Der blaue Planet zum Erkunden

Die Erde sieht man selten von oben. Aus dem Flugzeug vielleicht, oder via Google-Earth. Aber Google kann nicht die Daten bieten, die die NASA anzubieten hat in Ihrem Projekt Blue Marble Navigator (hier die Beschreibung dazu). Besonderen Spass macht es, den blauen Planeten mit diesem Navigator anzuschauen und verschiedene sogenannte Overlays (oben am Bildrand nach Monaten gegliedert) zu wählen. Man sucht sich eine Grundkarte und kann dann ein Quadrat bewegen, um z.B. den Unterschied in den Jahreszeiten zu sehen. Absolut klasse! Man kann zudem jederzeit mit einem Klick zu Google Maps und anderen Kartendiensten wechseln mit den aktuellen Koordinaten. So bieten sich einem die ultimativen Vergleichsmöglichkeiten an. Hintergrundinfos dazu gibt es bei Dr. Reto Stöckli von der Abteilung Atmospheric and Climate Science der ETH Zürich, der auch für das Nasa Earth Observatory (liefert Bilder nach Datentypen sortiert) arbeitet. Wer richtig viel Bilder sehen möchte, der muss nur bei dem Angebot NASA Visible Earth vorbeisurfen. Wer wissen möchte, wie man solche unglaublichen Bilder produziert, der kann das z.B. in der Publikation zum Blue Marble Projekt nachlesen.

Wer „noch mehr Erde“ möchte, der kann auch meinen zurückliegenden Eintrag lesen: „Die Welt mit anderen Augen sehen“

Update 26.9.2006:
Auf der NASA Webseite WorldWind gibt es sogar eine komplette Software (derzeit nur für Windows) zu laden, die man auch als Learning Technology betiteln könnte. (Danke an Patrick für den Tipp)

Gerade hat das ScienceMagazine die Gewinner des Visualisierungs-Wettbewerbs bekanntgegeben. Darunter auch ein Film, der ssich mit der Kryosphäre des Planeten beschäftigt (dank Satellitenaufnahmen) und die Entwicklung des Eises in dem Film (QuickTime) „A Short Tour of the Cryosphere“ darstellt.

Update 22.11.2006:
Soeben lese ich bei den Lernpfaden von einem völlig neuen und richtig gut gemachten Dienst Kartendaten verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen. FlashEarth bietet eine Seite komplett in Flash (Plugin), die den Zugriff auf alle Karten gleichzeitig erlaubt. Supereinfach zu bedienen! Eine tolle Seite, warten wir wie lange sie erlaubt sein wird. Die Webseite des Programmierers von FlashEarth Paul Neave ist übrigens auch einen echten Klick wert! Allein schon wegen dem FlashPlanetarium!

Update 8.1.2007
Mit dem Landcraft Builder kann man Fantasielandschaften z.B. für Erde und Mars designen. Das macht wahrhaft Spaß. Ich hab mich einmal daran probiert und zwei kleine Planetenflächen entworfen: Theseus Crossing (Erde) und Mare Oxoron (Mars). Viel Spass beim Terraforming. (Mal wieder gefunden via infosthetics)

Update 13.1.2007
Seit einiger Zeit gibt es einen neue Möglichkeit die Welt kennenzulernen. Wer früher in Erdkunde die Länder und ihre Hauptstädte lernen mußte der findet jetzt einen einfachen Weg sein Wissen zu prüfen. Die ARD tagesschau stellt nämlich den Tagesschau Nachrichten Atlas bereit. Dort sind wichtige Städte eines Landes und die Hauptstadt eingetragen. Zu jedem Land kann man zugleich nützliche Infos zu Einwohnerzahlen usw. abrufen. Auch optisch ist das Kartenmaterial klasse!

Update 19.1.2007
Ganz neu verfügbar ist ein Atlas über Europa aus der Schweiz. Der zweisprachige Online-Atlas „Stat@las Europa“ zu aktuellen Themen der europäischen Statistik ist vollständig in Flash umgesetzt und bietet aktuelle Zahlen z.B. zum verfügbaren Einkommen, Bevölkerungszahlen und vielem mehr. So macht Statistik deutlich mehr Spass!

Update 12.5.2007
Die NASA Software World Wind steht jetzt auch als Java-Version zur Verfügung! Klasse!! Screenshot siehe nachfolgendes Bild.(via heise.de)

Update 9.8.2008
Ein neuer Dienst zum Anzeigen von Geoinformationen geht demnächst in den Livebetrieb: Spatialkey. Interessant: Dieser Dienst soll quasi das GeoInformationsSystem (GIS) for the Rest of us werden. Hier ein Screenshot von der Adobe Flex-Anwendung. (via kadewe)

spatialkey.jpg

Why do I blog this? Ganz einfach: Ich finde alles nützlich, was einem hilft die Welt besser zu verstehen. Blue Marble und WorldWind sind solche Tools. Einige sagen vielleicht, das das nur Zeug für Geowissenschaftler ist, ich finde eher, das das auch für alle anderen spannend sein kann. Nicht zuletzt wurden einige Anstrengungen von vielen menschen unternommen, diese Daten zu gewinnen, der Zugang dazu ist also eigentlich nicht selbstverständlich.

