Zeitreise ins Jahr 1995 auf einem Apple Powerbook Duo 250

Ich bin grade dabei mir meinen nächsten mobilen Mac zuzulegen. Kein Retina Gerät, sondern eines der Vorgängergeneration (MacBook Pro 15″ QuadCore mit ordentlich Zing), da ich mit einigen Dingen nicht einverstanden bin, die Apple in den Retinageräten veranstaltet hat. Dabei kam mir die Idee, nochmal mein erstes Powerbook Duo 250 auszumotten und zu gucken, ob’s noch läuft. Kurze Antwort: „Ja, läuft noch super!“

Ich hab das Gerät am Netz gestartet (der Akku ist natürlich längst tot) und in wenigen Sekunden war das Mac OS System 7.1 hochgefahren. 200 MB Festplatte, das glaubt man kaum, wenn man es nicht selber vor Augen hat. Hier mal die Detailangaben:


Ja, und dann habe ich mal die Maschine nach noch einigen spannenden Daten durchforstet und doch so einiges Bemerkenswertes zu Tage gefördert. Was dann folgte, um die Daten auf meinen aktuellen rechner zu bekommen ist ein wenig abenteuerlich. Ich habe ein Diskettenlaufwerk das ich für das Powerbook noch hatte angeschlossen, eine alte Diskette genommen und formatiert und die Daten insgesamt in 15 Diskettenladungen übertragen. Jetzt fragt man sich natürlich: Disketten an jetzigen Macs, wie geht das? Ja, ich habe Glück gehabt, ich hab noch ein sogenanntes SuperDrive der Firma IMATION in meinem Besitz. Das Ding hab ich per USB an mein derzeitiges MacBook angeschlossen. Und oh Wunder es funktionierte, das sah dann kurze Zeit nach dem Einschalten des Powerbook so aus:


Wie man sieht, hat der Bildschirm/LCD ganz schön degradiert. Zum Ende hin war es immer schwerer was zu erkennen, weil es immer dunkler wurde von den Ecken her. Ja, und dann habe ich einen schönen Fund gemacht. So um 1995 herum war ich selbst Teilnehmer bei Jugend Forscht und im Nachgang habe ich mich eine ganze Zeit lang stark engagiert, den jungen Forschern damals ein BBS/Mailbox-System (heute würde man sagen Social Media) einzurichten. Die Stiftung Jugend Forscht unterhielt damals einen Mac mit mehreren Modems in Hamburg, und auf dem lief die Software FirstClass. Die jungen Forscher konnten sich in den mac in Hamburg einwählen per Modem und mit einer FirstClass Client Software. Das ging super unter Windows und Mac OS und war eine sehr luxeriöse BBS für damalige Zeiten. Denn alles ging per Drag&Drop und Doppelklick, während viele andere BBS per Texteingabe funktionierten.

Jufo NET

Nun und ich habe Bildschirmfotos von dem FirstClass System wie es damals lief gefunden, die ich hier mal teilen möchte mit der Netzgemeinschaft. Man konnte das FirstClass System mit eigenen, angepassten Themes bzw. Settings versorgen. Das war ein recht großes File mit Bildern, Tönen und sogenannten FirstClass Templates drin. Und die folgenden Screenshots zeigen das Aussehen der JufoNET BBS mit dem custom Styling das ich damals entwickelt habe.

 

Die Screenshots zeigen ganz schön, wie umfangreich sich dieser Vorgänger von Facebook für Forscher damals schon gestaltete. Ich hab natürlich auch noch andere Sachen auf der Platte des Powerbook gefunden. Zum Beispiel ein schönes Bild aus den Zeiten des Kalten Kriegs zwischen Apple und Microsoft.

Irgendwie erinnert einen das an die derzeitige Situation mit SAMSUNG, oder? Tja und dann habe ich den Rechner am darauf folgenden Tag nochmal gestartet und siehe da, der Bildschirm hatte sich wieder erholt. Zumindest so ein wenig.

Soviel zu meinem kleinen Ausflug in die Vergangenheit. Ich hab mich ja gefreut die Bilder vom Jufo NET wiedergefunden zu haben. Das Ding hatte ich schon komplett vergessen. Man beachte, dass das „Internet“ damals noch ein Ordner in einem BBS-System war. :-)

Pre-EduCamp-Rambling: Ideen für Graz

educamp-logo-rechtsIm November ist es soweit, das EduCamp in Österreich/Graz wird stattfinden. Da es bis um nächsten Camp bei uns um die Ecke (Hamburg) noch etwas dauert, bin ich am überlegen hinzufahren.

