Java: Always open, now free!

Das ist der Slogan, mit dem Sun Microsystems seit gestern die Freigabe von Java bewirbt. Die Java-Technologie ist seit gestern offiziell unter die General Public License, Version zwei (GPLv2) gestellt worden. Dieser Schritt ist für ein Unternehmen wie Sun beachtlich. Daher stufe ich das auch als „Leadership“ ein. Unter dem Portal OpenJDK soll zukünftig die Weiterentwicklung von Java betrieben werden.

Erste Reaktionen findet man bei heise unter dem Titel „Details und Reaktionen“. Ein ebenfalls prophetisches Interview in der neuen Technology Review mit Timothy William Bray, Director Web Technologies bei Sun, Überschrift: „…dass die Idee, Software zu verkaufen, immer uninteressanter wird…“. Ein Beitrag in dem das Modell des Verkaufs von Software für Geld für die Zukunft in Frage stellt.

James Gosling, der „Vater von Java“ hat einen kurzen aber prägnanten Brief an die Community geschrieben. Interessant ist der Grund warum Sun sich zu diesem Schritt entschlossen hat: „…the most crucial part of this decision was that we realized developers want to preserve compatibility, interoperability, and reliability.“ Es geht also um Kompatibilität, Interoperabilität und Zuverlässigkeit, nicht etwa darum etwas kostenlos zu machen, was schon vorher kostenlos war! „Write once run everywhere!“ diesem Slogan wollte man sich treu bleiben, und dafür braucht man den Support der vielen Plattformen auf denen Java laufen soll. Die Entscheidung ergibt Sinn.

Der WebCast lohnt sich angeschaut zu werden. Rich Green gibt einen guten Überblick, was es bedeuten wird, wenn Sun zu dem größten Softwareanbieter wird, der unter GPL2 seine Produkte anbietet. Der Schritt schließt Java SE, Java Mobile & Embedded (ME) und Java Enterprise Edition (EE) ein. Er berichtet, dass es eine Riesige Aufgabe war, den ganzen Quellcode durchzusehen in 5 Monaten seit die Entscheidung fiel. Ich kanns gut nachvollziehen.

Noch eine nette Kleinigkeit: Das Symbol für Java und Spass – Duke – wird ebenfalls quellcodeoffen. Duke bekommt sogar eine eigene Webseite. Dort kann man Illustrator Files und andere Vektordaten zur Erstellung eigener Duke’s laden. Sun hat diese Sache wirklich ernst genommen. Nochmal: Respekt!

Spannend die Erklärung für die Qualität der Lizenz: Viele Entwickler kennen die Lizenz von anderen Produkten und daher hat Sun auf die GPL2 gesetzt, die auch GNU/Linux einsetzt, eine der größten quellcodeoffenen Softwares. Weiterhin bemerkenswert ist, dass Sun Richard Stallman himself (Experte und Aktivist für Free Software) per Video-Botschaft erklären ließ, warum eine Copy-Left-License für eine Free Software absoluten Sinn macht und Sun damit tatsächlich eine starke Richtung vorgibt. Respekt!!

Why do i blog this? Ich nutze Java seit es Java gibt. Ich habe sogar noch von Java 1.2 das riesige Manual auf Englisch im Regal stehen. Java ist die Sprache, die für mich bei der Entwicklung von WebApplikationen ganz viel möglich gemacht hat, weil andere bereits kleine Bauteile erstellt hatten. Ob nun eine Bibliothek für das Zeichnen von Chartgrafiken oder eine für das Lesen von RSS-Feeds, überall haben andere Vorleistungen erbracht, ohne die man selbst nur wenig hinbekommen hätte. Man steht bei Java noch mehr auf den Schultern der vorherigen Generation als sonstwo. Kurz, Java war für mich immer „Lego für Große“ mit Bausteinen von Großen. Java macht Spass! Für mich als Entwickler wird sich wenig ändern durch Sun’s Schritt, ich habe nie aktiv an der Weiterentwicklung von Java mitgewirkt, sondern bei bugs eigene Workarounds gefunden. Für mich bedeutet der Schritt von Sun jedoch, dass ein großes Unternehmen eine neue Richtung vorgibt, wie die Zukunft werden soll. Und das ist zu berücksichtigen, denn Sun ist nicht irgendwer und Java nicht irgendeine Technologie. „Thumbs up!“ für diesen Schritt.

