29c3 Hamburg – where the rocket comes down (Fairy Dust)

Der 29c3 ist vorbei. EOF. :-(

Momentan befinde ich mich grade im Post-29c3-Blues wie vermutlich viele der Besucher und höre aber parallel zum Schreiben dieses Beitrags den Wikigeeks Podcast – WGS006: #29c3.

Das Wichtigste zuerst, das war der großartigste Congress bei dem ich je selber mitmachen durfte. Als ich hörte dass der Congress nach Hamburg kommt, war ich schon das erste Mal geflasht, denn einen so konsequenten Move hatte ich so schnell einfach nicht erwartet. Damit der Umzug auf jeden Fall funktioniert und nicht an zu wenig Engeln scheitert, hatte ich mich vorsorglich als „Engel“ gemeldet und wenn es notwendig geworden wäre, hätte ich meine Anwesenheit auch auf das „Engeln“ konzentriert/reduziert, um das Gelingen auf jeden Fall sicherzustellen, denn für mich ist der Congress mittlerweile eine unverzichtbare, wertvolle kulturelle Errungenschaft.

BarfBag

Ich hab‘ keine Ahnung mit was ich beginnen soll, vielleicht damit, dass für mich der Congress schon 14 Tage vor Beginn eine Menge Arbeit erzeugt hatte durch die Entwicklung von BarfBag. Da viele, viele Besucher sich auf den Congressen (z.B. auch easterhegg, SIGINT, usw.) immer orientieren müssen, ist Information darüber, wo, wann, was angeboten wird eines der wichtigsten Dinge während der 4 Tage sowie vor und nach dem Congress zum Vor- und eventuellen Nachbereiten. Kern dieser Orientierung war und ist bislang der Fahrplan. Doch das hat sich dieses Jahr deutlich erweitert, denn neben dem „offiziellen“ Fahrplan für die Talks, Lectures und weitere tolle Sachen kamen dieses Mal noch die Events rund um die Assemblies und Workshops hinzu. Es gab also noch mehr Dinge zum auswählen, vormerken und verpassen.

Da ich mich primär immer lieber auf meinem Smartphone informiere (in diesem Fall ein iPhone), denn das hab ich im Zweifel immer dabei, wollte ich unbedingt wieder eine App haben für das im Bild bleiben. Die Details dazu kann man auf der BarfBag Seite nachlesen. Kurz und knapp: Ich hatte 14 Nächte mächtig Arbeit und habe mit Hilfe von ein paar weiteren Personen die App gerade noch rechtzeitig zum Congress fertig bekommen. Mir persönlich war die App eine echte Hilfe, da ich auch meine Wunschworkshops und Assemblies vorgemerkt hatte.

OpenStreetMap

Ganz besonders habe ich mich beim Congress gefreut auch erstmalig Anschluss gefunden zu haben zu mir thematisch sehr nahe stehenden anderen intergalaktischen Datenreisenden. Bisher habe ich eigentlich den Congress immer als vollkommener „Floatie“ für mich gestaltet. Sprich ich hab mich treiben lassen von meinem Interesse, von den Elektrobeats oder vom lecker Qualm, der mir als Schwade vor die Nase kam oder bin einfach anderen Datenreisenden gefolgt, die mich bei der Hand nahmen (Hi to Richie+Missi). Ich bekam bisher noch jedes Mal 4 Tage lang deutlich zuwenig Schlaf, das hat sich auch diesmal nicht geändert. Dieses Mal habe ich mir jedoch eine gewisse Stickiness selbst verordnet, indem ich mich bei der OpenStreetMap Assembly verankert habe (Danke an meine neu gewonnenen OSM Buddies an dieser Stelle und die besonders wichtige Bekanntschaft mit _Rahra_!).

