The Eagle has landed: Kurzes Lebenszeichen

u2_fahren.jpgDer iMac – der u.a. dieses Blog beherbergt – hatte wohl mal wieder ein ausgefallenes Logicboard, daher war das Blog die letzten zweieinhalb Wochen leider komplett offline. Nun ist er wieder da und ich möchte doch zumindest ein kurzes Lebenszeichen aussenden. Ich bin jetzt in München. Ich bin jetzt U-Bahn-Nutzer, zumindest diesen Monat. Und ich bin wirklich völlig neu in einer völlig anderen Stadt. Mehr demnächst…

Update 18.5.2008
Einige interessante Blogs zu urbaner Kultur und Musik in und um München hab ich auch schon gefunden (teilweise im weisswuascht.net – kein Witz!):

Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich

Geliebte Ziffernnoten… …oder wie schön es ist Dinge in Schubkästen bzw. auf einem eindimensionalen natürlichen Zahlenstrahl sortieren zu können. Die Logik von Schulnoten hat sich mir nie wirklich erschlossen, wie auch, deren Zustandekommen ist ja ein höchst intransparenter Prozess. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass die komplexe Vieldimensionalität der Bewertungskriterien für ein Lebewesen (selten dessen Leistungen) das dort „bewertet“ (dem also ein Wert zugeschrieben wird) werden soll auf eine schön einfache Eindimensionalität abgebildet wird. Dabei steht man mathematisch vor dem Problem, dass letztlich eine Gewichtung der Dimensionen die „bewertet“ werden erfolgen muss. Es muss also eine Transformationsregel existieren z.B. eine Einheit Kreativität ist soviel wert wie zwei Einheiten Fleiß. Was also der Grundschüler in Mathematik so ziemlich als erstes lernt, nämlich, dass man Äpfel nicht mit Birnen zusammenwerfen kann, genau das wird mit der Ziffernnote gemacht. Mathematisch/statistisch korrekt spricht man dann allerdings fairerweise von einem Indikator. Hier gibt es eine schöne Übersicht der Fehlerquellen dieses Indikators und zur Leistung insgesamt.

Wie schlecht dieser Indikator tatsächlich funktioniert, das hat Herr Brügelmann (Arbeitsgruppe Primarstufe, der Uni Siegen) nun einmal mehr untersucht (und davor Herr R. Ulshöfer und davor Herr G. Schröter und davor Finlayson, Eells, Osnes, Baurmann, Coffman, Starch/Elliot, Weiss, Carter, Hadley, Ingenkamp, Hartog/Rhodes, Kvale, Moeller, Birkel, …). Und das Ergebnis? „Die Zeit“ schreibt „Schlechte Zensur für Noten“ – das erinnert an das Paradoxon einen Kretaer zu fragen, ob es stimmt das alle Kretaer lügen – dumme Zeit!

Herr Brügelmann jedenfalls hat seine Ergebnisse ganz frisch in einer Kurzfassung eines Notengutachtens zusammengestellt. Die Langfassung kann seit dem 13. Juni beim Grundschulverband bestellt werden, der das Gutachten beschreibt mit den Worten: „Ziffernzensuren und ihre Alternativen im empirischen Vergleich. Eine Wissenschaftliche Expertise des Grundschulverbandes.“

Fazit:
Wer an Ziffernnoten festhalten will, weil sie angeblich objektiv und vergleichbar seien bzw. erforderlich, damit SchülerInnen sich auf die Anstrengungen des Lernens einlassen, findet in der Empirie keine stützenden Belege für seine Position.

Update 19.2.2007
Gabi Reinmann hat einen weiteren Beitrag mit dem Titel „Die Panik geht um: Benoten wir zu gut?“ erstellt. In Ihrem Text kritisiert die Hochschullehrerin die Situation wie folgt:

Wir denken ja fast nur noch in der Kategorie „assessment of learning“ (vor allem seit Bologna) und setzen damit die Tradition der Schule fort, die in den meisten Fällen nicht daran interessiert ist, was Schüler können, sondern was sie nicht können, und wo sie Fehler machen.

