Das Internet ist kaputt…

…oder, Utopien und die Tragik ihrer Unrealisierbarkeit.

Gestern musste ich lesen, dass Sascha Lobo das Internet für kaputt hält. Konkret schreibt er: „Das Internet ist nicht das, wofür ich es gehalten habe“, und weiter:

Bislang habe er geglaubt und verkündet, dass das Internet das ideale Medium der Demokratie, der Freiheit und der Emanzipation sei. Nach der Spähaffäre um die NSA und den neuen Erkenntnissen über Wirtschaftsspionage und den Kontrollwahn der Konzerne kommt Lobo zu dem Schluss: „Das Internet ist kaputt.“

iro_redHeute sage ich mir, muss ich diesem Unsinn mal was entgegenhalten. Das Internet ist nicht kaputt, es funktioniert besser als jemals zuvor. Lobo führt seine Jünger meiner Ansicht nach in die Irre. Was genau ist denn kaputt Herr Lobo? IPv6? Bandbreite? Verbindungsstabilität? ISPs? Kosten? Geräte?

Genau genommen ist das Internet noch nie in einem besseren Zustand gewesen. Was eventuell „kaputt“ ist sind die Utopien des Herrn Lobo bzw. seine Schlussfolgerungen. Er hatte erwartet, dass die Heile Welt Einkehr halten wird, dass das Internet die Fehler der Menschheit korrigiert und zur Allzweckwaffe gegen alles würde. Typische, überzogene Erwartungshaltung an „neue“ Technologien. Vielleicht aber auch nur eine Scheuklappen- oder Fachidiotenperspektive:

If all you have is a hammer,
everything starts to look like a nail.

Nun, es stellt sich raus für einige (z.B. Geheimdienste) ist das Internet eine Art Mehrzweckwaffe geworden. Technisch sind hier Leute ans Limit gegangen und haben quasi ein weltumspannendes Backupsystem für das Internet gebaut. Im Prinzip also einmal Google nachgebaut, nur dass man nicht bloß Webseiten kopiert, sondern eben auch Mails, Chats, IP Telefonate und so weiter. Eigentlich ist die NSA-Abschnorchel-Infrastruktur nur Google in konsequent!

Der „Internet Experte“ Lobo verwechselt hier seine Utopie (die so bislang nicht wahr wurde) mit der Infrastruktur Internet (die prima funktioniert). Folgerichtig ist eher die Utopie „kaputt“, bzw. nein, die Utopie besteht noch, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Utopie ist halt gerade auf p = 0.0 gefallen. Das ist für Wunschträume jedoch nichts Ungewöhnliches.

Für mich stellt sich vielmehr die Frage:
„Warum baut jemand mit soviel Aufwand eine solche „Backup“- bzw. Abschnorchel-Infrastruktur? Wer baut diese ganz konkret und mit welchen Ressourcen?“

Arpanet

Die Antwort auf diese Frage ist meiner Ansicht nach eher in den Werten der Weltbevölkerung (also auch bei den Bürgern und Netzbewohnern aus Deutschland!) zu suchen, die das Handeln leiten, als in den technischen Eigenheiten einer Infrastruktur. Welche Werte sind es, die dafür sorgen, dass das Internet derzeit so genutzt wird, wie es genutzt wird? Auf der Basis welcher Werte entstand denn eigentlich das Advanced Research Projects Agency Network (Arpanet), der Vorläufer des Internet im Jahre 1962?

Das Arpanet (Advanced Research Projects Agency Network) wurde ursprünglich im Auftrag der US-Luftwaffe ab 1962 von einer kleinen Forschergruppe unter der Leitung des Massachusetts Institute of Technology und des US-Verteidigungsministeriums entwickelt. Es ist der Vorläufer des heutigen Internets.

arpanet_logical_map_1977
Quelle: Wikipedia

Werte

Ich vermisse eine Diskussion über die Werte dessen, was die Entwicklung des WorldWideWeb (der Schicht des Internet die der normale Nutzer meint) betrifft. Wenn ich mir die Entwicklungen im Standardisierungsgremium W3C anschaue, dann kann ich daran ablesen, welche Werte dort zukünftig maßgeblich vorherrschend sind. Wo bleibt die Diskussion über diese handlungsleitenden Werte? Vielleicht ist die Utopie des Sascha Lobo ja gar nicht „kaputt“, vielleicht sind nur die Werte kaputt an denen sich 7.13 Milliarden Menschen derzeit weltweit orientieren?

Interessenkonflikte?