Durch dieses begrenzte „Floating“ und mehr „Sticking“ hab ich eine völlig neue Perspektive kennengelernt. Für die Assembly hatte ich extra meinen iPad-Presenter mitgeschleppt (wegen dessen Gewicht ich auch bei der Anreise prompt den ICE verpasste), weil ich von der boot Messe wusste, das das super mit Kartenmaterial funktioniert, um Laufpublikum im positiven Sinne „einzufangen“. Und so war es dann auch.

Ich hab das Ding mit einem iPad 3 und der OpenSeaMap App aufmunitioniert und strategisch in den Laufweg gestellt. Und *zack* war schon nach kürzester Zeit der erste da, der die Karte ausprobierte. So kam man schnell mit unzähligen Besuchern in Kontakt, die mehr über die OpenStreetMap und zu einem erstaunlichen Teil auch die OpenSeaMap erfahren wollten. Für mich war das ein Erfolg auf ganzer Linie, der auch nur möglich war dank der exzellenten Orga und dem fucking gut funktionierenden WLAN. Wenn es mir zuviel wurde hab ich mich zum „Floatie“ gemacht und mich nach Zehn Vorne treiben lassen, oder mit einer Club Mate und meinen Zigaretten bewaffnet in die Lounge begeben.

OpenSeaMap AR – stroke by a lightning

Am letzten Tag #4 hab ich dann meinen ersten gut vorbereiteten Lightning Talk gehalten mit dem Titel „OpenSeaMap AR – Augmented Seamark Sights using OpenStreetMap Data“ (Vortrag als PDF). Durch den akkumulierten Schlafentzug hatte ich zu dem Zeitpunkt an dem ich den Talk halten wollte bereits eine gewisse Verpeiltheit erreicht. Das machte sich unmittelbar VOR dem Talk bemerkbar…

…denn ich fand meinen MacBook-2-VGA-Adapter nicht, so dass ich den frisch aktualisierten Vortrag auf das iPad übertragen musste (für das ich ebenfalls ’nen Adapter hatte)… per USB-Sync schlug das über iTunes völlig fehl (Bug Radar ist in Arbeit eingetragen). Dann hab ich DropBox probiert… und hatte fetteste Netzprobleme (20 Minuten vor dem Beginn des Vortrags). 10 Minuten vorher war der Dropbox Sync dann endlich fertig. Dann hab ich das Ding auf dem iPad geöffnet und war erstmal erleichtert, hatte aber gut 120% Adrenalinsättigung.

Geht noch weiter… DANN sagt mir Nick Farr, er brauche die Folien auf SEINEM Rechner während ich mit dem iPad 100% ready for presentation bin. Sag ich: kein Problem und sende ihm den DropBox-Link. DAS widerum hat dann der Nick verpeilt und nicht geregelt bekommen. Am Rednerpult stehend will er die alten Folien aufrufen… Fuck! Und dann endlich hat er ein Einsehen und lässt mich mein Gerät anschließen.

Adrenalinsättigung zu diesem Zeitpunkt ist bei 150%. Den Lightning Talk selbst erlebe ich als Adrenalinrausch und Profi zugleich und kann die 5 Minuten vollkommen genießen. Ich kenne mich und meine Performance, weiß dass ich den Vortrag vollkommen easy in der Zeit schaffe. Muss aber doch bissel schneller reden als sonst was dank Adrenalin nicht schwer fällt, denn einfach ALLES funktioniert da vorne am Rednerpult schneller.

Nach 290 Sekunden zählt mir das Publikum den Countdown der letzten 10 Sekunden. Perfekt on the Spot – Punktlandung! Die Rakete ist da runtergekommen wo sie einschlagen sollte: Im Hirn des Publikums. GEIL! Vollkommen überdreht durch mittlerweile 200% Adrenalinsättigung und durch eine Megaausschüttung an Glückshormonen springe ich von der Bühne und suche mir erstmal einen Platz zum sitzen. Jede Zelle vibriert… um wenige Minuten später dringend allein eine Rauchen zu gehen, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte den frab-Vortrag persönlich zu sehen. Fazit des Tages: Fast besser als Sex! :-)

[Einwurf: Ich höre mittlerweile den Loungemitschnitt von _Tasmo im Browser, während ich hier den post schreibe. Exzellenter Shit!]
Wer den Vortrag sehen will, hier gibt es die Aufzeichnung des Talks im Katalog 1 und Katalog 2 oder Katalog 3 (ab Zeit 1:33:00 gucken) zum selber anschauen, inklusive einem nostalgischen Sound einer umfallenden Mate Flasche mitten im Vortrag. Hach-hoch-drei!

