One Laptop per Child Project

Ethan Zuckerman berichtet in seinem Blog über den Fortgang des One Laptop per Child Projects (OLPC) das von Nicholas Negroponte (MIT, USA) 2005 ins Leben gerufen wurde.

Zitat aus der Projekt-Webseite:
One Laptop per Child (OLPC) is a new, non-profit association dedicated to research to develop a $100 laptop—a technology that could revolutionize how we educate the world’s children. This initiative was first announced by Nicholas Negroponte at the World Economic Forum at Davos, Switzerland in January 2005.

Interessant ist der Blick auf das entworfene Laptop allemal und deshalb hab ich es hier einmal als Bild eingefügt. Zitat: „It’s got bunny ears – antennas for the 802.11s wireless radios, which are designed to self-assemble meshes with other laptops. The ears fold down to cover the USB, power and mic ports, an excellent design for the sorts of dusty environments I can imagine the device used in.“

Update 14.7.2006:
Weitere Seiten die auch kritische Informationen zu dem Projekt bereithalten, das sonst eher dadruch auffällt, dass es weitgehend kritiklos in den Medien auftaucht, gibt es hier:

  1. Cultural Morality?
  2. Thoughts About the $100 Laptop Project
  3. Open Letter der G 1:1 Group

Update 23.8.2006:
Jochen Robes hat mich auf einen Film aufmerksam gemacht, der Nicholas Negroponte zeigt, wie er das Projekt bei den TED talks vorstellt. Auch den Hinweis auf den wikipedia-Artikel halte ich hier fest, um mehr Infos zu sammeln. (via weiterbildungsblog.de)
Kürzlich habe ich einen Standpunkt gelesen, der mir sehr symphatisch erscheint: „Man sollte eines von den Laptops für 300 Dollar kaufen, wenn dafür zwei davon kostenlos an Personen gegeben werden, die diese benötigen.“

Update 25.1.2007
Soeben habe ich den Video-Podcast von der DLD07 Conference mit dem Titel „How to be good?“ angeschaut. Allein so ein Titel sollte einen ja schon etwas skeptisch machen, denn was „gut“ und was „böse“ ist liegt meiner Ansicht nach vollkommen im Auge des Betrachters, oder es bräuchte eine allgemein akzeptierte Regel bzw. Definition, wenn man einen solch general-adressierenden Titel wählt, aber das nur nebenbei (Das hab ich auch schon mal in Bezug auf das Motton von Google „Don’t be evil.“ gesagt).
In dem Video-Podcast behauptet Nicholas Negroponte etwas, was mich wirklich sehr zum Nachdenken anregt:

„You’re not gonna have peace in the world as long as you have poverty and the only way to eliminate poverty is education.“

Dem ersten Satzteil stimme ich zu in der Hinsicht, dass es auf jeden Fall Krieg gibt, solange Extreme Ungleichverteilungen von Zahlungsmittelfazilitäten sich immer weiter verschärfen. Ich frage mich aber bei dem zweiten Satzteil Folgendes: Ist das wirklich so? Führt der einzige Weg aus der Armut über Bildung? Andersherum gedreht: Hat also ein bislang unbemerkt gebliebener Bildungsabbau die vermeintlich „armen Länder“ in die Armut geführt? Oder hat die Ursache der von Negroponte anklagend erwähnten Armut vielleicht gar nichts mit Bildung sondern mit nicht vorhandenen Zahlungsmittelfazilitäten zu tun? Angenommen, dass Bildung der einzige Weg wäre, ist dann ein Laptop der effizienteste und nachhaltigste Weg die Bildungssituation zu verbessern, oder gibt es effizientere und nachhaltigere Wege 1,5 Mrd Kindern, die weder fliessend Wasser noch Elektrizität haben Bildung zu offerieren? Wie gesagt, das sind ganz einfache Fragen. Die ich am liebsten Herrn Negroponte selbst stellen würde. Negroponte sagt er verfolgt ein altruistisches „Non-Profit Modell“ mit dieser Initiative. Gerade deshalb würde ich die Frage nach der Effizienz und der besonderen Verantwortung seiner voranschreitenden Bemühungen im Besonderen stellen, denn die „Shareholder“ die sonst in einem „Business“ diese Funktion ausüben fehlen ja bei einem „Non-Profit“-Unternehmen.

