Ist „Enkin“ das eigentliche „tonchidot“?

enkin.pngTonchidot hat wenig an technischen Details bekannt gemacht. Offenbar ist es aber wie fast immer, keine Idee, die nicht schon gedacht wurde. Und so haben zwei Deutsche in Osaka/Japan an einem Projekt namens Enkin – navigation reinvented gearbeitet, das sich wie folgt beschreibt:

„Enkin“ introduces a new handheld navigation concept. It displays location-based content in a unique way that bridges the gap between reality and classic map-like representations. It combines GPS, orientation sensors, 3D graphics, live video, several web services, and a novel user interface into an intuitive and light navigation system for mobile devices.

Dieses Projekt beschreibt sehr gut, wie tonchidot arbeiten könnte. Wobei ich mich tatsächlich frage, wo im iPhone genau der Kompass plus Lagesensor verbaut sein soll.
Besonders aufmerken lassen sollte einen, dass Enkin über Googles ANDROID implementiert wurde, also quasi schon fertig ist für das Handy OS, von Google. Es könnte schon morgen die nächste Enthüllung von Google darstellen.

PostIt’s + Livebilder im iPhone = tonchidot?

logo.pngAuf der TechCrunch50 Conference gab es weitere Kandidaten, die für mich die heißesten Anwärter sind auf Erfolg. Einer hat sich merkwürdigerweise sehr wenig in die Karten schauen lassen (O-Ton: „We have patent.“), und auch die offizielle Videoaufzeichnung vom „Pitch“ wurde bislang nicht freigegeben. Es handelt sich um tonchidot bzw. deren Produkt „SekaiCamera“ eine iPhone App.

Nachdem ich mir immer und immer wieder das YouTUBE-Video zu diesen umtriebigen Japanern angeschaut habe (mal wieder ein japanisches Projekt; wie OpenTrace; Japan scheint zu rocken!) komme ich zu dem Schluss, dass entweder vermutlich Apple schon das Netz nach diesen Japanern ausgeworfen hat (Kaufangebot) oder das Ganze war ein Super-Hoax. Wenn Apple den dreien bereits einen Deal angeboten hat, die iPhone App direkt einzukaufen, wäre das eine App die auf jedes iPhone gehört und super für das Apple Marketing Lineup passen würde. Ansonsten ist zumindest die DEMO und die Q&A-Session danach eine der unterhaltsamsten Pitch-Vorträge gewesen die man bei TC50 sehen konnte.

Was ich nicht verstehe ist, warum die Vortragenden für ihren Ausruf „Don’t forget Imagination.“ ausgelacht wurden. Das Business im Tech-Sektor ist sicher zu einem großen Teil von Imagination getragen. Man wird sehen.

Neben tonchidot, das mir für kurze Zeit den Atem verschlug, fand ich folgende Pitches super:

Update 11.9.2008
virtuallightgibson.jpgEin kurzer GoogleCall mit „tonchidot hoax“ zeigt, ich bin nicht der Einzige, der so über tonchidot denkt. Josh Lowensohn von CNET News schreibt z.B. „Sci-fi demo of real-time visual geotag service could be just that„. Die Anlehnung an William Gibsons „Virtual Light“ ist jedenfalls überdeutlich erkennbar – its Sci-Fi – but so what, vieles was Sci-Fi war wurde wirklichkeit (z.B. Kommunikator der Enterprise? = iPhone). Die Times Online nennt es einfach nur „Mousetrap Technology“.

Update 12.9.2008
CNET News hat eine gute Zusammenstellung der besten Produkte nicht nur von der TC50 sondern auch von der parallel stattfindenden DemoFall als Videoclip bereitgestellt. Der eigentliche Hammer aber ist das eBook von Plastic Logic und es ist made in Germany.