Intergalaktische Datenreisende United

Den Rest des Congress habe ich im Free-Floatie-Mode verbracht. Ich hab mit Buddies Club Mate oral zugeführt als gäbe es kein Morgen mehr, habe tausend neue Leute kennengelernt, z.B. aus USA/New York, Österreich, Schweiz, Mannheim, Hamburg, Frankreich, Litauen, Russland, Bremen, Starwars und vielem anderen mehr. Ich hab jetzt z.B. einen Eindruck davon wie sich Studium in der amerikanischen Mittelschicht anfühlen muss, ich weiß welche abgefahrenen Technofeste in Litauen so laufen, bewundere und beneide die Franzosen um La Quadrature du Net noch mehr, habe mich mit den Leuten vom FIfF über das Problem des automatisierten und zunehmend industrialisierten Fließbandkriegs (durch Drohnen und andere autonome Kampfeinheiten) unterhalten. Ich starte mit einem Hacker des Hackerspace in Bremen (der Embassy of Nerdistan) ein völlig neues, cooles Projekt dieses Jahr. Ich hab das erste Mal einen Throwie gefunden und die Liebenswürdigkeit dieser kleinen LED erkannt. Ich hab mich bestens informiert gefühlt durch die eigene App (kein Wunder, ich hatte schließlich auch als Einziger die 100% buggefixte Version). Ich hab die Sternschanze besser kennengelernt zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten und weiß jetzt wo ich mein Frühstück bekomme. Ich habe einen Taxifahrer getroffen der selbst morgends um 5 ganz schön hamburgerisch drauf war! Ich habe einmal mit „Hummel, hummel!“ gegrüßt. Ich habe ein Matetag aus einem 3D-Drucker des Stratum 0 Hackerspace bekommen (many, many thx). Ich habe vom Raumzeitlabor meinen Nick auf den Konferenzhoodie nähen lassen, was mal ein extrem geiles Angebot von einem der Hacker dort war, der mir anbot das Alternativlos Logo draufzusticken, meinen nick fand ich dann aber doch dezenter (hab ein Video von der Aktion mal sehen wann ich das verlinken kann).

Ich habe den HoloClaus aus dem HoloVersum getroffen, der vermutlich in Deutschland der einzige Mensch ist, der Holographie und die Eigenschaften von Licht aus dem Bauchgefühl heraus 100% versteht (ein eindeutig verkanntes Genie!!!). Was noch besser ist, ich habe das erste Mal verstanden wie Hologramme funktionieren. Eat that Physiklehrer! In diesem Zusammenhang habe ich beschlossen das Buch „QED: The Strange Theory of Light and Matter“ mal zu kaufen und zu lesen. Ich hab einen Smileybauzaun gesehen. Ich habe einen ersten Sticker auf meinen neuen Rechner appliziert UND ein Hologramm vom HoloClaus (ein UFO in 3D) und ordentlich Sticker gesammelt, bei denen ich jetzt wählen muss, welcher drauf kommt und welcher nicht.