Sie verbindet die angeblich zu guten Noten eher mit einer Entwicklung, die begrüßenswert erscheint, nämlich der Verweigerung der Schullogik von Notenvergabe zu folgen – die wenig positive Eigenschaften hat, Schüler erfolgreich bis zum Lernziel zu führen – und stattdessen ein zukunftsfähiges, zielorientiertes „assessment for learning“ zu betreiben:

Ich behaupte einmal, dass zumindest bei einem Teil der Disziplinen und Fächer, die man jetzt an den Pranger stellt wegen ihrer angeblich zu guten Noten, unter Umständen dieser Grund vorliegt, nämlich dass Hochschullehrer nicht gewillt sind, die Schullogik der Leistungserfassung weiter fortzusetzen, dass sie lieber ein „assessment for learning“ praktizieren.

Update 29.6.2007
Das Thema Noten ist doch immer wieder für eine riesige Schlagzeile zu gebrauchen, das dürften auch die großen Medienverlage wissen. Wer benotet ist in der Machtausübenden Funktion, und dieses bislang einseitige Verhältnis aufzuheben, ist www.spickmich.de angetreten umzusetzen.
Und sofort hat es wieder einmal „Booom“ (Spiegel Online) gemacht in Sachen Noten: www.spickmich.de ist als Plattform zur Bewertung von Lehrern angetreten, und… wie sollte es auch anders sein, die Lehrer schicken die Rechtsanwälte (Beleg als PDF). Ein Machtaffront gegen ein Machtmonopol, so werden es wohl viele Lehrer sehen. (Ich frage mich wie es wohl die angehenden Lehreramtsstudierenden der Uni Bremen sehen, ich werde sie demnächst mal fragen!)

Ich glaube diese Denke werde ich jedenfalls nie verstehen, wenn jemand mir ein Feedback gibt, den Rechtsanwalt zu schicken ist eine höchst fragwürdige Vorbildfunktion. Vielleicht prozessieren deshalb soviele Schüler und Eltern um ihre Abiturnoten gegen Lehrer. Wie dem auch sei, anstatt sich mit Feedback auseinanderzusetzen, werden die Schutzschilde hochgefahren und selbst Schulleiter sind sich nicht zu schade, ihre eigene Macht zu missbrauchen, um in Lautsprecherdurchsagen vor www.spickmich.de zu warnen (wobei das wohl de facto eher als Werbung nach hinten losgegangen sein dürfte).

Statt zu prozessieren, sollte die Schule sich vielleicht einmal die Benotungsfunktion von spickmich.de genauer ansehen. Denn vor allem eines ist bemerkenswert: Die Noten bei spickmich.de beheben ein Defizit, das Schulnoten seit Jahrhunderten haben! Die Noten bei spickmich.de bewerten klar und aussagekräftig EIN EINZIGES Kriterium, z.B. „Menschlichkeit“, „Unterrichtsqualität“, „Kreativität“, „Prüfungsgebahren“ usw. Die GESAMTNOTE wird nur angegeben, als rechnerischer Index zur groben Orientierung, weil der Computer die Daten eben leicht zu einem arithmetischen Mittelwert berechnen kann, aber interessant für die Schüler UND die Lehrer sind die Einzelausprägungen der Bewertungsmerkmale und nicht die Gesamtnote.

Hier wird von Schülerseite eine erstklassige Innovation in dem Benotungsinstrument vorgestellt und das Einzige was deutschen Schulen dazu einfällt ist es gegen die Innovation mit dem Rechtsanwalt vorzugehen. Ich kann dazu nur ganz persönlich sagen, das Lehrer und Schulleitungen die das tun, sich damit vor allem eines geben: Ein eloquent selbstausgestelltes Armutszeugnis!

Um es nocheinmal deutlich und mit Nachdruck zu sagen:
Ich finde was spickmich.de aufgebaut hat klasse. :-D
Ich finde es nicht nur klasse, sondern auch notwendig, denn ohne Druck von Aussen geht es ja scheinbar nicht. Die nächste „Geschäftsidee“ wäre aus meiner Sicht, dass die Schüler sich in einer Plattform gegenseitig ebenfalls Noten geben können. So könnte durch die Kollektive Bewertung bei der jeder Schüler einer 25-köpfigen Klasse 24 Bewertungen erstellt, eine wesentlich breitere Bewertungsbasis entstehen, die aufgrund des viel höheren N ganz anderen Kriterien genügt.

