SIGGRAPH 2006: Space Labeling

Heute habe ich eine spannende Sache gefunden, die sich auf die Positionsbestimmung von Dingen im Raum bezieht. Auf der SIGGRAPH 2006 wurde ein Projekt vorgestellt zum Thema „Novel Methods for Capturing and Creating Images“ mit dem Titel Instant Replay Using High-Speed Motion Capture and Projected Overlay. Eine Art unverwechselbares Muster (Space Labeling) wird mit Hilfe eines Projektors mit Infrarot-Licht in den Raum projeziert. Kleine Detektoren an Objekten können durch das projezierte Infrarot-Muster die eigene Position im Raum sehr exakt bestimmen. Das erinnert mich an Photogrammetrie bzw. Videometrik, z.B. Dense Surface Acquisition, bloss das da sichtbare Muster (siehe Bild) projeziert werden, um den Raum zu vermessen. (Gefunden via Pasta&Vinegar).

Wenn da mal nicht massiv von der Natur abgeguckt wurde, wie man sich optisch so genau orientieren kann anhand von Mustern, dass man sogar exakt navigieren kann. Forscher der Uni Zürich haben das bereits bei der Wüstenameise Cataglyphis herausgefunden, die sich anhand von einem für uns unsichtbaren Polarisationsmuster am Himmel orientieren (Artikel in der Zeit, Zoologisches Institut der Uni Zürich ).

Why do I blog this? Die Bestimmung von Positionen im Raum ermöglicht widerum die Berechnung von Distanzen zwischen Objekten. Dies ist eine Möglichkeit distanz-abhängige Interaktionen von Geräten z.B. PDA’s oder ähnlichem zu ermöglichen. Diese real-räumlichen Distanzen die in Echtzeit vermessen werden können, könnten eine Erweiterung darstellen für die Berechnung von virtuellen Distanzen bzw. virtueller Proxemik. Zwei Personen, die sich mit Ihrem Laptop im Internet in einer E-Learning Umgebung aufhalten, und deren Laptops durch das Infrarotmuster – das vielleicht durch einen Projektor in einem Star Buck’s Café ausgesandt wird – Ihre Position im realen Raum zueinander bestimmen können, könnten mit Hilfe der E-Learning-Umgebung, die die Distanzdaten auswertet aufeinender aufmerksam werden. Ich gebe zu etwas visionär und mit genauerem GPS bzw. Galileo (Positionsbestimmung per Satellit) sicher einfacher machbar. ;-)
Hinweis: Ich werde zukünftig den Zusatz „Why do I blog this?“ mit aufnehmen, weil ich das nützlich finde – geklaut hab ich diese Idee aus dem Blog von Nicolas Nova.

Visualisierung von Aktivität und Zeit

Bei meinen Recherchen zu möglichen Verfahren wie man Informationen des virtuellen Raums möglichst verständlich visualisieren kann, bin ich auf eine spannende Arbeit gestossen: „PeopleGarden: Creating Data Portraits for Users„. In der Arbeit (Dokument als PDF) von Rebecca Xiong and Judith Donath, vom MIT Media Lab (Sociable Media Group) werden Informationen die aus dem Kommunikationsverhalten der Nutzer eines Chat generiert werden durch eine Art Garten-mit-Pflanzen Grafik visualisiert (siehe Bild rechts).

Letzlich wird die Dimension der Zeit als Länge eines Pflanzenstiels visualisiert und die Anzahl und Abfolge der Nachrichten als Blütenblätter. Was den beiden Verfassern der Arbeit vermutlich nicht bewußt ist, ist die Tatsache, dass Sie damit eine proxemische Information geschaffen haben. Denn die Grafik zeigt, dass bestimmte Benutzer schon lange im System sind (lange Pflanzenstiele) und andere erst sehr kurz. Auf diese Art kann man eine Art Distanz/Nähe zwischen den Nutzern erkennen. Bestimmte „Blüten“ sind sich näher als andere; in diesem Fall zeitlich näher. Diese proxemische Information kann man als Benutzer gut verwenden um sich zu orientieren, wenn man z.B. ganz neu in den Chat-Bereich eintritt.




Eine weitere Abwandlung von PeopleGarden ist FlowerGarden das ich bei infosthetics.com gefunden habe. Da kann man übrigens sehen, wie man das Visualisierungsverfahren auch auf andere Kontexte anwenden kann, z.B. den Aktienmarkt mit dem stock market ticker garden (Siehe Bild). Hier gibt es den Aktienmarkt als Garten (Google ist die größte Pflanze lässt aber grad die Blätter hängen; sehr lustig!).

Passend zu dieser Visualisierung habe ich einen weiteren spannenden Artikel gefunden: „Ways to Map Cyberspace“ von Martin Dodge (der auch die Webseite cybergeography.org betreibt) und Rob Kitchin (Mitautor des Titels „Atlas of Cyberspace“).

Update: 17.8.2020

Die referenzierten Seiten sind nun nur noch im webarchiv zu finden. (Danke an die wayback machine!)

Der Raum und seine Grundfunktionen für das Lernen

In Studien über Schule wird immer öfter der Raum als dritter Pädagoge benannt. Gemeint ist damit, dass die Umgebung und die Anordnung der Dinge, die Raumnutzung und die Architektur des Raumes eine Rolle spielt beim Lernen. Bei bildungsklick.de kann man in dem Artikel „Der Raum als Erzieher“ nachlesen, warum dies einen Einfluss hat und welche „Grundfunktionen des Raums für einen zeitgemäßen Unterricht“ es da z.B. gibt.

Aus meiner Sicht spielt hier auch die Proxemik wieder eine wichtige Rolle. Es ist eben nicht unwichtig, wie weit der Klassenlehrer von seinen Schülern entfernt ist, die Schüler voneinander oder der Hausmeister vom Schulleiter. Man kann „Ein pädagogisches Konzept durch architektonische Gestaltung unterstützen“. Genau dieses Potenzial sehe ich auch im virtuellen Raum. Grundfunktionen des Raumes (z.B. die Möglichkeit eine bestimmte Distanz einnehmen zu können) sind wichtige Elemente z.B. für die non-verbale Kommunikation, die unser Handeln täglich beeinflussen.