Minnesota Bar Conference: Building Synthetic 3D Worlds

Second Life und World of Warcraft sind bislang geläufige Namen für virtuelle Welten. Wer einen Blick auf die Entwicklungen die hinter den neuen 3D-Welten stecken, bekommen möchte, dem empfehle ich einen Podcast, des Blogs techsavvy.org, das mit Mark McCahill (einem der Chefentwickler von Open Croquet) eine hochinteressante Präsentation als Podcast mitgeschnitten hat (Audio ist nachfolgend eingebunden!). Der Podcast ist bereits fast ein ganzes Jahr alt, dennoch ist er erstaunlich aktuell.

[audio:http://media.libsyn.com/media/savvytechgroup/STP-Minnebar-MarkMcCahill.mp3]

Übrigens: techsavvy.org hat auch andere nette Podcasts online, einer der brühmtesten ist vermutlich das Interview mit Martin Dougiamas.

Die Überraschungseier der Osterhasenpädagogik

Eine Nachricht die gerade mächtig Staub aufwirbelt, hat der ZEIT den Anlass gegeben unter dem Titel Beschämung – ein deutscher Komplex einen Artikel zu verfassen. Er bezieht sich auf den Bericht von Vernor Muñoz, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, über die Ungerechtigkeiten im deutschen Bildungssystem. Aber das ist nicht der Punkt, der mich nun gerade sonderlich interessiert hat. Spannend und absolut lesenswert finde ich die Worte von Dr. Wolfgang Edelstein, emeritierte Direktor des Max-Planck- Instituts für Bildungsforschung, die in der ZEIT zu lesen sind. Folgendes Zitat aus dem Zeit-Artikel gibt die Essenz prächtig wieder:

Und warum frönen viele Lehrer immer noch der „Osterhasenpädagogik“, in der sie Wissen verstecken, um ihre Schüler danach suchen zu lassen? Warum nur interessieren sich Lehrer häufig so sehr für die Fehler der Schüler, und zwar nicht, damit diese daraus lernen, sondern um sie ihnen anzukreiden?

In dem Zusammenhang passt ein Interview mit dem Titel „Lernen ist erfolgreich, wenn erfolgreich an Vorwissen angeknüpft werden kann das die Seite Bildung PLUS mit Frau Prof. Dr. E. Stern geführt hat. Denn darin wird in einem weiteren Zitat dem Osterhasen-Prinzip eine klare Absage erteilt:

Der deutsche Schulunterricht ist zu lehrerzentriert. Man spricht auch von der Osterhasenpädagogik: Der Lehrer versteckt das Wissen, und die Kinder müssen es suchen, indem sie Fragen beantworten. Schüler, die wissen, was der Lehrer gemeint hat, kommen gut raus, und der Rest bleibt auf der Strecke.

Besser lernt man, wenn man eigenständig eine komplexe Aufgabe bearbeitet, deren Lösung nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. In einem derartigen Unterricht sind Lehrer natürlich stärker gefordert. Einerseits müssen sie sich sehr genau überlegen, welche Aufgaben den Kindern weiter helfen, und andererseits müssen sie sehr nahe an dem Wissen der Schüler sein, damit sie erkennen können, welche Missverständnisse bestimmten Fehlern zugrunde liegen.

Man könnte es auch so sagen: Beim schlechten Unterricht müssen die Schüler herausfinden, was der Lehrer gemeint haben könnte, während beim guten Unterricht der Lehrer herausfindet, was der Schüler gemeint haben könnte und wie man halb Verstandenes in die richtige Richtung lenkt.

Update 7.7.2013
Frieder_Nake_2001Ich habe einen herrlich passenden Kommentar von Frieder Nake im Blogpost von Andrea Back gefunden, der sich auf das Thema „Simplify your Life Long Learning“ bezieht. Darin werden so tolle Werke wie „Lean Brain Management – Erfolg und Effizienzsteigerung durch Null-Hirn“ erwähnt. Und der Herr Nake schenkt mir ein „Hach!“ mit folgendem Bonmot in dem er auf die Postulierung von „[…] mindestens ertrinkt unsereins fast in der Informationsflut […]“ eine Fußnote ergänzt:

Frieder Nake
Liebe Frau Back,

Ihre neuesten fragend-kommentierenden Hinweise auf lesestoff und Positionen provozieren mich doch einmal wieder zu einer komplimentierenden Fußnote eines Lesers Ihrer regelmäßigen Mitteilungen. “Dummheit ist lernbar” leuchtet mir sofort ein, besonders mit der geschwind in die Gedanken eindringenden Interpretation: “… weil sie gelehrt wird”, vielleicht sogar: weil sie “vor allem lehrbar” ist.