Aber sollte man von Sascha Lobo wirklich eine Wertediskussion oder gar einen Wertevortrag erwarten? Nur mal zum Nachdenken, für folgende Unternehmen und Organisationen hat Sascha Lobo laut seiner Webseite bisher Vorträge gehalten.

lobo_vortraege_fuer

iro_greenWas sind die handlungsleitenden Werte dieser Auftraggeber, die er mit seinem Wissen unterstützt? Inwiefern stimmen diese mit den Werten im Rest der Gesellschaft überein? Wo liegen Differenzen? Inwiefern kann sich Lobo den handlungsleitenden Werten seiner Auftraggeber entziehen? Welche Werte bestimmen sein eigenes Handeln? Bei einem, der so prophetisch im Licht der Öffentlichkeit auftritt, sollten diese Fragen berechtigt sein finde ich.

Update:
So ganz allein bin ich mit meinen Fragen nicht. Alexander Wallasch schreibt im European zu Lobo’s Naivitätsbekenntnis schlicht „Aus die Maus“.

Update: Kurzfassung / TL;DR
Was Herr Lobo wohl eigentlich sagen wollte war:

In gewisser Weise hat die NSA im Internet wesentlich größere Chancen zur Weltverbesserung gesehen als selbst die Netzgemeinde. Nur dass sie eine ganz andere Auffassung von Weltverbesserung hat.

Vielleicht sind auch die handlungsleitenden Werte der Geheimdienste orthogonal oder gar diametral zu denen der so oft zitierten Netzgemeinde?

Eine positive Digitalerzählung oder auch ein von ihm so geforderter Internetoptimismus, sollte sich meiner Ansicht nach erstmal den zugrundeliegenden, handlungsleitenden Werten der Beteiligten zuwenden. Welche Werte liegen denn dem Handeln der Netzgemeinde zugrunde? Verfolgen da alle die gleichen Werte? Welche liegen denen der Geheimdienste zugrunde? Woher beziehen diese Werte ihre Begründung?

Nun ja, ich wette Herr Lobo wird schon bald die passenden Produkte Internetoptimismus und positive Digitalerzählung für seine Kunden im Programm haben. Mindestens ein Buch wird es wohl sein… den unausgesprochenen Werten treu bleibend.

Update
peuple_150Ich erinnere mich gerade an Le Peuple des Connecteurs bzw. Die Telefonisten des 21sten Jahrhunderts von Thierry Crouzet. Ich denke das ist es wert mal im Rückblick wieder hervorzuholen…

Update
rushkoff_present_shockVielleicht ist aber auch unser Zeitgeist gefangen bzw. sogar besessen von dem was genau jetzt in diesem Augenblick passiert. So schreibt z.B. Douglas Rushkoff die Welt wäre im “present shock”. Ob das jetzt nur das Agendasetting für sein neues Buch ist oder mehr, muss man wohl selbst rausfinden indem man z.B. folgenden Zeilen seine Aufmerksamkeit schenkt:

It wasn’t always like this. As recently as the end of the 20th century, the zeitgeist was animated by a kind of forward-leaning futurism. There was a sense that we were accelerating toward a big shift fueled by new technologies, networks and global connectivity. Today, that shift may have finally occurred, but rather than encouraging us to look further ahead, it has instilled in us a pervading “presentism.” Our old obsession with the pace of progress has been drowned out by the onslaught of everything that is happening right now. It’s impossible even to keep up, much less to look ahead

Da gab es aber auch schon andere die vor allem zu dem Real Time-Paradigma geschrieben haben. Vielleicht überfordern uns derzeit einfach die Echtzeitinformationen die immer mehr werden? Ich denke da z.B. auch an so Sachen wie das quantified self.

Why do I blog this? Leute die als Internet Experten bezeichnet werden und offenbar eine breite Gefolgschaft haben die ihrem „Experten“ wie einem Prediger nahezu hörig sind, bringen mich zum Nachdenken, zumindest, wenn sie komische Behauptungen aufstellen die mehr Schaden anrichten als sie angeblich aufdecken wollen. Oder will uns Lobo nur trollen? Denn das Internet ist ja nicht kaputt es wird nur anders genutzt als von Lobo erwartet. Ich hätte auch platt entgegnen können: „Internet is for Porn.“, um ihn zu trollen. Ich möchte Lobo aber nichts vorwerfen und ihn auch nicht trollen, aber mal zum Nachdenken anregen über die zugrundeliegenden Werte für das, was er da als „kaputt“ versucht zu benennen. Deshalb stelle ich auch nur Fragen in diesem Post und versuche keine Antworten zu geben. Für mich sind Antworten mit der Wertefrage unmittelbar verknüpft und nicht in erster Linie mit Technologiefeatures (wie z.B. abschnorchelfreien Leitungen).

