In Studien über Schule wird immer öfter der Raum als dritter Pädagoge benannt. Gemeint ist damit, dass die Umgebung und die Anordnung der Dinge, die Raumnutzung und die Architektur des Raumes eine Rolle spielt beim Lernen. Bei bildungsklick.de kann man in dem Artikel „Der Raum als Erzieher“ nachlesen, warum dies einen Einfluss hat und welche „Grundfunktionen des Raums für einen zeitgemäßen Unterricht“ es da z.B. gibt.
Aus meiner Sicht spielt hier auch die Proxemik wieder eine wichtige Rolle. Es ist eben nicht unwichtig, wie weit der Klassenlehrer von seinen Schülern entfernt ist, die Schüler voneinander oder der Hausmeister vom Schulleiter. Man kann „Ein pädagogisches Konzept durch architektonische Gestaltung unterstützen“. Genau dieses Potenzial sehe ich auch im virtuellen Raum. Grundfunktionen des Raumes (z.B. die Möglichkeit eine bestimmte Distanz einnehmen zu können) sind wichtige Elemente z.B. für die non-verbale Kommunikation, die unser Handeln täglich beeinflussen.
Schön, dass du das nochmal explizit hervorhebst mit der Wichtigkeit des Raums beim Lernen. Ich erinnere mich an die Präsentation eines Herrn an der Penn State Universität, der ein Paper geschrieben hat mit dem Titel „First: burn the buildings“. Er wollte provokativ darauf hinweisen, dass die Arrangements in unseren Lerngebäuden einfach unbrauchbar für anständiges Lernen sind. Leider habe ich den Artikel nicht online gefunden, aber er muss noch in meinen Unterlagen vorhanden sein *gesucht, aber leider auf die Schnelle nicht gefunden*.
Holla, das hört sich ja nach einem ziemlich radikalen Vorschlag an. Mir ist derzeit im Wesentlichen wichtig, dass der Raum einen Einfluss hat beim Lernen.
Mich interessiert insbesondere die Perspektive des „shared space“, der sich über das „sharing“ von bestimmten Dingen definiert. Wenn ich in einen Raum mit anderen gehe, dann wird der Raum selbst zum „shared space“ dadurch, dass alle z.B. die Raumluft, die Beleuchtung, die Tische und Stühle usw. miteinander teilen.
Diese Konzept von Raum, das nicht primär über ein Koordinatensystem, sondern über ein Mengensystem (Anzahl von shared spaces) definiert wird eignet sich dann nämlich auch für den virtuellen Raum. Auch dort gibt es „shared space“. Den Lernenden bzw. Nutzern wird aber nicht bzw. nur sehr unzureichend gezeigt, welchen „space“ sie gerade mit anderen teilen. Das halte ich aber für eine der wichtigsten sogenannten proxemischen Informationen. Was in meinem „shared space“ gerade so abgeht.
Superspannend ist aber tatsächlich auch, was man in Sachen Raumgestaltung im nicht-virtuellen Raum so alles veranstalten kann. Der Wunsch die Schule abzubrennen ist ja nicht gerade originell, aber immer wieder richtig schön provokativ. ;-) Nach dem Motto: Platz für Neues! :-)
Das Zitat stammt wohl von H.L. Mencken, manchmal wohl auch der American Nietzsche genannt. Aufgebracht hat es dann wohl der Dr. Larry Spence in seiner Veranstaltung 2001 „First, Burn all the Buildings: Learning and the Architecture of Mass Production“. Sein Ankündigungstext lautete vermutlich so (hab ich über http://www.alltheweb.com gefunden – g00gle weiß eben doch nicht alles – ist das der Text?):
Wow! Super Recherche! Das könnte tatsächlich das Zitat sein, klingt zumindest bekannt! Vielen Dank!
Dann hat der Vortragende damals dieses Papier zitiert, oder aber, er hat Teil des Titels übernommen. Zumindest hatte ich damals den Eindruck, dass der Vortragende auch der Verfasser des Artikels war. Jetzt bin ich gleich motiviert, doch noch mal meine Unterlagen zu durchforsten! Danke, Helge!
Hab noch was gefunden, wie die Lernräume beschaffen sein könnten nachdem sie „abgebrannt“ wurden. Das Projekt Kaleidoscope präsentiert eine nette Vision für das 21st Century. Vor allem der Vorschlag einer High-End Coffee-Machine klingt für mich absolut einleuchtend! :-)