Fitbit finde ich einen Knaller, allein, was Krankenkassen da sponsorn könnten, damit die Leute mehr Sport treiben wollen. SecondLife 2 bzw. Hangout dürfte es echt schwer haben, schließlich gibt es ne Menge anderer Attraktivitäten im Netz für die virtuellen Nomaden. Plastic Logic sieht für mich nach dem ersten zumutbaren eBook Reader aus. Kompakt, robust und klare Kontraste in der Darstellung. Amazon, get this thing flying!! Map Flow hat aus meiner Sicht neben FitBit das beste Business Model (falls nicht Plastic Logic rechts überholt). Die in meinem vorigen Post erwähnten Dienste finde ich alle spannend, aber das Business Model ist unklar. Yammer muss besser sein als Twitter. Dotspots muss sich erst via FireFox-Plugin auf den Rechner des Nutzers vorkämpfen, da gibt es ne menge anderer. LiveHit scheint mir zwar technisch spannend, aber das visuelle Display wird nicht funktionieren (zuviel Screenspace, zu bunt!). Kronomy finde ich persönlich sehr unterhaltsam, aber aus Datenschutzsicht, möchte ich meinen Lebenslauf nicht mit Bildern ins Netz stellen, dürfte also eine Geschmacksache werden, ob man damit ein Business starten kann… weiß nicht. Tonchidot hatten wir schon. OpenTrace ist für mich ein ganz klar gebrauchtes Tool, das aber eigentlich in die Hände der Allgemeinheit gehört wie wikipedia. Ichart wird funktionieren, genauso wie SlideShare, Youtube, Flickr und LastFM funktioniert haben. Emerginvest vermutlich auch, einfach weil es für Laien extrem unübersichtlich ist in Sachen Geldanlage international, wenige Banken unterstützen einen dabei wirklich. Alles in allem eine Menge Starts pro Woche gewesen… ich werde das erst nach und nach alles selbst angucken können. Spannend fand ichs. Und den LiveStream von TC50 fand ich genial! Nächstes mal einfach ncoh ein Voting-Tool daneben schalten mit Kriterien wie Kreativität, Business Model, TechBrilliance, Enthusiasm und Crazyness. :-D

google_lhc.gifWhy do I blog this? Mich wundert, wie die Japaner das machen mit dem iPhone, denn erstens ist GPS einfach nicht so genau, zweitens kann das iPhone seine Lage im Raum nicht absolut bestimmen (trotz Beschleunigungssensorik) und drittens ist es mir ein Rätsel, wie auch noch einzelne angepeilte Punkte im Raum (iPhone nach oben/unten halten) erkannt werden sollten. Ich denke es ist entweder ein Hoax mit dem sie die Silicon Valley Boys vorführen wollten, oder aber sie haben etwas im Einsatz, was anderen iPhone Entwicklern nicht zur Verfügung steht. Was anderes fällt mir dazu nicht ein. Da ist mir dreimal klarer, was derzeit im CERN am LHC passiert, als das was tonchidot tut. Google hatte heute übrigens ein besonderes Logo zum Start des LHC. Ich bin gespannt, was passieren wird… am LHC und bei tonchidot. Beides scheint zu schön um wahr zu sein. :-D

Abstürzende Telefonzellen und andere Usability-Stilblüten

Folgender Schappschuss einer abgestürzten Telefonsäule im englischen Garten am chinesischen Turm ist mir gestern gelungen. Selten war so deutlich, dass hinter fast jedem elektronischen Gerät ein Rechner steckt. Man beachte den um 90 Grad gedrehten Monitor.

phone_crash.jpg

Seit ca. 3 Monten lebe ich in München, einer Stadt, die sich vieler wunderbarer Eigenschaften rühmt. Wenn man wen fragt hört man immer das Gleiche: „hohe Lebensqualität“, „gutes Wetter“, „fast wie in Italien“. Gerne möchte München auch immer wieder eine Weltstadt sein. Mit dem Verkaufsprozess für die Verkehrsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs wird das ganz sicher nicht gelingen (in die Liga der Weltstädte aufsteigen).

Der Münchener ÖPNV weist Eigenheiten auf, bei denen man sich nicht mehr nur am Kopf kratzt, sondern im Zweifelsfall bei der Hotline der MVG (Münchener Verkehrsgesellschaft) landet, obwohl man sich auf der Homepage des MVV (Münchener Verkehrsverbund) befindet. Das ist ungefähr so wie T-Com und Telekom oder T-Mobil und T-Net, hat also rein gar nichts miteinander zu tun.

Interessant ist doch immer wieder, wie Maschinen bestimmen, was in unserem Leben passiert. Schon in Bremen an der Uni habe ich mich jedes Mal wieder geärgert, wenn die elektronischen Mensakarten, von über 10.000 Menschen alle am gleichen Datum ungültig (verlängerungsbedürftig) wurden, und alle diese 10.000 Menschen sich bei EINEM (ausgeschrieben „1“) Infokiosk anstellen müssen um eine Verlängerung zu bekommen. So ist das in München mit den Monatskarten des Verkehrsverbundes auch, man muss nicht zum Kiosk, sondern zum Automaten. Das Schlangenphänomen am Monatsanfang ist hier so wunderschön zu beobachten wie in Bremen, besonders ausgeprägt, wenn einer der wenigen Automaten dann auch noch zufällig gerade kaputt ist.