Where the rocket came down

Meinen persönlichen Abschluss fand das Uberevent in der After Party. Aber über die decke ich den Mantel des Schweigens, denn „What happens at After Party, stays at After party.“, aber es war schon cool mal sagen zu können „Ich bin mal mit Dr. Motte zusammen im Taxi gefahren“, grins. Und ich kann nur sagen, solange der Mate Basisgehalt des Cocktails stimmt, gibt es keine Kopfschmerzen am nächsten Tag. Nur am Schlafdefizit ändert das halt leider auch nix. An dieser Stelle Grüße nach Wellignton/Neuseeland und den Troll aus Hamburg, der sich im Dialog mit meinem Kumpel durch einen erste Klasse Nazivergleich seinen ersten Reallife Godwin Point geholt hat (Lern mal Toleranz du komischer Troll).

29c3, Leider geil!*

* = bloss mein Hostel hat mich viel zu selten gesehen in der Zeit. Ach ja, und im Übrigen, DAS was fefe sagt, also „Diese Karten sind kein Kommunikationsmittel, sondern ein Kommunikationsbeendigungsmittel.“.

Vergangenheit und Zukunft von E-Learning

humboldt_elearnerAngeregt durch viele Blogposts in der letzten Zeit möchte ich einen kleinen Beitrag leisten zu der Bestandsaufnahme des State-of-E-Learning. Denn schließlich wird in den genannten Beiträgen nicht weniger als die Abschaffung des E-Learning gefordert, wenn z.B. Forscher der Uni Basel fordern: „Mit diesem Beitrag möchten wir dafür plädieren, e-learning abzuschaffen.“

Folgende Blogposts und Beiträge haben mich dazu angeregt (Anmk.: Liste updated am 4.10.2008 & am 14.10.2009):

Diese Beiträge greifen den Stand der Dinge und Überlegungen zur Zukunft des E-Learning auf. Während die einen für die Abschaffung des Begriffs plädieren, ohne einen griffigen neuen Begriff parat zu haben, sprechen andere über die Morgendämmerung der schöpferischen Zerstörung.

Seit es erste WBT’s gab, hat sich eigentlich nichts Wesentliches getan, sagt Andrea Back. Lerninhalte werden auch wegen Copyrightfragen immer noch nicht wiederverwendet. Eine nächste Evolutionsstufe lauert ihrer Ansicht nach jedoch bereits vor der Türe und spricht von der „DNA des Web“, die sich für einen neuen Innovationsschritt gerade rekombiniert. Sie plädiert für „Weitermachen mit E-Learning“ und hält eine virale Verbreitung für nicht nur möglich sondern auch wahrscheinlich!

Digitale Medien […] werden zur „Normalität“ in unserer Gesellschaft sagt Gabi Reinmann. Was die E-Learning-Community auszeichnet, ist Interdisziplinarität sagt sie und eindeutig ist, dass aus der E-Learning-Community nach wie vor kreative und zukunftsweisende didaktische Neuerungen entstehen. Eine Alternative zum „Scheiden“ wäre eine weiter beharrliche Überzeugungsarbeit, dass auch die Bildung in einer veränderten Gesellschaft nicht bleiben kann, wie sie war und ist […].

Zwei Professorinnen die keinen Untergang kommen sehen, aber eine Weiterentwicklung und auf ihre eigene Arrt zu einer optimistischen Sicht der Dinge aufrufen.

campfire_inflation
Sinnbild der Campfire Inflation: Demnächst werden die Lagerfeuer in den Hosentaschen auf dem Touchscreen brennen.

Was habe ich hinzuzufügen?
Ich habe E-Learning intensiv im Sinne der LCMS gelebt. Ich habe zugleich die von Andrea Back bezeichnete „disruptive Innovation“ am eigenen Leib abbekommen. LCMS wurden plötzlich unsexy und farblos eine echte Alternative kam aber bislang nicht auf. Solange die großen Social Networks (facebook, studivz und myspace) noch nicht existierten, waren die LCMS auch eine Art sozialer Treffpunkt, das 24h-nonstop brennende Lagerfeuer in der sozialen Wüste des Internet, um das man sich versammeln konnte.