Was könnte ich beitragen?
Damit es lohnenswert ist würde ich natürlich selbst einen Beitrag bringen wollen und bin am überlegen, was sich da wohl eignen könnte. Spannend fänd ich, wenn Ideen aus dem EduHack’r Pow Wow Ende des Monats gleich weitergesponnen werden könnten und für das Pow Wow hab ich mir schon einige Gedanken gemacht.

Mobile digitale Dienste für bestimmte Lernszenarien
Durch die zunehmende Verfügbarkeit von Smartphones (ob nun Google oder Apple) stehen einige neue Möglichkeiten der „Digitalisierung der Welt“ zur Verfügung. U.a. Kameras zum Erzeugen von Video, Fotos und dem Registrieren von 2D und 3D-Barcodes. GPS-Systeme zur Ermittlung von Koordinaten und der elektronische Kompass für die Ausrichtung kommen zunehmend zum Einsatz. Eingebaute Mikrofone zum Aufnehmen von Audio z.B. für Interviews.

Die Möglichkeiten aktiv etwas mit diesen Geräten zu produzieren sind sehr groß geworden. Dies Möglichkeiten sollte man meiner Meinung nach einmal systhematisch ausloten. Das wäre ein Thema das mich interessiert.

WissensWert Blog Carnival Nr. 8
Im Vorfeld des EduCamp findet eine Blog Carnival statt so eine Art „Pre-Call-for-Papers“ (Details zu diesem Carnival hier., Weitere Details hier.) nur für Ideen und man schickt nichts ein sondern veröffentlicht gleich im eigenen Blog. Die Fragen des Carnival stehen unter der übergeordneten Frage „Sind Edu- oder BarCamps nur eine Modeerscheinung?“ Im Detail…

  • Brauchen wir diese neue Konferenzform überhaupt?
  • Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Was ist besser oder schlechter?
  • Wie unterscheiden sich BarCamps von üblichen wissenschaftlichen (Bildungs-) Konferenzen?
  • Wie könnte sich eine klassische wissenschaftliche Konferenz in Richtung eines Camps entwickeln oder soll sie das überhaupt?

Erste Frage: Ich denke wir brauchen solche „Konferenzformen“, ja, neu sind sie nicht. Bestehende Formate sind oft starr und unflexibel, können daher nur eingeschränkt oder viel zu langsam auf die Veränderungen eingehen. Zugleich halte ich sie für eine Veranstaltungsform, die es schon immer gab. Die Idee weitgehend informell Wissen auszutauschen ist ja jetzt nicht grade neu.

wocoalogo2Ich habe bereits seit 2002 an sogenannten Pow Wow’s teilgenommen, i.e. das Wocoa Geek Pow Wow (Gruß an Tomi an dieser Stelle, falls er das liest). Das war nahezu exakt das gleiche Veranstaltungsformat wie ein BarCamp heute (bloss nicht so formalisiert mit den Sessiontableaus, das war eher ein handgekritzelter DIN A4 Zettel). Die sogenannte „Netzgeneration“ denkt, sie hat das BarCamp erfunden… lassen wir sie in dem Glauben1. :-D

Hier mal ein Zitat zur Herkunft des BarCamp, das ich in einem Blogpost zum zweiten Hannover BarCamp gefunden habe:

Ein BarCamp ist eine kostenfreie sogenannte Unkonferenz mit Ursprung im Silicon Valley, die —inzwischen verteilt auf dem ganzen Globus — in Städten wie San Francisco, Shanghai, Paris, London, Berlin, München, Köln, Hamburg und Frankfurt stattgefunden hat. Ihr Ziel ist es, interessante Leute aus dem Technologiesektor zusammenzubringen und gemeinsam Ideen frei auszutauschen und zu entwickeln. Alle Teilnehmer sind zum Partizipieren angehalten. Spontane Vorträge — Sessions genannt — ersetzen vorgefertigte Präsentationen wie man es von traditionellen Konferenzen kennt.