Welche Monatskarte darf es sein?
isarcardabo_neu.jpg isarcard9uhr_neu.jpg isarcard60_neu.jpg

Interessant ist jedoch erst die Bedienung des Automaten, um eine Monatskarte zu bekommen. Hier wird es kompliziert. Die Weltstadt zeigt sich von einer eher unglücklichen Seite. Für eine Karte des ÖPNV gibt es keine Touristen-Flatrate oder eine Jobber-Flatrate oder Ähnliches. Erstmal ist wichtig zu wissen, dass der ÖPNV in München Ringe hat und man muss erst einmal Wissen erlangen über Struktur und Ausdehnung dieser Ringe. Und dieses Wissen wird vom Besucher oder Gast zunächst einmal abgefragt wie folgt:

automaten_wahnsinn_mvg_mvv.jpg

Der Erste Automat siehe (obere Bildhälfte) erfragt den „von Ring“ und den „bis Ring“. Wer hier naiv auf die Taste „1“ tippt hat schon verloren und muss zurück auf „Los“ und erstmal den Knopf für die Monatskarte wieder finden. Denn richtig einstelligen Ringzahlen muss die Ziffer „0“ vorangestellt werden, also „0“ und dann „1“ ist zu tippen. Gelingt dies wird der verdutzte Besucher feststellen, dass eine EC-Karte an den MVV/MVG-Automaten am Hauptbahnhof nicht funktioniert, nur Bares ist Wahres oder eine Geldkarte… doch halt, was klebt denn da an dem Automaten der Deutschen Bahn AG? Ein MVV-Aufkleber klebt dort. Also dort hin, um bargeldlos zahlen zu können… Der Bildschirm sieht nur auf den ersten Blick ähnlich aus zu dem Automaten des MVV/MVG. Man tippt hier die Ziffer des „von Ring“ einfach an. Hat man das getan, passiert scheinbar nichts außer dass die Box mit der Ringziffer gelb gefärbt wird. Erst nach langem gucken bemerkt man, dass oben ganz heimlich still und leise die Anzeige von „von Ring“ auf „bis Ring“ umgesprungen ist. Weitere 10 Sekunden später wird dies ganz offensichtlich, denn der Schriftzug beginnt rot zu blinken.

Kurz und gut: Der erste Automat zwingt in Maschinensprache zu denken „01“ und kann keine gängigen Zahlungsmittel ausser Bargeld/Geldkarte. Der zweite Automat hat wieder eine völlig andere Bedienung für exakt den gleichen Vorgang – der Kunde muss also gleich wieder neu lernen. Aber immerhin, der beherrscht bargeldlose Zahlungsmittel.

kontrollnummer_mvv_mvg.jpgDie dritte Automatenvariante sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Dort wird der Kaufprozess noch durch eine weitere sinnlose Station erweitert (Eingabe einer Kontrollnummer, die sicher jeder Besucher/Gast kennt), deren Darstellung nachfolgend von einem Kollegen mit seinem iPhone dokumentiert wurde (Danke Chris!). Es leben die Maschinen!

Update 9.8.2008
Es nicht so, dass ich der einzige bin, dem das auffällt, soviel ist klar. Andere widmen diesen Ärgernissen ganze Artikelserien, wie z.B. im Spiegel in dem Artikel „TECHNIKÄRGERNIS STEMPELAUTOMAT – Gefangen in der Entwerterfalle“, in dem man lernt, dass es außer Ringen auch Waben und Zonen gibt. Oder aber „TECHNIKÄRGERNIS MAGNETSTREIFEN – Das Einsteckrätsel EC-Karte“ bei dem ein ebenso schönes wie rätselhaftes Problem beschrieben wird, dass mir jedes Mal an der Tankstelle begegnet. Nein, ich bin da nicht allein!

Ronald Hartwig sammelt in seinem Blog allerhand weitere Automaten-Kuriositäten dazu. Um sich das ganze Bild machen zu können, füge ich hier nochmal ein Bild eines vollständigen MVV/MVG-Automaten ein. Ein Kuriositätenkabinett an Knöpfen, Klappen, Texten und Einsteckschlitzen mit vielen bunten Farben.

automat_mvv_mvg_complete_small.jpg
Anklicken für volle Größe

Eine besonders schöne Sammlung an Modellen von Automaten gibt es übrigens auf den Seiten von Bahnbilder.de. Wer sich mal wieder allzusehr geärgert hat, für den hält ein Gesundheitsmagazin aus Wien/Österreich Tipps parat: Ärger als Energiequelle nutzen.

Zitat:

Ärger gehört zum Menschsein dazu, jeden Tag. Wir ärgern uns über den Ärger, weil er uns den letzten Nerv zu rauben scheint. Doch er setzt auch Kräfte frei. Wie Sie diese Energie nutzen können, weiß ORF-Wien-Psychologin Julia Umek.

