Proxemische Information: Praktischer Wert für U-Bahnfahrer

Gestern habe ich einen Vortrag über den Stand meiner Dissertation gehalten. Das Kernprinzip einer Softwarekomponente – die ich in der Dissertation entwickelt habe – habe ich dort versucht anhand der Idee des Schattentheaters zu verdeutlichen. Dafür habe ich eine von mir als „Proxemic Box“ bezeichnete Konstruktion vorgestellt, die einen Teil des Algorithmus dieser Software anfassbar, erlebbar und somit be-greifbar machen sollte. Hier ein paar Bilder von der Box, die ich ja hier bereits indirekt angekündigt hatte (in Kürze mehr).


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Nach dem Vortrag habe ich den tollen Hinweis bekommen, dass die U-Bahnen in Brüssel proxemische Information (fast wie im Schattentheater) in den Stationen auf Streckenanzeigen übermitteln („Danke!“ an Elin). Es wird als eine Art Warteinformation die gesamte Strecke einer Linie gezeigt und die aktuellen Aufenthaltsorte von einzelnen Zügen mit einem leuchtend roten Punkt markiert. Danach bin ich heute sofort in flickr auf die Suche gegangen und habe die Anzeige tatsächlich gefunden. Flickr-user Martijn de Visser hat folgendes Bild von der Anzeige geschossen:


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Zum Vergleich hier ein Bild ohne Proxemik (von flickr-user Bint), der ganz normale Streckenplan.

Update 16.6.2007
Auf den Webseiten von DesignTaxi habe ich einen Artikel gefunden, der einen interessanten Beitrag liefert zur Proxemik in der Realität und in der Virtualität. Das wäre weiter nicht erwähnenswert, wenn diese Seite nicht vor allem Designer vorstellen würde, die die Produkte der Zukunft entwerfen, also Business betreiben. In dem Beitrag, schreibt Tim Leberecht, Director of Marketing bei frog design, dass durchaus ein beträchtlicher Teil an elektronischen Produkten wie z.B. dem iPod gekauft werden, weil sie die intime Distanzzone erweitern – also proxemisch verändern – sollen, damit man sich im öffentlichen Raum nicht so bedrängt fühlt sondern signalisiert: „Hier bin ich und ich möchte nicht gestört werden, bzw. komm‘ mir nicht zu nahe.“. Er schreibt:

[…] I wonder what percentage of music player, game console, PDA, and cell phone sales can be attributed to consumers’ quest for overcoming unwelcome intimacy. […] As the population increases and cities become denser the world population has doubled in the past 40 years and the US population tripled over the course of the Twentieth Century), understanding proxemics is becoming more and more critical not only to developers and urban planners but also to product and interaction designers.

In dem Beitrag wird auch Nick Yee’s Studie über Proxemik in Second Life angesprochen. Ein Film mit ihm mit dem Titel „Don’t Stand So Close To Me“, der das Prinzip der Proxemik sehr schön am Beispiel Second Life erklärt ist bei bryantpark zu sehen.

Update 26.7.2007
Soeben habe ich eine weitere Entdeckung einer proxemischen Anzeige gefunden. Wieder ist es eine Anzeige für den öffentlichen Nahverkehr, diesmal aber nicht für die U-Bahnstation sondern für zu Hause. In Tokyo gibt es die Yamanote Linie, die tatsächlich im Kreis fährt. Damit man als Nutzer der Linie seinen Gang zur Station gut vorausplanen kann, berechnet diese Anzeige die zugleich eine praktische Uhr ist, die Information über die Züge und wo diese gerade sind. Das kann man deshalb so exakt berechnen, weil die Uhr mit einem Funksignalempfäger ähnlich dem deutschen DCF77-Signal ausgestattet ist und die Züge in Japan eben pünktlich fahren. Ein für Deutschland also völlig unnützes Produkt, höchstens für die Schweiz geeignet. (via infosthetics, ohgizmo und boingboing)


Originalbild der Anzeige und nach einer Polarkoordinatentransformation.

Damit man sieht, das das im Prinzip nichts anderes ist als die Anzeige in Brüssel, habe ich das Bild mal testweise einer inversen Polarkoordinatentransformation unterzogen. Da sieht man, wie der Kreis zu einer Linie wird. Innerhalb der Züge ist die Anzeige übrigens auch bemerkenswert, dort zeigt ein Rechteck die Kreislinie der Bahn an, siehe folgender Screenshot (Quelle: wikipedia, und dann nachbearbeitet).

Interessant ist, die Yamanote hat auch ganz tolle Audio-Hinweise für die jeweiligen Stationen. Wenn man also drinsitzt, spielt je nach Station eine andere Melodie. So braucht man nicht großartig die Sprache verstehen, sondern nur seine Melodie der gewünschten Station erkennen.


