Es kann nur EIN einheitliches (Schul)Buch geben

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…das sagen in letzter Zeit einige Leute. Ich sage dazu gar nichts! Aber ich verlinke zu Malcolm Gladwell’s TED-Statement „What we can learn from spaghetti sauce“. Mögen möglichst viele unterschiedliche Menschen daraus lernen.

Update 9.2.2008
Aus aktuellem Anlass (Details siehe Bericht „Abzocke im Internet: Teure Informationsfallen“ von plusminus der ARD) habe ich ein Bild, das eine Lebensmittelabbildung von Spaghetti zeigte, hier sicherheitshalber entfernt, weil ich die Herkunft nicht genau bestimmen konnte. Das die freie Rede inklusive Zitat in Text und Bild selbst bei so kleinen Bildern u.U. bis zu 6000 EUR Gerichtskosten nach sich ziehen kann, sind mir die Spaghetti dann doch nicht wert. Bei Gelegenheit knipse ich meine selbst gemachten Spaghetti einfach mal ab. :-D

Das Austauschbild zur Dokumentation der eigenen Zuwendung an Kochbücher und insbesondere ein Online Kochbuch stelle ich allen Besuchern zu freiem Download und Verwendung zur Verfügung (selbst gemacht).

Studierendenwünsche an die IT der Universitäten

Das deutsche Presseportal berichtet von einer Studie der Firma Microsoft (Pressemitteilung), die von TNS Infratest durchgeführt wurde. Das Portal Campus Innovation aus Hamburg fragt genauer nach und titelt „Was will die Google-Generation?“. Auf eine Grafik gebracht, die beim Presseportal für redaktionelle Zwecke eingebunden werden darf, zeigt sich folgendes Bild (via Soziologisches Wissen):


Why do I blog this? Wenn ich Student wäre, würde das genau meiner Ansicht entsprechen. Ich bin bei einer von Firmen in Auftrag gegebenen Studie gerne kritisch, diese Grafik scheint mir allerdings ziemlich plausibel. Ich würde auch gerne per SMS die Studierenden auf dem Laufenden halten. Die Veranstaltungen z.B. alle per Video für den iPod aufzeichnen lassen, und Sprechstunden per Videokonferenz oder z.B. Skypecast durchführen. Sowohl mit dem Weblog-Einsatz als auch in Sachen Online-Tests bzw. E-Klausuren sehe ich hier die Uni Bremen bereits recht gut aufgestellt. Foren zu Lehrveranstaltungen sind mit dem stud.ip System ohne weiteres umsetzbar. Virtuelle Arbeitsräume sind ein echter Knackpunkt, da setzen wir derzeit auf das EverLearn-System, weil dort sehr einfach Inhalte von Studierenden erzeugt und arrangiert werden können, ohne dass erst eine komplexe Syntax wie z.B. bei Wikis erlernt werden muss.

Die Überraschungseier der Osterhasenpädagogik

Eine Nachricht die gerade mächtig Staub aufwirbelt, hat der ZEIT den Anlass gegeben unter dem Titel Beschämung – ein deutscher Komplex einen Artikel zu verfassen. Er bezieht sich auf den Bericht von Vernor Muñoz, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, über die Ungerechtigkeiten im deutschen Bildungssystem. Aber das ist nicht der Punkt, der mich nun gerade sonderlich interessiert hat. Spannend und absolut lesenswert finde ich die Worte von Dr. Wolfgang Edelstein, emeritierte Direktor des Max-Planck- Instituts für Bildungsforschung, die in der ZEIT zu lesen sind. Folgendes Zitat aus dem Zeit-Artikel gibt die Essenz prächtig wieder:

Und warum frönen viele Lehrer immer noch der „Osterhasenpädagogik“, in der sie Wissen verstecken, um ihre Schüler danach suchen zu lassen? Warum nur interessieren sich Lehrer häufig so sehr für die Fehler der Schüler, und zwar nicht, damit diese daraus lernen, sondern um sie ihnen anzukreiden?

In dem Zusammenhang passt ein Interview mit dem Titel „Lernen ist erfolgreich, wenn erfolgreich an Vorwissen angeknüpft werden kann das die Seite Bildung PLUS mit Frau Prof. Dr. E. Stern geführt hat. Denn darin wird in einem weiteren Zitat dem Osterhasen-Prinzip eine klare Absage erteilt:

Der deutsche Schulunterricht ist zu lehrerzentriert. Man spricht auch von der Osterhasenpädagogik: Der Lehrer versteckt das Wissen, und die Kinder müssen es suchen, indem sie Fragen beantworten. Schüler, die wissen, was der Lehrer gemeint hat, kommen gut raus, und der Rest bleibt auf der Strecke.

Besser lernt man, wenn man eigenständig eine komplexe Aufgabe bearbeitet, deren Lösung nicht auf den ersten Blick sichtbar ist. In einem derartigen Unterricht sind Lehrer natürlich stärker gefordert. Einerseits müssen sie sich sehr genau überlegen, welche Aufgaben den Kindern weiter helfen, und andererseits müssen sie sehr nahe an dem Wissen der Schüler sein, damit sie erkennen können, welche Missverständnisse bestimmten Fehlern zugrunde liegen.