Update 10.9.2008
Hier nun kommen meine Verbesserungsvorschläge für den Automaten der DB AG. Erstmal wird die Anzahl der Ringe auf eine Zahl reduziert, die maximal eine Ziffer umfasst (als max. 1-9) ich schlage 5 vor. Dann werden auf dem Display bereits markante Stadtpunkte eingetragen (Centralstation, City, East Centralstation, Airport). Und dann kann man einfach tippen (egal welche Reihenfolge) von bis ergibt sich daraus wo ich tippe. Hier die Screens dazu:

ringsmvv_mvg_improved_1.jpg
ringsmvv_mvg_improved_2.jpg
ringsmvv_mvg_improved_3.jpg

Ergänzend würde ich ein Stationsleitsystem einführen, dass einem in JEDER U-Bahnstation anzeigt, WIEVIELE Stationen ich von „Centralstation“ entfernt bin (also die Stationsdistanz zu Central) und in welchem Ring ich mich befinde. So weiß man jederzeit, ob man den Gültigkeitsbereich seines Tickets verlässt wenn man in die eine Richtung fährt oder innerhalb bleibt.
Kommentare sind erwünscht. :-)

Update 11.8.2008
Hier noch ein radikalerer Wunschentwurf von mir. So könnte es klappen mit dem ÖPNV in Deutschland. :-D

ringsmvv_mvg_radikal.jpg

Ha, und damit nicht genug: Hier kommt die ultimative Verdeutlichung dessen, was ich meine (gefunden im eduFuture-blog, DANKE für diesen Perlenfund!):

simplicity.png

Quelle: Simplicity

Udate 2.10.2009
Auch die Sueddeutsche hat so ihre Probleme mit den MVV Automaten festgestellt. Als Technik-Tücke wird das Automatenwunder des MVV dort bezeichnet. Tja, trifft denn Nagel auf den Kopf würd‘ ich sagen.

Update 9.10.2009
Heute ist es Zeit für einen ganz besonderen Leckerbissen der Usability von Alltagsgegenständen: Der Lichtschalter. Nun, man sollte meinen der perfekte Lichtschalter sei bereits einmal erfunden worden. Aus meiner Sicht ist er rund, und man muss ihn drehen, um das Licht einzuschalten. Er sieht ungefähr aus wie folgt:

drehschalter

Warum halte ich diesen Lichtschalter für fast perfekt? Ganz einfach, man kann ihn nicht aus versehen schalten. Es ist völlig klar, dass wenn man ihn dreht, dass dann der Zustand sich ändert. war er vorher an, ist er nach der Drehung aus. Man hört dass man schaltet und es klickt auch richtig. Man muss einen Widerstand überwinden beim schalten. Absolut perfekt wäre er, wenn er dem Nutzer offenbaren würde, ob er gerade auf AN oder auf AUS steht. Zum Beispiel mit einer kleinen Leuchte/LED. Das ist dann der sogenannte Aufputzdrehschalter mit Kontrolleuchte, zu finden derzeit nur noch im Elektromuseum.

Doch jetzt möchte ich ein Produkt vorstellen, dem man die Jahrhunderte der Evolution tatsächlich ansieht. Der Mensch strebt nach absoluter Perfektion und hier kann man sie in vollster Schönheit betrachten. Ach so, dieser nachfolgende Lichtschalter ist übrigens in meinem Büro verbaut worden.

lichtschalter_usability_min
Bild anklicken für große Abbildung

Diese Lichtschalter ist das ultimative Ergebnis deutscher Ingenieurskunst. Ich bin einfach begeistert ob der Leistungen die hier zu diesem exzellenten Ausdruck des Strebens nach Perfektion erzielt wurden. ;-)
Nein, was man hier sieht ist in der Praxis tatsächlich die absolute Katastrophe in Sachen Usability, und derzeit definitiv der Höhepunkt meiner Beobachtungen zu Usability-Fails im Alltag. Wer bietet mehr?

Update 10.10.2009
Nette Umsetzung eines Human Interface:

Hi from Multitouch Barcelona on Vimeo.

Quelle: palomar5Inspirations

Fahrkartenautomaten im Vergleich

Update 5. Juni 2015: Hier ein schöner Vergleich von Prinzipien den ich per twitter gefunden habe.

automaten_wahnsinn_compared

Why do I blog this? Bin ich eigentlich der Einzige, der trotz eines Universitätsabschlusses im Fach Wirtschaftsinformatik einen Automaten der MVV/MVG nur mit großer Mühe bedienen kann? Das frage ich mich jedes Mal wieder, wenn ich vor einem von den Dingern in drei Varianten stehe. Ich würde mir so sehr wünschen, dass diese Tickets über das Internet gekauft werden können. Keine Schlangen am Automaten, keine Automaten mehr und vermutlich ein weitaus besseres Userinterface. Ich weiß, dass sind höchst fromme Wünsche an einen Weltstadtanwärter.