Depublizierungsschutz

Why do I blog this? Nun, ich bin ein wenig stolz drauf, dass es mir gelungen ist, mit der Idee von der Proxemic Box ein im wahrsten Sinn des Wortes „einleuchtendes“ und zugleich „begreifbares“ Modell einer Softwarekomponente meiner Dissertation zu realisieren. Es hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht, auch mal etwas zu konstruieren, für das man keinen Computer einschalten muss, um es jemandem zu zeigen, ein Schattentheater eben, das allein mit etwas Licht schon prima funktioniert. Die Beschaffung der Materialien im Baumarkt war reine Freude (Holzpellets, schwarze Lackfarbe, verzinkter Draht) und noch der Schreibwarenladen (ziemlich teures Transparent/Blaupausen-Papier für Ingenieure, ein Profi-Cutter-Messer, zwei Plastik-Schnellhefter blau/pink, einen aus schwarzer Pappe), den Karton hatte ich bereits. :-D
Das Kleben des Transparentpapiers erwies sich als trickreich, denn es fing an sich zu wellen, bei normalem Klebstoff, so dass Tesafilm den Job übernehmen musste. Lackieren dagegen war einfach und schnell gemacht. Das Schneiden des Schriftzuges war mit der aufwändigste Arbeitsschritt, aber jedes Kindergartenkind und jeder Marketingexperte wissen: „Ohne Branding/Namen kein (ungestützter) Bekanntheitsgrad/keine Verständigung.“ bzw. worüber soll man sprechen, wenn man für ein „Ding“ keinen Namen hat? Weil es soviel Spaß gemacht hat (auch wenn vom Samstag der Vor- und Nachmittag dabei komplett draufgegangen sind) hab ich auch ein kleines Fotobuch dazu gemacht mit dem glücklichen Konstrukteur an der Seite. Für die finale Vorführung musste dann noch ein Schnäppchenkauf für den „roten Vorhang“ her, ein rotes Seidentuch aus der „Galeria/Kaufhof“ ist es dann geworden (Jetzt wird klar, warum auch der Samstagvormittag dran glauben musste, der „Shopping“-Teil in der Damenabteilung war mit der streßreichste Part; Das Ergebnis war es aber wert!).

Kore wa nan desu ka? Kore wa nihon desu. (*)

Seit langem fasziniert mich Japan und seit wenigen Wochen lerne ich endlich die japanische Sprache. Es macht mir großen Spaß, was sicher in erster Linie an der Kurs-Lehrerin Kayo liegt, die nicht ständig Ausdrücke wie „Futur, Perfekt, Genitiv, Nomen, Verb, Akkusativ, …“ und anderes lern- und begeisterungshinderliches Fachchinesisch von Sprachwissenschaftlern verwendet, um uns die Sprache zu vermitteln. Meine Neugier auf das Land wird größer und deshalb war ich auf einem Asien/Japan-Streifzug durch das Web und habe gesammelt. Herausgekommen ist folgende Liste:

  1. Japanische Sprache bei WikiBooks
    http://de.wikibooks.org/wiki/Japanisch/
  2. Japanisch Lernen mit dem Podcast Japanesepod101
    http://www.japanesepod101.com/
  3. Gute Tipps für den Japanbesuch
    http://www.japan-101.com/
  4. Die Japan Community
    http://www.embjapan.de/
  5. NHK World Japanese Lessons – Japanisch für viele Sprachen
    http://www.nhk.or.jp/lesson/
  6. Filme, Musik und anderes aus Asien
    http://www.asien-kultur.de/
  7. Online die Katakana lernen und üben
    http://www.unckel.de/kanateacher/
  8. Katakana Symbole mit Kärtchen lernen (Kartendruckvorlage)
    http://www.unckel.de/kanacards/
  9. Zahlen, Daten, Fakten rund um Japan auf Japanisch
    http://www.j-kurs.jasms.de/
  10. Japanische Popkultur: Musik, Anime, Filme, … z.B. Mika Nakashima
    http://www.j-pop.de/
  11. Deutsch-Japanisches Netzwerk
    http://www.doitsunet.com/index.php?lang=de
  12. Japanische Sprichworte
    http://www.geocities.com/tzezza/japan.html
  13. Einblicke in kurioses japanisches TV
    http://tvinjapan.com/blog/
  14. Portalseite mit Unmenge an Information
    http://web-japan.org/
  15. Japanforum zum Diskutieren
    http://20718.rapidforum.com
  16. Kanji Symbole Online lernen
    http://kanji.koohii.com/
  17. Sprachlektionen und anderes über Japan
    http://japanese.about.com/
  18. Deutsch-Japanische Gesellschaft, Bremen
    http://www.djg-bremen.de/
  19. Blog zum Lernen von japanisch
    http://learning-jp.blogdrive.com/
  20. Mangakultur
    http://www.manganet.de/
  21. Deutsch-Japanisches Wörterbuch
    http://www.csse.monash.edu.au/~jwb/wwwjdic.html
  22. Alles von del.icio.us mit ‚japan‘-tag…
  23. Japanforum Bremen

