks) zusammengeführt. Das funktioniert trotz oder gerade wegen der Einfachheit erstaunlich gut, weil die Schlagworte und Trackbacks von Menschen ausgewählt und gesetzt werden. Ich sehe nicht, dass unbedingt ein neuer, revolutionärer Wille zur Partizipation da wäre, aber ich sehe, dass ein ursoziales Bedürfnis nach Gemeinsamkeit bzw. Gemeinschaft die treibende Kraft hinter „Web 2.0“ ist. Das hat man erst kürzlich z.B. an dem Studentenportal studi.vz gesehen, dort ist es die gemeinsame Uni, und die gemeinsamen Gruppen und das „gruscheln“, die Menschen zusammenführen.

Wagner schließt mit dem Fazit:

Aus dem Begriff des „partizipativen Web“ ergeben sich somit einige sehr zentrale Fragenstellungen mit derzeit noch wenig zufriedenstellenden Antworten.

Für mich ergeben sich nicht gleich in erster Linie Fragestellungen, sondern zuerst sehe ich neue Möglichkeiten und Chancen. Die Fragestellungen tauchen erst auf, wenn ich von den neuen Chancen tatsächlich Gebrauch mache und auch mit neuen Folgen bzw. Konsequenzen Bekanntschaft mache. So ist es z.B. durch das „Read-and-Write Web“ viel viel leichter geworden, jemanden wildfremdes im Web durch einen vielleicht etwas harsch oder unachtsam formulierten/geschriebenen Blog-Kommentar zu verärgern. Eine zentrale Frage ist für mich: Wie sieht für diesen Fall die kulturelle Routine aus zur Formulierung von Kommentaren in Weblogs?

  1. Lasse ich es wegen dieses Risikos am Besten ganz bleiben?
  2. Schreibe ich Kommentare lieber nur dann, wenn ich ganz „helle Momente“ habe und sondere nur Geniales ab?
  3. Blogge ich nur mit einem zwischengeschalteten Lektor, der Ausdruck und Rechtschreibung prüft, damit ich mich nicht mit meiner schlechten Rechtschreibung und den Tippfehlern völlig diskreditiere?
  4. Übe ich Disziplin und formuliere stets so als wäre mein virtuelles Gegenüber der einflußreichste Mensch des Planeten, dem ich antworte?
  5. Gibt es Routinen zur Entschärfung von möglichen Kommentar-Konflikten, die ich lernen kann?
  6. Mache ich vor jedem Kommentar ein Profiling des Blogbesitzers mittels Google, nach dem Motto „Wer ist das?“, „Was für einen Status hat er?“, „Was hat er in der Vergangenheit geschrieben?“
  7. Versuche ich einen Mittelweg zu gehen und probiere aus, welche Grenzen es gibt, mit dem Risiko sie vielleicht auch mal zu überschreiten?
  8. Beteilige ich mich besser überhaupt nicht am Web 2.0, denn das könnten meine zukünftigen Arbeitgeber lesen und die haben ja vielleicht gar kein Verständnis für so viel Präsenz ihrer zukünftigen Mitarbeiter im Web?

Update 24.5.2007
Folgenden Film musste ich einfach hier noch anfügen. Er ist unterhaltsam und zugleich macht er einen durch seine Übertreibung wirklich nachdenklich.

Trotz des aufkommenden Web 2.0-„Bashing“ das grade umgeht, muss man ja nicht von einem Extrem ins andere fallen. Ich sehe die positiven Seiten der Internetdynamik und wie man es dann benennt ist eigentlich zweitrangig. (Gefunden via weiterbildungsportal.ch)

Why do I blog this? Zum einen zeigt für mich die inflationäre 2.0-Ikonik auch langsam aber sicher heftige Abnutzungserscheinungen, zum anderen ist der Begriff aus meiner Sicht von vergleichbarer „Nebelkerzen“-Qualität wie der Begriff des Lernobjekts. Ohne klare Begriffe ist jedoch – zumindest in der Wissenschaft – nichts mehr klar. Ein weiterer Grund für dieses Posting erschließt sich nur aus dem kommunikativen Kontext für die beteiligten Personen. :-) Ich hoffe die Geste wird verstanden.

Studierendenwünsche an die IT der Universitäten

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Das deutsche Presseportal berichtet von einer Studie der Firma Microsoft (Pressemitteilung), die von TNS Infratest durchgeführt wurde. Das Portal Campus Innovation aus Hamburg fragt genauer nach und titelt „Was will die Google-Generation?“. Auf eine Grafik gebracht, die beim Presseportal für redaktionelle Zwecke eingebunden werden darf, zeigt sich folgendes Bild (via Soziologisches Wissen):


Why do I blog this? Wenn ich Student wäre, würde das genau meiner Ansicht entsprechen. Ich bin bei einer von Firmen in Auftrag gegebenen Studie gerne kritisch, diese Grafik scheint mir allerdings ziemlich plausibel. Ich würde auch gerne per SMS die Studierenden auf dem Laufenden halten. Die Veranstaltungen z.B. alle per Video für den iPod aufzeichnen lassen, und Sprechstunden per Videokonferenz oder z.B. Skypecast durchführen. Sowohl mit dem Weblog-Einsatz als auch in Sachen Online-Tests bzw. E-Klausuren sehe ich hier die Uni Bremen bereits recht gut aufgestellt. Foren zu Lehrveranstaltungen sind mit dem stud.ip System ohne weiteres umsetzbar. Virtuelle Arbeitsräume sind ein echter Knackpunkt, da setzen wir derzeit auf das EverLearn-System, weil dort sehr einfach Inhalte von Studierenden erzeugt und arrangiert werden können, ohne dass erst eine komplexe Syntax wie z.B. bei Wikis erlernt werden muss.