360 Tuworte zur Beschreibung von Lerntätigkeiten

Update: 29.10.2006
Ursprünglich wurde dieses Posting am 14. August 2006 erstmals hier eingetragen. Da das Semester aber gerade begonnen hat, passt es prima, jetzt nochmal nach oben zu gelangen.

Susanne Heyer hat einen Hinweis auf eine Webseite des Center for Teaching & Learning der San Diego State University gegeben. Die Seite enthält eine sehr nützliche Zusammenstellung von 360 Verben, die bestimmte (Lern-)aktivitäten beschreiben, die in schriftlichen Aufgaben von Lernenden ausgeführt werden können. Herunterladen kann man die praktische Übersicht als 360-Worte-PDF-Dokument.

Die Verben sind zwar auf Englisch, aber mit wenig Mühe sollte man diese für sich auch ins Deutsche übersetzen können (notfalls mit Hilfe von Leo). Ich finde die Liste anregend und werde Sie für Tätigkeitsbeschreibungen einzelner Veranstaltungen des kommenden Semesters einmal testweise verwenden. Interessant ist übrigens auch der Bereich „Effective Practices in Teaching & Learning“ der SDSU-Webseite, wie zum Beispiel die „Harvard Teaching Tips“ zum „Self-Assessment of Student Papers„. Reichlich Anregungen für Lehrende für das kommende Semester. (via heyerlevel.de).

Why do I blog this? Gerade im Bereich des Einsatzes technischer Hilfsmittel zum Lernen, z.B. im E-Learning, gerät oft die Technik in den Vordergrund. Dabei ist für ein erfolgreiches Lernen viel wichtiger was man mit der Technik überhaupt macht oder machen kann. Diese 360 Worte bringen aus meiner Sicht mehr Didaktik auf den Tisch als sämtliche Programme zum Einsatz von Notebooks in Uni und Schule. Man sollte dieses Dokument all den Technikern in die Hand drücken, die über den letzten Schrei technischer Neuerung in Schulenund Unis nachdenken und Ihnen sagen: „Bitte kreuzen Sie mir die Aktivitäten in der Wortliste an, die durch Ihre Technik besonders gut unterstützt werden können.“

studiVZ: Das Lehrveranstaltungssystem 2.0?

logo-studivzSeit dem grandiosen Erfolg von FaceBook in den Vereinigten Staaten, wird das Konzept der Vernetzung von Studierenden mit einem Softwareportal in Deutschland derzeit höchst erfolgreich mit dem Studierendenverzeichnis (kurz studiVZ) kopiert. Die (Presse-)meldungen dazu überschlagen sich quasi (siehe auch Chartgrafik von Technorati: Letzte 180 Tage Begriff

Tag popularity across the Blogosphere
This chart illustrates how many times blog posts across the Blogosphere were given the following tags.

  1. StudiVZ: Europas größtes Studentennetzwerk (Netzwelt)
  2. StudiVZ wächst (Basic Thinking Blog)
  3. StudiVZ wächst schneller als OpenBC! (Gründerszene.de)
  4. studiVZ.net startet Europas größtes Studenten-Netzwerk (IT Newsbyte)
  5. Andere arbeiten lassen: studiVZ (Manager Magazin) siehe auch das AAL-Prinzip

Ziel der Entwickler ist es nach eigenen Angaben die Hochschulen Europas zu vernetzen, universitäre Grenzen aufzubrechen und ihren Kommilitonen und studentischen Organisationen eine sichere, intuitiv zu bedienende und kostenlose Netzwerkplattform zu bieten, die dazu noch Spaß macht. An Selbstbewußtsein mangelt es den Schöpfern des studiVZ (Ehssan Dariani, Dennis Bemmann und Michael Brehm) kaum, verkünden sie doch gerade in ihrem System:

„Das alte Lehrveranstaltungssystem ist einem überragenden, einem grandiosen neuen gewichen. Trocknet eure Tränen, atmet auf und findet endlich alle Kommilitonen eurer Kurse.“

Das läßt aufhorchen: studiVZ möchte die gleiche Aufgabe erfüllen wie ein Lehrveranstaltungssystem? Ob nun Moodle, stud.ip, WebCT oder Clix, der Erfolg von studiVZ scheint gegen die genannten Systeme ein vergleichsweise leichter Erfolg zu sein. Es gibt keine technische Anbindung an irgendeine Uni und Rechenzentrumsmitarbeiter einer Uni würden kopfstehen angesichts des lockeren Datenschutzes für die personenbezogenen Daten. Statt „gruscheln“ dürfte es daher so einige eher „gruseln“ bei dem Gedanken an einen persönlichen „Datenstrip“.