Wer weitere nützliche Links oder Informationsquellen zu Japan kennt, oder Anekdoten aus Japan, der kann gerne einen Hinweis durch einen Kommentar hinterlassen. Ich freue mich sehr über weitere Beiträge zur Deutsch-Japanischen Verständigung und zur Erhöhung meiner Neugier auf das unbekannte Land. :-)

Update 23.3.2007
Mittlerweile habe ich mein Lieblingsgetränk auf japanisch schon gelernt: ???? (kohi mit langem o und langem i gesprochen). Das bedeutet Kaffee. Ohne die japanischen Schriftzeichen wäre es langweilig, denn die Grammatik scheint auf den ersten Blick erstaunlich übersichtlich. Zum Lernen der Katakana kann man auf herkömmliche Hilfsmittel zurückgreifen, wie zum Beispiel den Zettelkasten mit Symbol vorne drauf und Silbe hintendrauf auf den Zetteln. Aber zumindest als Macnutzer ist man hier klar im Vorteil mit dem Programm iKana, mit dem man im Prinzip bis zum Abwinken die japanischen Symbole lernen kann; und das sogar ferngesteuert mit der AppleRemote Fernbedienung. Vor allem die Strichreihenfolge beim Schreiben bringt einem dieses nette Programm bei. Einfach eine klasse Lösung! Um die japanischen Zeichen auch für das Texteschreiben auf dem Mac zum Leben zu erwecken fügt man in den Systemeinstellungen > Landeseinstellungen > Tastaturmenü einfach die Japanische Kana-Palette dem Tastaturmenü hinzu und wählt „Tastaturmenü in der menüleiste anzeigen“ an, dann kann man die ganze Zeichenpalette jederzeit oben in der Menüleiste ein- oder ausschalten.

Update 26.1.2008
Twitter, endlich mal anständig erklärt in japanischem Blog TV, ein toller Spot:

* = Was ist das hier? Das hier ist Japan. (Sehr einfache Worte auf Japanisch, die ich bislang gelernt habe.)

Edith Ackermann on Piaget, Papert and Vygotsky

EdithToday (thanks to Heidi Schelhowe at DIMEB) we had the chance to get into some details about the great three researchers – and their contribution to constructivism and constructionism – with Edith Ackermann (see image to the right), a Professor of Developmental Psychology (currently Visiting Professor at the Massachusetts Institute of Technology – MIT). She presented her ideas about the three theoretical ideas of Piaget, Papert and Vygotsky and compared them by usig the metaphor of a caricature of „The Piaget-Child“, the „The Papert-Child“ and the „The Vygotsky-Child“.

The one lasting impression I got visiting the event was that imagination is a key element in all learning. So improving our capabilities on imagination cannot be wrong if we want to learn more, find out new things and innovate. This seems to be trivial news, but if you are honest, when did you imagine the last time how thing could be different? I especially was delighted, that she mentioned the special way, japanese culture has a metaphor for imagination. They call it „kobito“ or „little people“ which means, that whenever you imagine something, you „send out“ one or more representations of yourself (little persons) and try to get a different perspective on things. I really like this metaphor because this is actually a very successful way to get different perspectives on things, which is e.g. important in software engineering if you need to imagine many things on different levels of abstraction at the same time.

Edith is interested in the intersections between learning, teaching, design, and digital technologies. So it comes to no surprise, she has left some traces on the internet. E.g. at childresearch.net which hosted a project called Playshop. Child Research Net held this Playshop (actually a workshop) on November 28, 1999 called „Playshop 1999“ at Benesse Corporation in Tama City, Tokyo, Japan. More than 150 people, consisting of children, parents and educators, moved their whole bodies and used their imagination to engage in various activities. You can find transcripts of the workshop here. Find an even more interesting list of research papers about children and learning at the child-research-net-site, e.g. her latest paper there has the title ‚Playthings That Do Things: A Young Kid’s „Incredibles“!‚ and it is downloadable as PDF.

Add-on: I did some more research on the kobito-topic and found a really remarkable explanation from Yutaka Sayeki (Sayeki-sensei) which I found as a transcript of an E-Mail-Answer on the Internet which describes this method as kobito-dispatching:

Date: Fri, 22 Sep 95 10:33:10 JST
From: Ysayeki

Also interesting perhaps: Link to Japan Society for Educational Technology, Linkt to a book called Mind, Culture, and Activity.

Update 7.1.2009
Ein interessanter Foliensatz von Yutaka Saeki zum Thema „Wisdom and Human Beeings“ ist im Internet abrufbar. Dort stellt er auch ausführlicher die Methode des „Kobito Dispatching“ vor.

Absperrband als Banner mit Aufschrift FRAUEN GEGEN MERZ