Update 10.8.2008
Warum Zensuren (engl. Grades) das Lernen negativ beeinflussen hat ein Beitrag aus den USA belegt: Alfie Kohn schreibt in seinem Beitrag „From Degrading to De-Grading“ im HIGH SCHOOL MAGAZINE darüber. Das Bamboo-Projekt greift das auf und schreibt „De-Grading the Workplace“, denn das gleiche gilt für den Beruf. Zitat:

  • Grades tend to reduce student interest in learning.
  • Grades tend to reduce students‘ preferences for engaging in challenging tasks.
  • Grades tend to reduce the quality of students‘ thinking.

Stoff zum Nachdenken!!

Update 7.2.2009
Ohhh, hier kommt einer perfekte Ergänzung meines Beitrags. Ein weiterer Baustein der Argumentation gegen die derzeitige Benotungspraxis. Im Weblog shift schreibt die Bloggering Lisa Rosa in dem Beitrag „Der Fall Czerny und die schulische Notengebung“ wie die bayrische Grundschullehrerin Sabine Czerny disziplinarische Maßnahmen zu spüren bekommen hat, weil sie Noten an die Schüler vergeben hat, die nicht der Normalverteilung entsprachen. Die berliner Tageszeitung TAZ hat über diese Disziplinierung einer bayrischen Lehrerin berichtet (Artikel 1, Artikel 2). Da das ganze in München stattfand, ist das für mich Anlass genug, dieses Posting auch in die Kategorie München mit aufzunehmen. Weitere Hintergrundinfos zu diesem Ereignis gibt es in einem Beitrag „Abgestrafte Lehrerin: Zu gut für dieses Schulsystem?“.

Update Freitag der 13.2.2008
Offenbar ein schlechter Tag für spickmich.de, denn der Verband Bildung und Erziehung hat spickmich abgestraft heute.

„Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht in dieser Website den lehrerpolitischen Dauer-Tiefschläger des Jahres 2008“

090212nasser_schwamm_name_klein_01Womit die Pauker ja mal wieder bewiesen hätten, dass Bewertung nur in eine Richtung genehm ist, vom Lehrer zum Schüler. Umgekehrt ist es natürlich Schikane, klar. Statt sich den Realitäten neuer Transparenz zu stellen, denken die Lehrer immer noch, sie könnten im Verborgenen agieren im Raumschiff Schule. Vielleicht sollte spickmich.de im Gegenzug einfach den den „Nassen Sack“ verleihen. Ich weiß sowieso nicht, was Negativ-Auszeichnungen Konstruktives bewirken sollten. Es war klar, dass gerade aus dem Erziehungsbereich mal wieder eine Negativauszeichnung kommt. Defizite aufzeigen und auf andere mit dem Finger zeigen, das ist ja auch viel einfacher als die guten Dinge zu loben. Mal wieder ein eloquent ausgestelltes Urteil über den VBE selbst. Wer bewertet verrät mindestens soviel über sich selbst, wie über den Bewerteten. Gratulation dem VBE für das nicht Einstecken können aber nur Austeilen können.

Why do I blog this? Ich interessiere mich für Gesetzmäßigkeiten. Da bei Schulnoten mit schöner Regelmässigkeit eine Normalverteilung heraus kommt, fragt man sich doch zwangsläufig warum? Ist das ein Naturgesetz? Kann ja eigentlich nicht sein, denn es ist etwas Kulturelles was der Mensch selbst erschaffen hat. Eigentlich kann es ja zudem nicht sein, dass jede Klasse eine ideale Stichprobe für die Gesamtheit der Schüler in den Schulen darstellt (zumal die Notenvergabeverfahren ebenfalls in der Lehrerschaft einer Unregelmäßigkeit unterligen müssten, also zwei Unregelmässigkeiten zusammentreffen müssten und damit noch unregelmäßigere Ergebnisse erzeugen sollten). Das zumindest sagt mir mein normaler Menschenverstand. Ich würde eher extrem links- und rechtsschiefe Verteilungen erwarten. Mein Vorschlag wäre (angeleht an das Pareto-Optimalitätsprinzip) zwei Indikatoren gleichzeitig durchgängig für die gesamte Schulzeit zu haben. Das würde bedeuten einen neuen komplementären Indikator einzuführen oder besser nur ein solitäres Bewertungskriterium durchgängig mitzuführen – quasi die Doppelnote. Am Besten wäre es wenn diese Bewertung durch Peer-Bewertung der Schüler unter sich zustande käme. Dann hätte man eine weitere wichtige Dimension und eine Vergleichbarkeit zwischen Schüler- und Lehrereinschätzung hinzugewonnen. Das würde die Situation nach meiner Ansicht schon um 80% verbessern.