Es handelt sich auch nicht um eine E-Learning Umgebung oder ein Lehrveranstaltungssystem, sondern um eine Social (Networking) Software. Die studiVZ-Entwickler dürften vor ganz anderen Problemen stehen, wenn sie sich an ein Veranstaltungsmanagementsystem begeben würden. Es zeigt aber deutlich, dass der soziale Faktor beim Lösungsangebot der Unis offenbar unterschätzt und kaum bedient wird. Bei einer derzeitigen Nutzerzahl von ca. 1 Mio (nach Auskunft von studiVZ) ist der Effekt von Metcalfe´s Gesetz jedenfalls offensichtlich. Wie schon bei MeinProf.de werden hier Fakten geschaffen ausserhalb der Universitäten. In Sachen Merchandising (wie man links sehen kann) ist die Verzeichnislösung derzeit dabei eine eigene Popkultur und Markenidentität aufzubauen rund um den Begriff „gruscheln“.

Update 14.11.2006
Wer einen detaillierten Einblick in das Geschehen rund um studi.vz erhalten möchte, der sollte direkt das Weblog des Jungunternehmens aufsuchen. Dort kann man die „authentic voice“ unverfälscht vernehmen. Das sollte man vielleicht auch tun, bevor man die Bewertungen anderer Websites und Blogs heranzieht, um sich zuvor ein Eigenes Bild machen zu können.

Update 22.11.2006
Wer noch nicht wirklich weiss, was studiVZ ist, oder einfach nach den geschäftsbedingungen nicht berechtigt ist sich bei studiVZ anzumelden, der kann sich einfach mal diesen Ausschnitt über das System bei der ARD ansehen: Video bei YouTUBE. Das fasst die Sache ganz gut zusammen aus meiner Sicht.

Update 28.11.2006
Hmm, angesichts solcher Schlagzeilen: Man sollte vielleicht tatsächlich eine Securityfirma PR-wirksam aufkaufen. Dass man komplette Accounts „grabben“ kann ist nicht mehr als negative PR abzutun, es ist ziemlich massiver Vertrauensverlust der da stattfindet. Zu einem grossen Teil ist das meiner Ansicht nach der Verwendung einer WebApplication Technologie anzulasten, die sehr viele Angriffspunkte für derartige Lücken anbietet. Ich frage mich, ob studiVZ derlei Probleme hätte, wenn eine Java Enterprise Solution im Hintergrund Dienst tun würde und nicht etwa eine scriptbasierte Sprache wie PHP. „SQL und JavaScript-Injections“ sind jedenfalls alte Bekannte bei Scriptsprachen, die für WebApplications genutzt werden ebenso „Cookie-Hijacking“.

Nach meiner Ansicht, sollten sich jedoch die Personen, die derzeit offenbar studiVZ massiv mit technischen Mitttel angreifen (hacken) zurückhalten. Es gibt Gesetze in Deutschland! „In Deutschland ist die rechtswidrige Datenveränderung (§ 303a StGB) und Computersabotage (§ 303b StGB) ebenso wie das Ausspähen von Daten, die gegen unberechtigten Zugang besonders gesichert sind, (§ 202a StGB) eine Straftat.“ (Quelle: Wikipedia) Und eines wird studiVZ ganz sicher haben: Die Logfiles der IP-Adressen von denen Angriffe ausgeführt wurden. Wer sich da jetzt mit seinen technischen kenntnissen herausgefordert sieht rechtswidrige Angriffe gegen einen Dienst auszuführen, der sollte damit rechnen, das er Kosequenzen der der deutschen Rechtssprechung zu erwarten hat, wenn so mit diesem Wissen umgeht. Ein Hinweis an studiVZ (so einem wirklich daran etwas liegt, das die Sicherheit dort besser wird) sollte ausreichen, es muss kein Proof-of-Concept ausgeführt werden, der das gesamte System in den Boden fährt. Wenn es mein System wäre würde ich jedenfalls sämtliche technischen und rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen rechtswidrige Handlungen zu unterbinden!

Update 30.11.2006
Nachtrag aus der Presse: Ein weiterer Bericht über studiVZ bei der taz.

