Bildungshack 2009: Die Unkonferenz „Bildung hacken“

Vor einigen Wochen hat mich Basti Hirsch gefragt, ob ich nicht meine Erfahrung bei http://bildunghacken.de/ einbringen möchte. Da hatte ich grade eine Menge Zeug um die Ohren mit viel ungeplanter Veränderung. Jetzt wird das Wasser wieder ruhiger und ich antworte „Warum nicht, Basti? Ich hacke für mein Leben gern.“

bildungshackr

Daher habe ich begonnen auf der Webseite http://wwweblern.pbworks.com/ gleich mal in bester Absicht ein wenig zu hacken. Der Aufruf zum HaCk ist als PDF abrufbar. Mal gucken wo es hinführt…

@Basti: Ich habe mir gestern die Webseiten detailliert durchgesehen. Das Thema und die Intention sind mir aber nicht richtig klar geworden. Für mehr Details, was denn konkretes Ziel sein soll und wo der Spass ist, bin ich dankbar. Die derzeitigen Ziele und Buzzwords (Konklave, Speedgeeking, PechaKucha, …) helfen mir nicht wirklich weiter. Ich hab den Eindruck ihr baut eine Menge Erwartungsdruck/Anspruch auf und löst Euch stark von dem Möglichen/Wirklichkeit. Das könnte die Sache schwierig machen. Eine kurze Antwort, warum ich zu diesem Hack-Event kommen sollte ist auch willkommen. :-D

Update 25.9.2009
powwow_09_v4_smallWas halten die werten Besucher dieses Blogs von einem EduHackr Spinoff in Bremen. Spinoff meint eine zeitgleich stattfindende Veranstaltung in Bremen, die jedoch inhaltlich eng an das Thema in Berlin angelehnt ist. Das Konzept der Unconference wird damit erweitert um die Unlocation bzw. das Offspinning dort wo sich genug Leute finden. Mir würde als ein erster Schwerpunkt vorschweben:

„Unser bestehendes Bildungssystem ruft nach sehr viel mehr Geld, um auch nur den Status Quo aufrecht zu erhalten. Wie können wir also die notwendige positive Dynamik in Gang bringen, ohne mehr Geld auszugeben? Wie können wir mit geringem Einsatz von Mitteln möglichst große Wirkungen erzielen“

Ich würde explizit das Thema Geld und i.e. Zahlungsmittel für Bildung zum Schwerpunkt machen wollen. Zwischen den Spinoffs und dem Spinoff-HQ-Node könnte man Live-Videostreaming machen, so dass jeder auch beim anderen reingucken kann. (Ispiration dazu von openlearning.net) Just a first idea… :-)

EduHack’r 09 Spinoff Bremen Webseite

Second idea bzw. Denkanstoss von wolleffm:

Why do I blog this? Unabhängig von den ganzen anderen Problemen die unsere Welt hat, ist Bildung einer der wenigen Wege, der meiner Ansicht nach aus der Krise helfen kann. Aufklärung hilft. Hacken hilft. Deshalb werd‘ ich versuchen etwas beizutragen zum Bildungshack 2009.

Die Zukunft: Lernen im Jahr 1999 im Jahr 1967

Folgenden Videoausschnitt aus dem Film „Yesterday’s Tomorrow Today“ habe ich soeben bei meinen Recherchen für mein nächstes Blogposting gefunden:


1999 A.D. Learning
by donaldtheduckie

Ganz sicher werden die digitalen Eingeborenen von heute vollkommen anders lernen als die digitalen Ausländer, eben genau so wie die Kids von 1967 in 1999 völlig anders gelernt haben (wie der Film ja zeigt).

Why do I blog this? Mir ist gerade aufgegangen, dass man um ein Digitaler Immigrant zu sein, ja erstmal ein Digitaler Ausländer sein muss. Und dann ist natürlich völlig klar, dass die Zukunft des Lernens und Arbeitens alles um 180 Grad auf den Kopf stellen wird… eben ganz so wie im Film gezeigt. ;-)

Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?

So wie der Titel des Posts lautet das Oberthema unter dem die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung zusammen mit der Uni Augsburg und dem Ökonomie und Bildung e.V. zu einem Zukunftsforum am Montag eingeladen hatte.

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Podium und Gäste der Veranstaltung;
Podium v.l. Prof. Zymek, Prof. Wößmann, Moderatorin Burscheidt Amtschef d. Ministeriums Erhard, Prof. Böhle
(Anklicken für große Abbildung)

Es ging an diesem zweiten Abend zu dem Thema um die Schule! Viele Details kann man bei Gabi Reinmann, Frank Vohle und Sandra Hofhues nachlesen – drei Perspektiven. Ich war auch dort, wenn auch 10 Minuten zu spät, weil ich von der Arbeit gekommen war und zumindest noch eine Banane essen wollte vorher.