Jene Lehrenden, frage ich mich gelegentlich, die der Klagen über die “schlechter” daher kommenden Schüler und Schülerinnen, Studentinnen und Studenten nicht müde werden, dürften eventuell die Quelle einer systematischen Verdummungs-Lehre sein. Denn wie will einer, der (oder die) nicht vom Vertrauen in die Lernenden ausgeht, von ihren Interessen und ihrem Willen, wie will so einer dazu beitragen, dass solche Menschen weitere oder gar bessere Gelegenheiten ergreifen in ihren Lernprozessen?

Dass es eine Kunst ist, nicht zu lernen, liegt gleichfalls nahe. Eine hohe Kunst muss das sein, eine wohl gar unmögliche Haltung. Denn Leben ist nichts als Lernen, soweit Leben ein ständiges Anpassenan Gegenheiten ist, die sich ändern, und also erste Stufe von Lernen. Leben ohne zu lernen kann ich mir schlicht nicht vorstellen, auch wenn ich in meiner eigenen Umgebung immer wieder meine, dieser und jener Kollege könne nun aber, weiß der Teufel, doch endlich mal “etwas begreifen”. Frage ich mich etwas skeptischer, so stelle ich fest, dass nur wieder meine Erwartungen in die Art oder den Inhalt dessen enttäuscht worden sind, was der andere lernt. So scheinen mir viele meiner diesbezüglichen Bewertungen und Urteile kaum mehr zu sein als raffinierte indirekte Formulierungen eigener Vorurteile, projiziert auf andere und mit dem Nimbus der Position eines Lehrers abgegeben.

Sie werden in Ihrer schönen persönlichen Schreibart sich wieder einmal der Informationsflut bewusst, in der Sie wie alle anderen relativ hilflos rudern. Ein sehr unangenehmer Zustand, gegen den kaum jemand weiß, wie das Schwimmen wieder schön werden könnte. Ein Hinweis auf einer Metaebene, der allerdings nicht mehr ist als eben Meta: “Datenflut” scheint mir das zu sein, das Sie und mich von den Füßen holt. Nicht “Informationsflut”. Daten sind das, was herumströmt und immer schneller und mehr. Was Gemeinschaften daraus zu Information werden lassen und Individuen zu Wissen, ist etwas ganz anderes. Es bleibt schön menschlich begrenzt.

Betrachten wir die Daten als Daten, so werden sie uns nicht irritierend um die Ohren geschlagen. Wir bleiben getrost, weil wir wissen, dass schon seit langem die Daten allenthalben und reichhaltig waren. Richtig dürfte allerdings sein, dass sie schnell und schneller kreisen.

Ich darf mich auf Ihre nächste Aussendung von Daten freuen, immer gut gebündelt, ausgewählt, schön in Form gebracht. Da suche ich mir gern heraus, was ich mir zur Information machen möchte.

Beste Grüße,
Frieder Nake

#1Kommentar vom 26. Oktober 2006 um 14:59

Why do I blog this? Ich kann dem Artikel der Zeit insbesondere in Sachen Osterhasenpädagogik nur zustimmen, und da wir ja gerade auf Ostern zusteuern passt das natürlich prima als Wortspiel. Ob man nun für eine Änderung dieses Verhaltens von Lehrern gleich mal das ganze Schulsystem ändern muss ist aus meiner Sicht aber eine andere Frage. Ob nun Osterhasenpädagogik oder Weihnachtsmanndidaktik (Nur wer brav ist gewinnt im System Schule). Der Glaube an Weihnachtsmann und Osterhasen endet ab einem bestimmten Alter ja meistens, vielleicht ist das also nur eine Altersfrage… ich habe gehört die Kinder heutiger Zeit glauben schon in immer jüngeren Jahren nicht mehr an Osterhasen und Weihnachtsmänner. Sieht so aus als würde es eng werden für die Lehrkonzepte die auf diesen Glauben aufbauen. Aus meiner Sicht ist für Osterhasenpädagogik jedenfalls selbst an Ostern die falsche Zeit!

Meta-Portal für netzbasiertes Lehren & Lernen

Offenbar gibt es ein neues Meta-Portal für netzbasiertes Lehren & Lernen bzw. „Mediendidaktik und E-Learning“. Auf einer sehr funktional gehaltenen Seite www.medida.info hat man offenbar viele internationale und nationale Informationsquellen angezapft und diese zu einem Meta-Portal kombiniert, dessen Kategorien Blogs (d), Blogs (e), Institutionen, Bildung, Magazine und Technik aktuelle Informationen an einem Punkt zusammenführen. Die von mir soeben frisch entdeckte Seite im Netz, die als Service der Universität Duisburg-Essen offenbar von Prof. Michael Kerres ins Leben gerufen wurde scheint einzuladen zum Mitmachen, denn man kann Vorschläge abgeben was an weiteren Informationsquellen „angezapft“ werden sollte. Sieht nach einer prima Sache aus. :-)