Die Anzahl der Lagerfeuer ist nun bedeutend größer geworden. Soziale Treffpunkte gibt es jetzt bei facebook, bei studivz und bei myspace (und sehr viele weitere). Was also hat E-Learning den gefühlten Abschwung bzw. die disruptive Störung beschert?

Aus meiner Sicht wird sowohl in der Präsenzlehre, also Lehren und Lernen an echten Orten Face-2-Face als auch im E-learning bzw. der Distanzlehre, dem Lehren und Lernen unterstützt durch das Web ein Faktor massiv unterschätzt:
Lehren und Lernen findet nur erfolgreich in einem sozial ansprechenden Ort statt. Schulgebäude sind teilweise so hässlich und kalt, dass niemand freiwillig länger bleibt als nötig. Ähnlich schaut es aus mit E-Learning-„Gebäuden“ wie z.B. moodle oder stud.ip oder Ilias oder Clix oder was auch immer. Langweilig, unsozial, farblos und wenig ansprechend über das funktionale hinaus.

Und genau hier hat E-Learning massiv an Boden verloren. Anfang 2000 gab es noch nicht soviele andere „Gebäude“ im Netz, die man als soziale Orte aufsuchen konnte. Doch das hat sich dramatisch gewandelt und die langweiligen E-Learning-Orte aus dem 20sten Jahrhundert haben Schimmel angesetzt und waren nie so angenehm zu bedienen wie ein facebook.

Die Campfire Inflation
E-Learning kämpft nicht mit technischen Problemen, auch nicht mit der Akzeptanz von Technologie, E-Learning konkurriert einfach mit vielen vielen anderen Orten die sozial wesentlich attraktiver sind als Aufenthaltsort als das langweilige LMS oder LCMS, dessen erste Programmcodezeile vor 8-10 Jahren geschrieben wurde. E-Learning leidet massiv an der Lagerfeuer Inflation bzw. der Campfire Inflation.

Die Disruption bzw. schöpferische Zerstörung dieser unsozialen Orte wird weiter voranschreiten dort wo die Nutzer die freie Wahl haben. Wenn die engagierten E-Learning-Verfechter keine sozial attraktiven Plätze im Netz schaffen – und dieses Netz wächst immer noch in einer atemberaubenden Geschwindigkeit – dann wird die Disruption zu einer faktischen Elimination führen.

Das Lernen wird dann einfach zu den bestehenden und neuen Lagerfeuern gehen müssen (der Berg muss dan zum Propheten), um sich zu behaupten. Die zukünftigen E-Learner werden nicht mehr mit den Füßen abstimmen, auch nicht mehr so oft mit ihren Händen auf der Maustaste sondern viel öfter mit den Fingern auf dem Touchdisplay. Die neuen Lagerfeuerbrennstellen entstehen gerade auf den Touchscreens neuer ultramobiler Zugänge zum Netz.

Das Mobiltelefonist tot, der mobile Zugang zum Netz jedoch (via Smartphone bzw. Smart Display) lebt. Zukünftig hat man die Möglichkeit seine Lieblingslagerfeuer in der Hosentasche mitzuführen. Ob die Bildungsinstitutionen wie z.B. Hochschulen jedoch in den Hosentaschen des 21igsten Jahrunderts vertreten sein werden? Ob sie dort jemals auch nur ein einziges Holzscheit zum brennen bringen? Das hängt davon ab, ob man begreift, dass Lernen ein sozialer Prozess ist und kein technisches Problem. Lernen findet da statt wo die Lagerfeuer brennen.

Höchste Zeit Holz sammeln zu gehen für ein großes Feuer, und die Fackel des E-Learning dort hinzutragen wo schon genug Feuerholz gesammelt wurde.