Der Moderator bemerkte, wenn das Vorhaben „Gutes“ zu tun nicht funktioniert, kann das ziemlich schnell zu vielen neuen Problemen führen, die man eventuell nicht mehr in den Griff bekommt (Beispiele für diese Art Vorgehen und die Folgen gibt es genug!). Wenn Negroponte dann auch noch ganz offen von einem „Trojan Horse Approach“ für die Etablierung einer besseren Bildung spricht, dann finde ich das nicht wirklich Vertrauen schaffend. Eine weitere Frage von mir wäre also: Warum braucht es ein solches trojanisches Pferd für ihr Vorhaben Herr Negroponte?

Update 8.5.2007
Der Spiegel schreibt „WEB 0.0: US-Schulen schwören Computern ab“, das gibt doch einen schönen Anlass auch über andere Computer in der Welt nachzudenken, z.B. das OLPC Projekt.

Zitat aus dem Artikel:

„Nach sieben Jahren gibt es keinen Beleg dafür, dass der Einsatz von Computern im Unterricht die Leistung der Schüler auch nur ansatzweise verbessert hätte“, sagte Mark Lawson der „New York Times“. Lawson ist Chef der Schulbehörde in Liverpool im US-Bundesstaat New York. Sein Bezirk hatte als einer der ersten im Land flächendeckend Laptops für alle Schüler eingeführt – ein Schritt, den Lawson mittlerweile bereut.

Update 10.5.2007
Eine sehr lesenswerte Replik hat Gabi Reinmann in Ihrem Blog dazu verfasst. Titel: „Notebooks im Unterricht ade?“. Darin entlarvt Sie die Schlagzeile der NY Times als lange bekannte Erkenntnisse, die jedoch vernachlässigen, welche zusätzlichen Fähigkeiten von den Schülern erlernt werden, die nicht durch die Standardtests für Schulleistungen erfasst werden.

Reinmann schreibt weiter:

Wer hofft, mit einer neuen Technologie revolutionäre Änderungen in Schulen bewirken zu können, hat weder menschliches Lernen noch das Funktionieren von Schule verstanden. Medien-Initiativen, auch Notebook-Initiativen, die von solchen Prämissen ausgehen, sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mobile Technologien wie Notebooks bringen zwar deutliche Bildungspotenziale mit sich: Schneller und leichter Zugang zu Inhalten, flexibler Einsatz einfacher Lernsoftware bis hin zu komplexen Simulationen und Planspielen sowie neue Kommunikations- und Kooperationswege.

Das sind jedoch wohlgemerkt Potenziale und keine Merkmale neuer Technologien an sich: Wer einseitig am traditionellen Frontalunterricht, an den klassischen Lehrer- und Schülerrollen sowie an Paukzielen festhält, wer also nicht auch den Unterricht mit dem Einsatz von Notebooks ändern will und ändert, muss fast zwangsläufig enttäuscht werden.

Klingt für mich plausibel. Niemand würde z.B. auf die Idee kommen, die interne Kommunikation in einer Organisation zu verbessern durch das Anschaffen von Handfunkgeräten. Denn ob Menschen miteinander reden ist meist eher eine Frage des (Werte- und Ziel-)Verständnisses und nicht der zur Verfügung stehenden Technik. Gabi Reinmann hat dem WDR ein Interview gegeben, in dem man einige der Anmerkungen per Audio wiederfindet. Hier der beitrag als mp3:

[audio:http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/mp3/leo20070510_lernen_reinmann.mp3]

