Freiheit statt Angst


#FSA13: Lass uns eine gefühlte Demo machen

Ich verzichte auf weitere Worte der Nachlese zur #FSA13, weil hiermit und hiermit und hiermit, sowie dieser Linkliste alles gesagt wurde. Wenn mir doch noch was einfällt trage ich es hier nach. Aber ich habe eine neue Kategorie in meinem Blog hinzugefügt (das passiert nicht sehr häufig): Bullshit, für alle Dinge die extrem bzw. maximal ärgerlich sind.

Wie man eine Demonstration des Pöbel effektiv sabotiert

Damit das wertvolle Kulturwissen, dass ja durch die Anwesenheit unserer Polizeibeamten teuer verifiziert wurde, nicht verloren geht, dokumentiere ich hier mal für unsere lieben Bundesbeamten und unsere geliebte Bundesregierung, wie man eine Demonstration des nervigen Pöbel möglichst effektiv sabotieren kann.

1, 2, 3, … Demospaß vorbei! Yuchei!

Merken sie sich als angehender Demo-Saboteur einfach „1, 2, 3, … Demospaß vorbei! Yuchei!“, denn die Regel nach der man jede beliebige und ja doch immer höchst unbequeme Demo des Pöbel loswerden kann ist ganz einfach. Ziehen sie mit einem Zirkel einen 3-Kilometerradius um sich herum. Dann wählen sie auf dem Kreis einen Mittelpunkt um den die Demo sich totlaufen soll. Und dann müssen sie dem Veranstalter nur noch den Mittelpunkt der Demo übermitteln, die Strecke begrenzen in der Kilometeranzahl (das Ganze soll ja nicht zu lange dauern! Polizisten wollen ja schließlich auch mal Feierabend haben!). Voila, Sabotage geglückt!

Nun können sie es sich im Sonnenstuhl bequem machen, selbst eventueller Trillerpfeifenlärm wird sie bei günstiger Windrichtung nicht erreichen. Extrabeliebt bei der Bundeskanzlerin können sie sich als Bundesbeamter machen, wenn sie die Demo-Route auf ein Wochenende legen (dann muss die Regierung sich das Elend gar nicht erst ansehen, da sie ja maximal Montag bis Freitagnachmittag anwesend ist). Ihr Handeln wird sie für eine sichere Beförderung qualifizieren, wenn sie dem Veranstalter der Demo auch gleich noch die Straßen exakt vorschreiben, die er zu nehmen hat. Wenn diese Straßen am Demonstrationstag auch noch menschenleer sind, dann haben sie wahrlich das Zeug dazu zum zukünftigen Chefplaner von Demonstrationen zu werden. Bemühen sie sich einfach und halten sie sich an diese einfachen Regeln:

  1. Niemals 3 Kilometer Mittelpunktabstand für die Totlaufstrecke unterschreiten (1,2,3-Regel)
  2. Wenn möglich auf das Wochenende legen, man will ab Montag wieder in Ruhe arbeiten können
  3. Freitagnachmittag hat seine Vorteile, dann können Demoteilnehmer nur teuer anreisen (keine günstigen Wochenendtickets)
  4. Wenn möglich die Straßen exakt festlegen (das zeigt auch dem Veranstalter wer der Boss ist)
  5. Wenn möglich durch menschenleere Straßenzüge schicken (z.B. Industriegebiete, Bankenviertel, Großbürokomplexe in denen am Wochenende eh niemand anwesend ist)

Hier nochmal eine Skizze am Beispiel der erfolgreich sabotierten „Freiheit statt Angst“ Demo, am 7. September 2013 in Berlin, die bestens geplant und umgesetzt wurde von unseren kompetentesten Bundesbeamten. Nehmen sie sich ein Beispiel und lernen sie! Sabotage kann manchmal so einfach sein. Und nicht vergessen: „1, 2, 3, … Demospaß vorbei! Yuchei!“, Niemals die 3 Kilometergrenze unterschreiten, und sie werden jederzeit ruhig schlafen können. Und Büroschlaf – das wissen sie als Bundesbeamter selbst am Besten – ist schließlich der gesündeste Schlaf, den sollte man sich nicht unnötiger Weise durch inkompetente Planung vermasseln lassen.