Update 28.12.2006
Der Podcast des Fachbereichs Medien der Fachhochschule Mittweida hat ein exklusives Interview mit dem Autor Rainer Meyer (alias DonAlphonso) von der Webseite blogbar.de veröffentlicht. Das ist vielleicht ganz interessant einfach mal ein Audio von diesem Menschen zu hören. Nachfolgend habe ich es direkt verlinkt mit dem Audioplayer, um es hier gleich anhören zu können:
Interview mit Rainer Meyer:
[audio:http://www.htwm.de/daily/ipp/uploads/media/don_alphonso_-_studivz.mp3]

Update 3.1.2007
Für 100 Mio Euro verkauft an den Bieter mit der Nummer…
Laut Spiegel.de ist studi.vz nun offiziell verkauft worden. Ebenfalls berichtet heise.de, dass auf dem Chaos Communication Congress eine Auswertung der über 1 Mio studivz-Profile vorgestellt wurde. Folgende Grafik zur Verteilung der Studiengänge finde ich sehr interessant (vor allem der hohe Anteil Wirtschaftswissenschaftler!):

Update 5.1.2007
Offenbar waren es doch nicht ganz 100 Mio, wie GigaOM in seinem Artikel „Facebook Clone Is Bought“ schreibt, sondern eher ca. 85 Mio.

Update 6.1.2007
In Telepolis ist ein Artikel über studivz von Torsten Kleinhenz erschienen mit dem Titel „Wo Spaß und Leichtsinn herrschen„.

studi.vz GründerUpdate 22.6.2007
Auf einer kürzlich stattgefundenen Konferenz hat Ehssan Dariani (Mitgründer von studi.vz) am 14. Juni 2007 einen Vortrag über das studi.vz und seine Entwicklung gehalten. Offenbar sind die Folien seines Vortrags (im Gegensatz zu den Filmaufzeichnungen, die offenbar nur gegen 100 Euro per Zugang freigeschaltet werden können) und andere Vorträge des Events öffentlich zugänglich (siehe Screenshots 1 + 2 meines Browsers). Daher verweise ich an dieser Stelle einmal auf die Präsentation (als PDF) mit einem Link.

Why do I blog this? Als jemand der selbst versucht durch technische Campuslösungen die IT Landschaft im Education-Bereich zu bereichern (aktuell arbeite ich gerade an einem neuen Release von EverLearn), finde ich es beeindruckend, welchen Erfolg studiVZ offenbar hat und frage mich warum. Gerade was das „Soziale Netzwerk“ angeht finde ich das natürlich interessant und versuche davon zu lernen. Ebenso wie openbc richtet sich die Lösung an eine ganz bestimmte Zielgruppe. Somit wird das auch ganz sicher für Marketing interessant sein, denn wer möchte nicht z.B. gezielt die Gruppe der „Studierenden“ als Consumer ansprechen. Ich bin mal gespannt wie lange studiVZ noch werbefrei bleibt, oder ob die Netzwerk- und Personendaten in Kürze an Marketinganalysten verkauft werden. Als Studierender würde ich mir jedenfalls zweimal überlegen es zu nutzen. Die Freizügigkeit mit der persönliche Daten und Kontaktnetze offengelegt werden ist zumindest überdenkenswert!
Ich ordne mich damit gerne in die Liste der Skeptiker ein, denn wie schreibt Falk Lüke im Zeit.de Blog so schön: „Es ist Zeit für eine neue Ehrlichkeit. Im Internet wird nichts mehr versteckt. Denn wir haben uns alle lieb und wollen uns nichts böses. Nichts zu verbergen, also auch nichts zu befürchten. Bis das erste Mal ein potenzieller Arbeitgeber die Bewerbung mit dem Vermerk ‚Sie haben die falschen Freunde‘ zurückschickt.“
Angesichts des beispiellosen Datenstrip der studiVZ-Nutzer für eine vermutlich durch sogenanntes CrowdSourcing im Aufbau befindliche Consumer Community, kann die Frage, ob studiVZ nun das neue Lehrveranstaltungssystem 2.0 wird derzeit aus meiner Sicht getrost verneint werden. Allein schon wegen des mangelnden Datenschutzes! Probleme bei der Jobsuche durch zuviele private Daten (Motto: „Schöne Partyfotos von Ihnen, trinken Sie öfter Alkohol?“), Highschool-Stalking, usw. all diese Dinge sind in den USA bereits bekannte Nebenwirkungen. Vielleicht sollte man dabei im Hinterkopf behalten, dass E-Business 2.0 über soziale Netze und „Attention Economy“ funktioniert.