Update 12.5.2007
Dirk Frank und Richard Heinen von der Initiative „Schulen ans Netz“ haben ebenso wie Gabi Reinmann sich die Frage gestellt „Kritik an Computern in der Schule zu undifferenziert?“ platziert. Natürlich trifft die Meldung der NYT auch einen empfindlichen Nerv. Besonders schön fasst es ein Mathe-Prof. zusammen: „Es ist eine Binsenwahrheit, dass man zum ‚Mathepauken‘ keine Computer braucht.“

Ich bin der Ansicht, dass es mich heutzutage absolut faszinieren würde, wenn ich mit leistungsfähigen Softwares wie z.B. Grapher, Mathematica, MathLab im Mathematikunterricht arbeiten dürfte. Eine noch bessere Alternative wäre es für mich, wenn ich mein „eigenes Mathematica, Grapher oder MathLab“ als Software entwickeln könnte. Es ist mir schon oft passiert, dass ich beim Entwickeln von Software für meinen privaten Bedarf mich plötzlich in Mathemathik-Büchern am Blättern wiederfand. Bestimmte Probleme bzw. Wünsche lassen sich eben nur mit Mathematik umsetzen und der Comuter kann einen dazu bringen, dass man sich ganz von selbst plötzlich für Mathematik interessiert. Das ist ein grandios ungenutztes Potenzial, wenn die Schule einfach Business as usual macht und für Lernende keine Herausforderungen bereithält ausser der langweiligsten aller Herausforderungen: Pauken! (via Gabi Reinmann)

heise schreibt heute über eine „LAN-Party für Eltern“, eine LAN Party für Pauker wäre vielleicht auch nicht grade die schlechteste Idee. Unter Umständen müssen die Pauker dann aber vielleicht Ihr schön geordnetes Bild vom „Killerspiel“-Jugendlichen wegwerfen, das könnte also gehörige kognitive Dissonanzen hervorrufen.

Update 21.1.2008
Auf der LIFT conference 2007 hat Sugata Mitra (Prof. of Educational Technology) Ergebnisse einer wirklich spannenden Forschung vorgestellt. In dem sogenannten Hole-in-the-wall experiment wurden in Indien experimentiert mit der Weitergabe von Computerwissen. Folgenden Filmbeitrag kann man sich dazu ansehen:


Aufzeichnung des Vortrags mit dem Titel „Outdoctrination: Society, Children, Technology and Self Organisation in Education“

Ich finde diesen Beitrag ja allein schon deshalb ganz spannend, weil Herr Mitra auch Stellung zur OLPC-Initiative kritisch Stellung bezieht. (via LIFT conference)

Update 23.1.2008
Ulrike Reinhard hat zwei sehr gute Videos über Prof. Mitra von der DLD08 mitgebracht. Super sehenswert!! Hier sind sie: VIDEOS ZEIGEN

Projekt scheinbar am Ende

Update 14.3.2014
Unter dem Titel „Goodbye One Laptop per Child“ hab ich heute den Eindruck gewonnen, dass das Projekt jetzt wohl endgültig eingestellt wurde.

With the hardware now long past its life expectancy, spare parts hard to find, and zero support from the One Laptop Per Child organization, its time to face reality. The XO-1 laptop is history. Sadly, so is Sugar. Once the flagship of OLPC’s creativity in redrawing the human-computer interaction, few are coding for it and new XO variants are mostly Android/Gnome+Fedora dual boots.

Das klingt nach dem eher üblichen Problem des Supports eines Device über seine geplante Life Expectancy hinaus. Oder aber die Lebenszeit der Rechner wurde von Beginn an nur unzureichend bedacht. Ein typisches Problem komplexer Rechnerprodukte. Da einige sicher viel Energie in das Projekt investiert haben ist das natürlich traurig. Andererseits sollten sich vielleicht Projekte die in 5 Jahren wieder Ähnliches starten wollen auch mal ehrlich fragen, welche Fehler hier so alles gemacht wurden.