Merkblatt für Bundesbeamte

Sehen sie nachfolgend in der Grafik, wie effektiv dieses 3-Kilometer-Verfahren funktioniert. Und denken sie immer daran, auch einen unwilligen Demo-Veranstalter können sie gefügig machen. Behaupten sie einfach, dass soviele Demoteilnehmer zu erwarten sind, dass da ja Chaos ausbrechen wird, wenn die alle auf seiner vorgeschlagenen Route laufen. Er wird sich gebauchpinselt fühlen, dass sie ihm unterstellen, er würde sehr viele Teilnehmer zusammenbekommen und selbstverständlich zustimmen! Auch dieses Vorgehen hat sich als sehr effektiv erwiesen und sollte immer wieder eingesetzt werden, für die erfolgreiche Demo-Sabotage.


Quelle: Eigene Recherche / OpKulturwissenBewahrung

Update 9.9.2013: Ich habe den Post zusätzlich in die Kategorie „Best Practice & Leadership“ einsortiert, also dort, wo wichtiges Prozesswissen am Besten aufgehoben ist.

Was vom Event übrig blieb:
Aufzeichnung/Zusammenschnitt der Auftaktveranstaltung


Quelle: Humanistischer Pressedienst

Why do I blog this? Ich hatte mir Hoffnung gemacht, dass das Wissen um die nationalsozialistische Diktatur und ihre GESTAPO sowie um die sozialistische Dikatur und ihre STASI vielleicht einige Menschen hat lernen lassen. Aber ich bin nunmehr der festen (sehr pessimistischen!) Überzeugung, dass wir bereits schon wieder eine Diktatur bekommen haben. Es gibt & gab leider keinen Lerneffekt aus der Geschichte, es gibt nur das Ego und seine Nutzenmaximierung bei maximaler Bequemlichkeit und maximaler Ausblendung der Realität. Gehen sie also bitte weiter, es gibt hier nichts zu sehen…

Urteile nicht! – Über Andere.

christa_schybollIch bin heute per Zufall über folgenden Text gestolpert von Christa Schyboll (bei facebook) als ich nach einem Zitat gesucht habe bei Google (Hervorhebungen durch mich!):

Eine Reihe spiritueller Lehren rät: Urteile nicht! Doch wie um Himmels Willen soll das gehen, wenn man sich ständig entscheiden muss? Ist man denn nicht laufend gezwungen, sich für oder gegen etwas zu entscheiden? Etwas zu tun oder zu lassen? Uns bleibt doch gar nichts anderes übrig, als das eine zu verwerfen und das andere anzunehmen. Und das braucht unser Urteil.

Was wir jedoch nicht müssen, ist ständig schnell und automatisch etwas oder wen ver-urteilen. Das geschieht häufiger als wir ahnen. Vor allem blitzschnell, aus dem Bauch heraus und oftmals ohne echte Kompetenz, die wir uns aber dennoch anmaßen. Hier liegt der Hase im Pfeffer! Aber wir übersehen dabei leider oftmals den Hasen, noch sticht uns schon der Pfeffer in der Nase!

Es gibt ein altes Indianersprichwort: „Urteile nie über einen anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist“. Vermutlich reicht aber auch die Zeit eines Mondes nicht einmal wirklich dafür aus. Will man zu einem wirklich gereiften Urteil über eine Person, eine Sache oder ein Ereignis gelangen, muss man in vielen Fällen sogar enorm viel wissen, wenn man zu einem gerechten Urteil kommen will. Diese Zeit nimmt sich unser Ego häufig aber nicht. Es urteilt nach einem schnellen Eindruck, nach spontanen Gefühlen oder nach alten Prägungen, die uns sympathisch oder antipathisch ansprechen. Dieses Schnellurteil über etwas oder jemanden kann hässliche Eintrübungen zeigen oder auch je nach Fall sogar schwerwiegende Konsequenzen auslösen. Diese haben wir dann zu verantworten, die schnell ein Urteil gesprochen haben. Ein Urteil kann in diesem Fall auch eine Meinung sein, die dennoch zerstörerischen Charakter tragen kann, wenn sie das Falsche oder das Böse im Keim schon mit trägt.