Eine Vorversion des BarCamp oder vergleichbare Form ist das Prinzip des Pow Wow angelehnt an indianische Kulturen:

Ein Pow Wow ist ein Volksfest der nordamerikanischen Indianer und besteht hauptsächlich aus Musik und Tanz. Es dient aber auch dazu, soziale Kontakte zu pflegen, Ehrungen vorzunehmen und wichtige familiäre Ereignisse zu feiern. Deshalb sind Powwows mit ihrer über hundertjährigen Tradition in heutiger Zeit der wichtigste Aspekt indianischer Kultur und werden sowohl in kleinem Rahmen als auch als Weltmeisterschaften ausgetragen. Quelle: pow wow kalender

Das Pow Wow ist also primär eigentlich ein soziales Event. Die Adaption für Tech-Treffen von Geeks ist also stark sozial orientiert. Interessant zu lesen in diesem Zusammenhang sind die „Powwow general rules for first timers“ eines klassischen Pow Wow. Quellen des zweiten Wocoa’s gibt es noch im Netz zu finden. Wobei auch diese neue Idee damals zu teils heftigen Gegenreaktionen und Missverständnissen geführt hat.

Zweite Frage: Meine Erfahrungen sind positiv – vor allem auch mit vielen Pow Wow’s. Gerade in einer ungezwungenen Atmosphäre wie bei einem BarCamp/Pow Wow fällt der Austausch von Wissen viel leichter. Die doch oft auch ziemlich aufgesetzte „Hab Acht!“-Haltung auf klassischen Konferenzen ist hier nicht nötig und auch formelle Hürden jemanden anzusprechen sind deutlich geringer. Nachteil ist natürlich, die geringe Transparenz im Vorfeld, was einen dort wohl inhaltlich erwarten wird. Das kann man aber zu einem guten Teil ausgleichen, wenn man gut vernetzt ist und die Teilnehmerintentionen einschätzen kann. Inhaltlich langweilig war es jedenfalls nie und das soziale Event an sich hatte bereits seinen Wert.

Dritte Frage: Ein BarCamp unterscheidet sich dramatisch von klassischen „wissenschaftlichen Konferenzen“. Denn, klassischer Weise legt ein Expertenzirkel die Inhalte (Themen), die Personen (Vortragenden) und die zeitliche Struktur (Uhrzeiten) fest.

Das ist aus meiner Sicht ein deutlicher struktureller Unterschied, den ein BarCamp/Pow Wow zu klassischen Konferenzen aufweist. Hier passt sich das BarCamp den Erfordernissen an dem Konferenztag z.B. dynamisch an – also in gewisser Weise „atmet“ es organisch – die Vortragenden werden per „Abstimmung mit den Füßen“ der Teilnehmer auswählt – quasi per Volksentscheid der Teilnehmer – und auch die Themen werden nur durch eine unverbindliche Leitfrage oder eine provokative Überschrift vorgegeben. Die restliche Verantwortung für den thematischen Mix und das Gelingen wird an die Teilnehmer delegiert.

Vierte Frage:
Klassische Konferenzen haben eine kulturelle Tradition, die nicht einfach abgeschüttelt werden kann. Sie sind auch Karriereinstrumente und eingeübte Rituale der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Bevor man nachdenkt, sie zu ändern würde ich eine Frage stellen wollen: Welchen Anlass gibt es sie zu ändern? Oder etwas andersherum mal aus der Werkzeugsicht gefragt: Warum sollte ich einen Hammer umschmieden zu einer Säge, wenn ich bereits eine Säge in meiner Werkstatt habe?

Why do I blog this? Ich bin heftig am überlegen nach Graz zu fahren. Ich suche Gleichgesinnte, die im Bereich mobiler Dienste Lust haben etwas zu machen. Ich denke konkret an Möglichkeiten des i-/SmartPhone im Bereich Campus Innovation.
1 = Ich werde immer wieder auf diese Tatsache hinweisen, dass eine Teilung der Welt in „Natives“ und „Immigrants“ betrieben wird – mit dem Zweck das Königsprinzip Königsmechanismus anzuwenden – bis der Begriff des „Digitalen Immigranten“ verschwunden ist. Bei anderen Generationen (z.B. Generation X) war es absolut unüblich für alle Nicht-Mitglieder einer Generation einen eigenen Begriff zu schaffen z.B. „Generation Nicht-X“.