Why do I blog this? Ich finde es wirklich interessant, welche Ansätze es gibt, der sogenannten Dritten Welt zu helfen. Hier soll offenbar E-Learning dazu benutzt werden. Ob dieses Laptop aber die Probleme der Einwohner dort zu lösen vermag, wo wir doch schon hier genug Herausforderungen mit E-Learning und dessen sinnvollem Einsatz haben? Gut finde ich jedenfalls, dass es offenbar gelungen ist ein solches Gerät für knappe 100$ herzustellen. Das könnte auch hierzulande für die Bekämpfung der „Digital Gap“ helfen. Aber ebenso weiss mittlerweile auch jeder aus Aktionen wie z.B. „Schulen ans Netz“, das Hardware allein nicht viel zu ändern vermag. Für Veränderung braucht es die Menschen und deren Begeisterung, damit sie damit umgehen lernen und die Neuerung einführen und Ihr Akzeptanz verschaffen.

Edith Ackermann on Piaget, Papert and Vygotsky

EdithToday (thanks to Heidi Schelhowe at DIMEB) we had the chance to get into some details about the great three researchers – and their contribution to constructivism and constructionism – with Edith Ackermann (see image to the right), a Professor of Developmental Psychology (currently Visiting Professor at the Massachusetts Institute of Technology – MIT). She presented her ideas about the three theoretical ideas of Piaget, Papert and Vygotsky and compared them by usig the metaphor of a caricature of „The Piaget-Child“, the „The Papert-Child“ and the „The Vygotsky-Child“.

The one lasting impression I got visiting the event was that imagination is a key element in all learning. So improving our capabilities on imagination cannot be wrong if we want to learn more, find out new things and innovate. This seems to be trivial news, but if you are honest, when did you imagine the last time how thing could be different? I especially was delighted, that she mentioned the special way, japanese culture has a metaphor for imagination. They call it „kobito“ or „little people“ which means, that whenever you imagine something, you „send out“ one or more representations of yourself (little persons) and try to get a different perspective on things. I really like this metaphor because this is actually a very successful way to get different perspectives on things, which is e.g. important in software engineering if you need to imagine many things on different levels of abstraction at the same time.

Edith is interested in the intersections between learning, teaching, design, and digital technologies. So it comes to no surprise, she has left some traces on the internet. E.g. at childresearch.net which hosted a project called Playshop. Child Research Net held this Playshop (actually a workshop) on November 28, 1999 called „Playshop 1999“ at Benesse Corporation in Tama City, Tokyo, Japan. More than 150 people, consisting of children, parents and educators, moved their whole bodies and used their imagination to engage in various activities. You can find transcripts of the workshop here. Find an even more interesting list of research papers about children and learning at the child-research-net-site, e.g. her latest paper there has the title ‚Playthings That Do Things: A Young Kid’s „Incredibles“!‚ and it is downloadable as PDF.

Add-on: I did some more research on the kobito-topic and found a really remarkable explanation from Yutaka Sayeki (Sayeki-sensei) which I found as a transcript of an E-Mail-Answer on the Internet which describes this method as kobito-dispatching:

Date: Fri, 22 Sep 95 10:33:10 JST
From: Ysayeki

Also interesting perhaps: Link to Japan Society for Educational Technology, Linkt to a book called Mind, Culture, and Activity.

Update 7.1.2009
Ein interessanter Foliensatz von Yutaka Saeki zum Thema „Wisdom and Human Beeings“ ist im Internet abrufbar. Dort stellt er auch ausführlicher die Methode des „Kobito Dispatching“ vor.

E-Readiness Studie 2006

ImageDie neue E-Readiness Studie 2006 ist draussen (Details hier). Darin wird der Rang einzelner Länder bestimmt, wie gut sie in Sachen Internet/E-Business unterwegs sind. Immer wieder ganz spannend zu lesen. Die Studie die von der Economist Group bzw. der Economist Intelligence Unit unter Mitwirkung des IBM Institute for Business Value entstanden ist, kann man hier als PDF-Dokument herunterladen.

Wen diese Studie interessiert, der interessiert sich vielleicht auch für den Ausblick, den die EIU für das Jahr 2020 gibt in der Studie Foresight 2020.