Man könnte es auch so sagen: Beim schlechten Unterricht müssen die Schüler herausfinden, was der Lehrer gemeint haben könnte, während beim guten Unterricht der Lehrer herausfindet, was der Schüler gemeint haben könnte und wie man halb Verstandenes in die richtige Richtung lenkt.

Update 7.7.2013
Frieder_Nake_2001Ich habe einen herrlich passenden Kommentar von Frieder Nake im Blogpost von Andrea Back gefunden, der sich auf das Thema „Simplify your Life Long Learning“ bezieht. Darin werden so tolle Werke wie „Lean Brain Management – Erfolg und Effizienzsteigerung durch Null-Hirn“ erwähnt. Und der Herr Nake schenkt mir ein „Hach!“ mit folgendem Bonmot in dem er auf die Postulierung von „[…] mindestens ertrinkt unsereins fast in der Informationsflut […]“ eine Fußnote ergänzt:

Frieder Nake
Liebe Frau Back,

Ihre neuesten fragend-kommentierenden Hinweise auf lesestoff und Positionen provozieren mich doch einmal wieder zu einer komplimentierenden Fußnote eines Lesers Ihrer regelmäßigen Mitteilungen. “Dummheit ist lernbar” leuchtet mir sofort ein, besonders mit der geschwind in die Gedanken eindringenden Interpretation: “… weil sie gelehrt wird”, vielleicht sogar: weil sie “vor allem lehrbar” ist.

Jene Lehrenden, frage ich mich gelegentlich, die der Klagen über die “schlechter” daher kommenden Schüler und Schülerinnen, Studentinnen und Studenten nicht müde werden, dürften eventuell die Quelle einer systematischen Verdummungs-Lehre sein. Denn wie will einer, der (oder die) nicht vom Vertrauen in die Lernenden ausgeht, von ihren Interessen und ihrem Willen, wie will so einer dazu beitragen, dass solche Menschen weitere oder gar bessere Gelegenheiten ergreifen in ihren Lernprozessen?

Dass es eine Kunst ist, nicht zu lernen, liegt gleichfalls nahe. Eine hohe Kunst muss das sein, eine wohl gar unmögliche Haltung. Denn Leben ist nichts als Lernen, soweit Leben ein ständiges Anpassenan Gegenheiten ist, die sich ändern, und also erste Stufe von Lernen. Leben ohne zu lernen kann ich mir schlicht nicht vorstellen, auch wenn ich in meiner eigenen Umgebung immer wieder meine, dieser und jener Kollege könne nun aber, weiß der Teufel, doch endlich mal “etwas begreifen”. Frage ich mich etwas skeptischer, so stelle ich fest, dass nur wieder meine Erwartungen in die Art oder den Inhalt dessen enttäuscht worden sind, was der andere lernt. So scheinen mir viele meiner diesbezüglichen Bewertungen und Urteile kaum mehr zu sein als raffinierte indirekte Formulierungen eigener Vorurteile, projiziert auf andere und mit dem Nimbus der Position eines Lehrers abgegeben.

Sie werden in Ihrer schönen persönlichen Schreibart sich wieder einmal der Informationsflut bewusst, in der Sie wie alle anderen relativ hilflos rudern. Ein sehr unangenehmer Zustand, gegen den kaum jemand weiß, wie das Schwimmen wieder schön werden könnte. Ein Hinweis auf einer Metaebene, der allerdings nicht mehr ist als eben Meta: “Datenflut” scheint mir das zu sein, das Sie und mich von den Füßen holt. Nicht “Informationsflut”. Daten sind das, was herumströmt und immer schneller und mehr. Was Gemeinschaften daraus zu Information werden lassen und Individuen zu Wissen, ist etwas ganz anderes. Es bleibt schön menschlich begrenzt.

Betrachten wir die Daten als Daten, so werden sie uns nicht irritierend um die Ohren geschlagen. Wir bleiben getrost, weil wir wissen, dass schon seit langem die Daten allenthalben und reichhaltig waren. Richtig dürfte allerdings sein, dass sie schnell und schneller kreisen.

Ich darf mich auf Ihre nächste Aussendung von Daten freuen, immer gut gebündelt, ausgewählt, schön in Form gebracht. Da suche ich mir gern heraus, was ich mir zur Information machen möchte.

Beste Grüße,
Frieder Nake

#1Kommentar vom 26. Oktober 2006 um 14:59

Why do I blog this? Ich kann dem Artikel der Zeit insbesondere in Sachen Osterhasenpädagogik nur zustimmen, und da wir ja gerade auf Ostern zusteuern passt das natürlich prima als Wortspiel. Ob man nun für eine Änderung dieses Verhaltens von Lehrern gleich mal das ganze Schulsystem ändern muss ist aus meiner Sicht aber eine andere Frage. Ob nun Osterhasenpädagogik oder Weihnachtsmanndidaktik (Nur wer brav ist gewinnt im System Schule). Der Glaube an Weihnachtsmann und Osterhasen endet ab einem bestimmten Alter ja meistens, vielleicht ist das also nur eine Altersfrage… ich habe gehört die Kinder heutiger Zeit glauben schon in immer jüngeren Jahren nicht mehr an Osterhasen und Weihnachtsmänner. Sieht so aus als würde es eng werden für die Lehrkonzepte die auf diesen Glauben aufbauen. Aus meiner Sicht ist für Osterhasenpädagogik jedenfalls selbst an Ostern die falsche Zeit!