Praxistransfer von Forschung: Beispiel „TimeMachine“

jun_rekimotoVor kurzem wurde auf der World Wide Developer Conference (WWDC) der Firma Apple Inc. eine Vorschau auf das kommende UNIX-Betriebssystem Mac OS X Leopard gegeben. Unter anderem wurde eine neue Funktion in den Vordergrund gestellt, die TimeMachine genannt wird. Diese Funktion ist offenbar erdacht worden von einem Forscher namens Jun Rekimoto, seines Zeichens Direktor des Interaction Laboratory der Sony Computer Science Laboratories, Inc. in Tokyo.

overviewsRekimoto stellt auf seiner Webseite zu seiner Arbeit mit dem Titel „Time-Machine Computing“ Screenshots von einem Prototypen vor, den er „TimeScape“ nennt. Offenbar hat Apple nun genau diese Arbeit als Grundlage für das Produktfeature des kommenden Betriebssystems verwendet. Interessant ist auch was Rekimoto in dem Projekt „DataTiles“ (siehe Bild links) bereits 2001 vorgestellt hat. Ich würde sagen hier ist soeben mein neues Idol in Sachen HCI Design und Tangible Computing auf dem Radar erschienen. Hätte ich mal früher bei netzspannung.org vorbeigeschaut, denn da ist das DataTile-Projekt auch beschrieben.

Why do I blog this? Diesmal ist es ganz einfach: Ich interessiere mich natürlich in der heutigen Zeit auch dafür, wie Forschungsergebnisse in der praktischen Anwendung ankommen können. Herr Rekimoto hat das offenbar geschafft. Jetzt müsste ich Ihn bloß mal fragen wie. Die anderen Arbeiten von Rekimoto sind nicht weniger beeindruckend, vor allem DataTiles hat mich schwer beeindruckt. Die Modularität der „Tiles“ ist etwas, was aus meiner Sicht Tangible Computing at its best darstellt.

Die Benutzerillusion der Welt

In einem Beitrag von 1998 beschreibt Norbert Bolz (Fachgebiet Medienwissenschaften an der TU Berlin) super, was für ein Problem wir mit den derzeitigen Computern haben. Ein Wort wie „Benutzeroberfläche“ hätte einen ja schon stutzig machen müssen, hat es aber nicht. In seinem Artikel „Die Benutzerillusion der Welt – Zur Bedeutung des Designs für Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter des Computers“ schreibt Bolz von tiefenlosen Oberflächen, die uns wieder lehren den Sinnen zu trauen. Er zitiert den folgenden Satz von Michel Spindler (ehemaliger Apple Chef): „Wir brauchen grafische Interfaces, die nicht nur benutzerfreundlich sind, sondern die süchtig machen, wie Drogen eben.“

Da ich gerade an einer ebensolchen Komponente einer Benutzeroberfläche für meine Dissertation arbeite, hab ich das mit Interesse gelesen. Bolz behauptet meiner Ansicht nach zurecht „Gnädig verbirgt uns die Benutzeroberfläche die logische Tiefe der Geräte.“ und genau das ist heute oft das Problem. Denn die Benutzer „verstehen“ Ihre Software nicht, bzw. die logische Tiefe der Software bleibt Ihnen verschlossen. Das führt zu Problemen bei der Bedienung z.B. bei MSWord. Wer nicht versteht, dass Word oder andere Textverarbeitungen verschiedene Textarten unterscheiden (Überschrift, Textkörper, usw.) der wird z.B. nie die automatischen Funktionen zur Inhaltsverzeichniserstellung nutzen können.

Zu Bolz’s Behauptung „Moderne Kulturen können nur funktionieren, wenn es die Menschen ’so genau‘ gar nicht wissen wollen und sich damit begnügen, die Schlußfolgerungen aus schon Gedachtem zu ziehen.“ würde ich jedoch gerne andere Meinungen hören. Ich glaub nicht, das es ohne ein gewisses Minimum an Verständnis für die Dinge die wir nutzen geht. Warum z.B. fühlen sich manche Menschen im Flugzeug unwohl wenn es wackelt? Oft, weil sie nicht wissen, dass die Tragflächen zum wackeln konstruiert wurden und sich sehr flexibel verhalten müssen, da Sie sonst abbrächen. Wenn aber jemand wegen Flugangst nicht fliegen kann sehe ich das nicht als ein „erfolgreiches Funktionieren der modernen Kultur“.

Der Artikel gibt eine solche Menge an Fragen her, da müßte man glatt einen Diskussionsabend von machen. (via MediaMatic)

Why do I blog this? Ich bin mit ähnlichen Problemen bei dem Design einer Komponente einer Benutzeroberfläche konfrontiert. Wieviel zeigt man dem Benutzer, was muss man verbergen. Soll ich Transparenz über die Mathematik dahinter herstellen? Oder verwirre ich damit normale Geister? Einfache Bedienung bzw. reibungsloses Funktionieren ist offenbar nur zum Preis der Intransparenz zu haben, oder?