Urteilskraft braucht Geistesklarheit. Sie braucht Informationen, Wissen und im Falle von Mitmenschen auch jede Menge Empathie. Es braucht die Entwicklung von Fairness, Überblick und reicher Lebenserfahrung. Es braucht die Innenreinigung der eigenen Gedanken, die klar aufzeigen, von welchen Motiven man denn gelenkt wird, wenn man ein Urteil fällt. Anzunehmen, das seien ausschließlich sachliche Motive, trifft es nur in wenigen Fällen. Man hat für sich selbst innerlich zu klären, ob beispielsweise vielleicht auch ein wenig versteckter Neid mit im Spiel ist. Ob es gerade eine tiefe Befriedigung bedeutet, etwas Negatives über einen anderen zu sagen und damit vor allem für einen Moment doch der eigenen inneren Tristesse zu entkommen. Es kann sich Missgunst eingeschlichen haben oder auch eine peinliche Angst, zu der man nicht öffentlich stehen will. Es gibt viele Gründe, warum wir in dem einen Fall hart und in einem ähnlich gelagerten Fall sehr mild über etwas urteilen. Hintergründige Motive, die unter Umständen mehr mit uns selbst zu tun haben als über denjenigen, den es nun trifft.

[…]

Urteile und Meinungsbildungen sind Interpretationen eines Bewusstseins auf seinem eigenen Level. Aber Urteile sind eben auch Wirklichkeit schaffend. Lange schon ist bekannt, dass die Realität den Gedanken folgt, die wir erzeugen. Das sind gute Gründe, jede Form von Urteil, aber erst recht eine Ver-Urteilung, überaus ernst zu nehmen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Wort ist von jedem einzelnen von uns zu verantworten. Wie wörtlich das zu nehmen ist, weiß man aber erst wohl ab einem gewissen inneren Entwicklungsstand auf der nach oben offenen Skala eines sich ständig erweiterten Bewusstseins.

Urteile im Alltag

Urteile begegnen einem aber auch im alltäglichen Geschäft, z.B. in Form von Reviews auf Shoppingportalen und z.B. im Apple AppStore. Hier habe ich mal ein paar rausgesucht:

kunden_freuden_small
Quelle: Eigene Anfertigung / Screenshot AppStore in iTunes

Wenn man sich das einmal anschaut, dann mag sicher ein Fünkchen Wahrheit in dem Urteil liegen, aber der Grund des Ver-urteilens ist wohl oft ganz wo anders gelagert, wie sonst soll man sich die massive Diskrepanz erklären zu 99% der anderen Urteilenden? Ich fühle mich jedes Mal durch 1-Sterne-Reviews verurteilt und versuche selbst keine solche Urteile zu treffen. Wie haltet ihr es mit dem (Ver-)Urteilen? Ich persönlich habe begonnen alle meine Kunden mit einer einzigen Regel zu betrachten: „Assume positive intent!“. Diese Regel habe ich mir von Mike Lee ausgeliehen, und dieser scheint sie widerum durch seine Laufbahn bei Apple Inc. erlernt zu haben. Für mich der goldene Weg Urteile gar nicht erst an sich persönlich heranzulassen, sondern den eigentlichen Grund dahinter zu suchen.

Your code is shit

Ein weiteres schönes Beispiel wie übel so schnell gefällte Urteile sind, bei denen die Phase fehlt, in den Mokassins des Anderen zu laufen, hab ich eben gerade per twitter gefunden in dem Post Code culture problem/ von Nolan Frausto. Und wohin solche vorschnellen Urteile führen das erläutert Nolan auch gleich im Detail:

No one wants to feel stupid, and no one wants to feel inferior or bad at their job. Once a „this is shit“ culture starts to spread one of the only ways to make sure that you are on top is to put down others. In the end it is a culture that values negativity rather than focus on solutions.

Lösungsorientiertes Denken ist nicht so einfach wie dem anderen einfach mal zu sagen „Dein Programmcode ist scheiße!“. Ich kann da auch immer wieder nur auf eine Seite z.B. in der Wikipedia verlinken, nämlich die zu Wikistress und der Stressvermeidung. Fast immer ist eine FRAGE zu stellen der deutlich elegantere Weg als eine AUSSAGE und damit ein Urteil zu treffen.

Why do I blog this? Ich find den Text ganz anregend. Vor allem den Teil mit den angesprochenden Indiander Mokassins. Mir wird das immer wieder deutlich, wenn ich Kundenrückmeldungen im AppStore zu meinen Apps lese. Vor allem 1-Sterne-Revies tun einem immer wieder richtig weh! Und da fragt man sich des öfteren, was wohl passieren würde, wenn diese Kunden mal eine Woche in meinen Turnschuhen vor dem Rechner sitzen würden.