Update 3.10.2009
Eventuell kommt ja auch schon bald ein neues Produkt, dass die Lagerfeuer der Welt in den Klassenraum, den Hörsaal oder das Unternehmen hineinträgt: Microsofts Courier

Update 11.10.2009
Welcher Technologiehype auch immer uns als nächstes heimsuchen mag, den Humor behalten schadet nicht. So hab ich vor kurzem im Bibliothek2.0-blog folgenden schönen Comic von Geek & Poke entdeckt.

geek_and_poke
Quelle: Geek & Poke

…oder zunächst eine grundlegende Kritik an monolithischen E-Learning-Ansätzen an und für sich und ein Plädieren für die Projektmethode […] die den Communities of Practice Ansatz von Etienne Wenger kombiniert mit innovativen Konzepten des Medieneinsatzes […].

Hacking WordPress: Das WP Proximo Projekt

Vor etwa drei Wochen habe ich einen Entschluss gefasst: Ich wollte meine Arbeit, die ich zur Virtuellen Proxemik geleistet habe nicht länger in der Schublade liegen lassen. Zur Virtuellen Proxemik habe ich hier schon einige Beiträge geschrieben. Ich hoffe es werden demnächst noch weit umfangreichere und spannendere Beiträge hinzukommen.

proximo_frontend

Frontend Bild 3 anzeigen Frontend Bild 2 anzeigen Frontend Bild 1 anzeigen

Das Frontend des WP Proximo Plugins:
Hier wird kommuniziert und die „Nachbarschaft“ als Visualisierung dargestellt.

Hacking WordPress: Erste Schritte in WP/PHP

prox_notificationAls Konsequenz meines Entschlusses von vor drei Wochen habe ich mich hingesetzt und begonnen mich mit dem Inneren von WordPress zu beschäftigen, also das Softwaresystem, das WordPress ausmacht (Eine mysql-Datenbank eine Menge PHP-Dateien und viele bunte Grafiken und Stylesheets).

Und dann habe ich einfach begonnen PHP zu lernen, denn das habe ich vorher nie benutzt – zugegebener Maßen weil ich auch ein wenig zu Stolz war auf meine objektorientierten Software Engineering Kenntnisse in Java, so dass ich PHP als billige Scriptsprache ohne Struktur abgetan habe. Nunja, was hilft einem Stolz, wenn das erfolgreichste Bloggingsystem damit realisiert ist und dieser einem im Weg steht? Nichts! Also hab ich einfach angefangen und ich muss sagen… es ist einfach. Viel einfacher als gedacht.

Just do it: Das WP Proximo Plugin entsteht

prox_messengerIch habe begonnen eine Softwareerweiterung für WordPress zu entwickeln, mit dem Zweck Virtuelle Proxemik in die Praxis zu bringen. Natürlich mit dem Hintergedanken, aus der Praxis widerum Forschungsmaterial zu generieren. Sagen wir einfach es ist mein nächstes kleines wissenschaftliches Experiment, diesmal als weltweiter Feldversuch angelegt.

Seit drei Wochen habe ich nun deutlich mehr Zeit am Rechner verbracht, als ich wollte, der regnerische Sommer 2009 hat es mir allerdings leicht gemacht. Das Ergebnis meiner Bemühungen kann man unten links in der Ecke sehen. Es ist ein Plugin, das jeder WordPress-Blogger installieren kann. Derzeit ist es allerdings noch in einer closed beta Phase in der nur ausgewählte Personen dieses testen.

Ergebnisse bisher: Frontend & Backend

prox_autopilotEntstanden ist ein bislang schon mächtiges Plugin, das sich deutlich von anderen Plugins unterscheidet. Es ermöglicht die direkte Kommunikation im Blog (Instant Messenger) aber was viel wichtiger ist, es zeigt auf jeder Seite, wer noch online ist zu diesem Zeitpunkt und wo. Neben Funktionen wie dem Messenger habe ich nach und nach einige weitere Dinge eingebaut. U.a. einen Autopiloten, mit dem man geführte Blogtouren machen kann.

