Neue Publikationen von Karsten D. Wolf

Die vorlesungsfreie Zeit wird in der Wissenschaft regelmäßig zum Publizieren genutzt. Der Sommer 2006 hat gleich drei neue Publikationen von meinem Chef, Prof. Dr. Karsten D. Wolf hervorgebracht.

  1. Unter dem Titel „e-learning in European SMEs“ erscheint bei Waxmann ein Beitrag zum e-Learning in „small and medium-sized enterprises“, herausgegeben von Doris Beer, Thorsten Busse, Ileana Hamburg, Ulrich Mill, Hansjürgen Paul. Karsten Wolf stellt darin einen Ansatz vor, wie man mit Franchising im e-Learning neue ökonomische Wege beschreiten könnte. Der Titel seines Beitrags in dem Band lautet denn auch: „Franchising e-learning – a promising business model for small and medium training businesses?“
    Abstract zum Band: 99,8% of European enterprises are small and medium-sized (SMEs) with less than 250 employees. They include your favourite baker and bookshop, the thousands of suppliers for the well-known brands as well as the advertising agency operating in a big modern loft in one of Europe’s metropolitan areas. Most of these SMEs make use of IT since years. With the challenge of the knowledge economy it seems only reasonable to assume that they use their IT-infrastructure as a medium for learning as well, as it is done by most of the big companies. However, against all expectation e-learning providers have difficulties to win clients among SMEs.
  2. Ein weiterer Beitrag findet sich unter dem Titel „Empirische Lehrerbildungsforschung – Stand und Perspektiven“. Er erscheint ebenfalls bei Waxmann und beschäftigt sich mit empririscher Forschung im Bereich der Lehrerausbildung, herausgegeben von Jürgen Seifried und Jürgen Abel. Karsten Wolf stellt darin einen Beitrag gemeinsam mit Andreas Rausch vor zum Thema „Lernmotivation und Problemlösefähigkeit als Erfolgskriterien für virtuelle Seminare in der Lehrerbildung“.
    Abstract zum Band: Beiträge aus den Symposien „Empirische Lehrerbildungsforschung“ und „Kompetenzentwicklung in der Lehrerbildung“, gehalten auf der Herbsttagung 2005 der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung in Salzburg, sind in diesem Band zusammengeführt.

    Unter verschiedenen Aspekten werden hier empirisch gestützte Hinweise gegeben, wie die Lehreraus- und Lehrerweiterbildung zu verbessern ist und wie Studierende bzw. Referendarinnen und Referendare eine höhere Unterrichtskompetenz erwerben können. Angesichts des Mangels an empirischer Evaluation der Lehrerbildung will dieser Band zu einem Abbau entsprechender Forschungsdefizite beitragen.

  3. Die dritte Publikation ist erschienen in der neuen Zeitschrift für e-Learning, die gemeinsam von Andrea Back (Schweiz), Peter Baumgartner (Österreich), Gabi Reinmann und Rolf Schulmeister (beide Deutschland) herausgegeben wird. Der Titel der Publikation lautet: „Motivation und Problemlösefähigkeit in Online-Seminaren – Vorbedingung oder Resultat von Kommunikation und Kollaboration?“.
    Abstract zum Beitrag: Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob Kommunikations- und Kollaborationsprozesse beim E-Learning nachhaltige Lernmotivation und Problemlösefähigkeit fördern können. Nach einer kurzen theoretischen Begründung dieser Fragestellung wird zunächst die didaktische Konzeption eines Online-Seminars im universitären Kontext vorgestellt, welches den Rahmen für empirische Untersuchung bildet. Dabei werden insbesondere die verfügbaren Kommunikationskanäle sowie die Funktionen für kollaborative Arbeiten der Lernenden erläutert. Bei der Durchführung des Seminars (n=36) können neben Unterschieden zwischen Männern und Frauen in der Nutzungsintensität vor allem Zusammenhänge zwischen Kommunikationsintensität und sozialer Eingebundenheit sowie zwischen Kollaborationsintensität und Problemlösefähigkeit beobachtet werden. Weiterhin zeigen sich starke Einflüsse des Eingangsinteresses sowie des Vorwissens auf die Aktivitäten der SeminarteilnehmerInnen.

Weitere Beiträge folgen im Nachgang der 68. AEPF-Tagung in München in Kürze. Details zu dem Publikationsreigen kann man im Chef-Blog nachlesen.

Die Telefonisten des 21sten Jahrhunderts

book42.jpgIch bin auf ein Buch gestossen, dass tatsächlich die politische Dimension der Internetentwicklung auf eine Weise beleuchtet, die prophetisch erscheint. Thierry Crouzet hat ein Buch mit dem Titel „Le Peuple des Connecteurs“ geschrieben, was man übersetzen könnte mit „Das Volk der Verbindungschaffenden“ – ich übersetze es mit „Eine Welt voller Telefonisten des 21. Jahrhunderts“. Vannevar Bush würde das wohl – wenn ich mich richtig erinnere – „Die Welt der Trailblazer“ nennen.

Tatsächlich spricht Crouzet von einer „Charter der Verbindungschaffenden“ (frz. „Charte des connecteurs“). Ich versuche einmal eine dilettantische Übersetzung dieser zwei Punkte umfassenden Charta mit meinen länger zurückliegenden Kenntnissen der franz. Sprache:

  1. La société a atteint un seuil de complexité qui rend les anciens modes de management inopérants. – Unsere Gesellschaft hat eine Schwelle der Komplexität überschritten, für die bisherige Organisationsformen ungeeignet sind.
  2. Dans cette nouvelle société, nous sommes capables de nous auto-organiser en l’absence d’autorité centrale. – In dieser neuen Gesellschaft sind wir prinzipiell in der Lage unsere Organisation selbst zu steuern und diese ohne eine Zentrale Instanz der Autorität umzusetzen.

Wer Interesse hat nachzulesen, welche Veränderungen die Internetentwicklung in politischer Hinsicht auszulösen vermag, der kann eine digitale Roh-Fassung des Buches in französischer Sprache von Crouzet als PDF-Dokument herunterladen. (via ballpark.ch)

Why do I blog this? Das Weblog von Crouzet ist natürlich sehr politisch, das ist mir wohl bewußt. Sein Buch scheint mir allerdings wirklich weit vorausreichende Gedanken zu einem „homme nouveau“ zu enthalten, die neue Chancen für die Zukunft enthalten können. Da mich die Zukunft fasziniert, finde ich die Gedanken die sich Crouzet zur Gesellschaft macht spannend. Ich bin aber etwas skeptisch, ob seine Ausarbeitung nicht grundlegend verdrängt bzw. ignoriert, dass längst nicht jeder Zugang zum Internet hat, und auch nicht wirklich jeder so aktiv am Internet teilnimmt wie er sich das vorstellt. Die Zahl der Verbindungschaffenden oder auch Trailblazer steigt meiner Ansicht nach wirklich, was man allein an den Statistiken zur Blogosphere ablesen kann. Da kommt die Frage auf, wie beständig und von welcher Qualität diese neuen Verbindungen sind, das war schon damals zu Zeiten der Telefonisten ein Problem. Nicht das es irgendwann heißt das gesamte Internet oder gar die ganze Welt ist falsch verbunden. ;-)