Ich fand die Diskussion anregend, was sicher auch daran lag, dass leidenschaftlich diskutiert wurde im Plenum. Als Beispiel dafür sei folgender Audioausschnitt von einem Beitrag Prof. Zymeks gedacht.


[Kurzer Audiomitschnitt von Herr Zymek aus Copyrightgründen entfernt.]

Hängen geblieben sind bei mir folgende Dinge:

  • Schule und Bildung sind seit Jahren chronisch unterfinanziert
  • Eine Einführung von Budgets für z.B. Schulleitungen ist eine Weiterreichung von Kostensekungen nach dem Motto „Mehr gibts nicht, seht wie ihr damit zurecht kommt“
  • Prof. Wößmann betonte den „Armchair Economist“, der feststellt, dass Menschen & Wirtschaft auf Anreize reagieren; zugleich diagnostiziert Wößmann aber einen Mangel an Zielen und kombiniert mit mehr Autonomie, was eher eine Verschlechterung bewirkt
  • Im angelsächsischen Raum regiert der Utilitarismus bzw. die Gläubigkeit an das was man mißt, z.B. mit PISA
  • Wößmann sagt, bei den „großen“ Entscheidungen handle der Mensch rational. Dem widerspreche ich hier mal ganz deutlich (Beispiel: Partnerschaften, Heiraten, Kinder kriegen, Berufswahl, usw.)
  • Irgendwie war da mal was mit Gymnasium G8, aber da es mittlerweile alle machen (sogar in Europa) interessiert das eigentlich niemanden mehr so richtig

Ich fing während der Diskussion irgendwann an mich zu wundern warum die Personen des Podiums so viele verschiedene Dinge ansprachen. Ganz offenbar verstand jeder etwas anderes unter der Ökonomisierung von Bildung. Da habe ich dann nachgefragt, was denn mit „Ökonomisierung von Bildung“ eigentlich gemeint sei? Leider war die Zeit dann aber schon fast um und meine Fragen blieben im Raume stehen.

Frage: Was meint Ökonomisierung von Bildung?

  • Meint man mehr Optimierung bzw. Effizienz durch Marktmechanismen (z.B. mehr Information über Schulqualität, freue Wahl der Schule)?
  • Meint man das Geldverdienen mit einer Problemlösung (z.B. Privatschulen, Schulgebühren, Bildungskredite)?
  • Meint man das optimierte „Investment“ in Humankapital unter dem Eindruck eines neuen Menschenbildes, bei dem die Laufzeit des Investments im Kindergarten beginnt (und mankonsequenterweise auch noch vor der Zeugung ansetzen könnte)?
  • Oder, meint man die internationale Anpassung bzw. das Nachmachen und Kopieren anderer Systeme mit dem Ziel ein Me-too-Produkt für deutsche Bildung zu schaffen?

Insgesamt eine anregende Diskussion, aber irgendwie hat jeder etwas anderes unter Ökonomisierung verstanden, hatte ich den Eindruck. Für mich kristallisierte sich vor allem ein Eindruck heraus: Das deutsche Bildungssystem, vermutlich sogar die gesamte deutsche Politik und dieses ganze Land stecken nicht in einer Finanz- oder Bildungskrise, sondern in einer schweren Vertrauenskrise. Der Staat traut weder seinen Bürgern, noch den Schülern, schongar nicht den Studierenden und erst Recht nicht den Professoren und eigenen Beamten über den Weg. Deshalb wird für alles eine Messung/Evaluation vorgenommen, superfeingliedrige Regeln (z.B. was die zeitlichen Rahmen von Bildungsangeboten angeht; Stichwort 45min-Takt) aufgestellt, die keine Abweichungstoleranzen mehr haben, und so gut wie alles was irgend geht kontrolliert bzw. prophylaktisch überwacht. Wir sind in der Anreizfalle angekommen, dieses Gebiet kennen auch Volkswirtschaftler die nennen das Liquiditätsfalle, wen der Markt auf mehr Geld nicht mehr reagiert. Da jede Evaluation auch gleichzeitig ein komplex ausgestalteter Anreiz ist, scheinen die Evaluationen zunehmend vollkommen wirkungslos.

Mal gucken, es gibt ja noch eine Veranstaltung zu dem Schwerpunkt „Universität“ in Kürze. We will see…