Seit etwa einer Woche scheint jedoch Stillstand zu herrschen. Dem ist nicht so! Ich hatte mich nocheinmal richtig angestrengt und wollte das Plugin eigentlich bei der WordPress Plugin Competition einreichen. Nachdem ich aber eine Schlüsselbedingung nicht mehr rechtzeitig geschafft hätte, habe ich davon abgesehen teilzunehmen und stattdessen weiterentwickelt was das Zeug hält.

Virtuelle Proxemik: A Network-of-Neighbourhood

Was mir seit Jahr und Tag eigentlich schon immer in WordPress gefehlt hat, war die Vernetzung der Blogs untereinander nach dem Schema, wie das bei Facebook und anderen Plattformen möglich ist, nämlich mit der Funktion „Freunde werden“. Klar, es gibt die Blogroll, aber jeder fügt manuell URL’s hinzu und die Hinzugefügten bekommen das meist gar nicht oder erst recht spät mit. Das muss ja nicht sein!

Ursache ist letztlich eine eng begrenzte Wahrnehmung, man müßte schon alle in Frage kommenden Blogs nach und nach abklappern um zu sehen, wo man auf der Blogroll steht. Also habe ich in der letzten Woche eine mächtige Basisinfrastruktur für die automatische Vernetzung von WordPress-Blogs entwickelt.

Ich nenne diese Funktion Network-of-Neighbourhood (NoN), weil sie erlaubt ein Netzwerk aufzubauen durch „Nachbarschaften“. Man kann also mit dem Plugin befreundete Weblogs ganz einfach in ein Nachbarschaftsnetz integrieren und eine Nachbarschaftsanfrage losschicken.

proximo_backend

Das Backend im Administrationsbereich:
Hier kann man als Blogbesitzer die notwendigen Einstellungen vornehmen und sein Netzwerk pflegen.

Nächste Schritte: API, Public Beta und Testing

Die Umsetzung dieser Funktion ist bereits sehr weit fortgeschritten. Derzeit überarbeite ich ein langfristig erweiterbares Protokoll/API für die Nachbarschaftskommunikation zwischen Blogs. Meine Idee ist jedoch etwas weitergehend, denn die Nachbarschaftsbeziehung zu anderen Blogs soll eine erweiterte Wahrnehmung ermöglichen. Besucher sollen künftig ein „Gefühl für die Nähe“ zu anderen Besuchern in anderen Blogs erhalten können. Dafür wird über das Kommunikationsprotokoll ein steter Austausch von Präsenz- bzw. Kopräsenzdaten der Besucher ermöglicht.

Ich hoffe in diesem Monat die Public Beta Phase einläuten zu können, so dass jeder sich selbst ein Bild von der Erweiterung machen kann. Dafür muss ich allerdings noch die Metrikfunktionen einbauen, die Besucher in einen Kontext zueinander bringen. Noch eine Menge Arbeit wartet…

Update:
Wer möchte kann übrigens auf dem Laufenden bleiben über den Twitteruser @virtualproxemic und diesem folgen.
vp_tweeter

Why do I blog this? In Kürze habe ich vor einen umfangreicheren Test zu starten. Sobald das API einigermaßen stabil ist, werde ich das Plugin für einige Personen zum download und testen freigeben. Derzeit arbeite ich aber noch am API, der Metrik zur stabilen Abbildung der Besucher auf der Anzeigefläche unten links (derzeit ist die Anordnung Zufall) und einem Widget für die Sidebar zur Anzeige eine Blogroll 2.0, much work to be done… :-D

Falls das Plugin übrigens erfolgreich werden sollte, steht mein nächstes Plugin-Projekt schon fest: Eine Verwaltung für eigene wissenschaftliche Publikationen im Blog als kostenpflichtiges Plugin plus eventuell ein Literatursharing-Plugin, das auch mit DOI’s und ISBN’s usw. umgehen kann. Dann noch einige Widgets und ein neues WordPress Template das Widget-fähig ist. Generation C64 greift in die Tasten… yess!