30c3 – speechless – postsnowden – #NSA

30c3_nuclear_strike_550

Der 30c3 (30igster Chaos Communication Congress) ist vorbei und der größte Congress geworden, der vom CCC e.V. meines Wissens initiiert wurde. Ich weiß zwar nicht ob die Camps noch größer sind/waren (weil ich selbst noch nie geschafft habe hinzufahren), aber über 8000 Leute im Congress Center Hamburg (irgendwo habe ich erschrocken 9000 gelesen) sind eine ganze Menge Menschen. Zum Vergleich, Apple’s WWDC Konferenz hat „nur“ ca. 5000 Entwickler, die in das Moscone Convention Center passen. Und da kommt auch schon gleich ein kleines Bedenken bei mir hoch… wenn das Wachstum so weiterläuft (gleich mal die doppelte Besucherzahl im Vergleich zum BCC vor 2 Jahren) wird es schnell wieder eng werden und ganz, ganz neue Probleme werden auftauchen.

Ich bin mal wieder wahnsinnig beeindruckt wie allein bei dieser Zahl an Congress Teilnehmern dennoch alles nahezu reibungsfrei skaliert hat (gut, jetzt mal von einigen GSM Aussetzern und einem vollkommen unerreichbaren Wiki abgesehen; für`s Wiki gab es ja einen Read-only-Mirror), die Streams liefen sagenhaft stabil, nur DVB-T hätte die noch stabiler machen können. Was manchmal nicht lief war das Wireless Netz für Non-5GHz-User wie ich bei anderen mitbekam die ältere WLAN-Karten drinne hatten. Ich hatte aber vor allem den Eindruck, dass insbesondere die koffeinhaltige Getränkeausgabe dieses Jahr eine deutlich geringere Latenz hatte. Hier gibts ein paar schöne Impressionen auf flickr.

Veränderungen/Diffs

Es gab mehr Platz. Das Hackcenter, das ja so ein wenig das Epizentrum des Congress bildet bekam einen eigenen neuen Raum. Letztes Jahr verteilte sich das alles etwas mehr dieses Jahr war es dadurch schön konzentriert. Die unerreichte Low-Light-Atmosphäre (man hatte und behielt seine Nachtsichtigkeit) des Hackcenter im BCC wollte bei mir jedoch nicht aufkommen. Für meinen Geschmack war das alles viel zu hell ausgeleuchtet. Damit ging irgendwie der heimelige und ein wenig „hier passieren Dinge“-Aspekt des Hackcenter verloren. Ich würde mir mal wieder eine richtig schön dunkle Hack-Area wünschen. Maximal mit Rotlicht, Schwarzlicht und VJ-Projektionen gestaltet. Das Ideal wäre natürlich Lounge und Hackcenter in einem Raum in dem man auch Tabak konsumieren darf, genug Strom hat und nicht unbedingt auf dem harten Boden sitzen muss.

Die Lounge war allerdings schon eine echt krasse Sache. Die war toll, wenn auch dieses Jahr mehr so Dancefloor als Lounge, was aber gar nicht geschadet hat. Im Gegenteil, wer kann schon von sich behaupten, dass er schonmal auf einem Wasserwerfer der Polizei getanzt hat. Das hat großen Spaß gemacht!

30c3_cch_sunshine

Weitere große Änderung war die Konzentration der Food-Versorgung im Basement. Die war durchgängig höchst funktional, wenn man nicht gerade mit einem der Besucherschwälle aus einer Saalentleerung in die Food-Area einzog, war die Wartezeit ebenfalls gering. Aber das lief auch im BCC eigentlich immer super. Letztes Jahr gab es noch über die Etagen verteilte Foodspots. Zum Beispiel mit lecker Hamburgern in der 1. oder 2. Etage. Die hab ich ein wenig vermisst muss ich sagen.

Das Beleuchtungsbild des Congress Center von außen sah nahezu identisch zum letzten Jahr aus. Allerdings war dieses Jahr das H von CCH mit einer perfekten Schablone eines identischen C überdeckt. Ansonsten sah aber alles wirklich recht vertraut und ähnlich aus… bis auf die Seidenstraßen-Route die sich außen am Gebäude entlang schlängelte.

Assembly/Stickiness/Stasis

OpenSeaMap-Logo-2000pxDa ich dieses Jahr tatsächlich die ersten 2 Tage viel in der Assembly war und kaum in Talks, habe ich oft auf die Streams zurückgegriffen, was super klappte. Aber ich hab auch echt gemerkt, dass ich mal wieder ein Floatie sein möchte. Die Assembly nagelt einen fest… zu wenig Chaos… zu wenig Kabelsalat… zu wenig Drogen… zuwenig neue Leute… zu wenig von allem.

Na ja, dafür hat die Assembly was bewegt. Hoffe ich. Die OpenStreetMap war super besucht zu fast jeder Zeit. Das war schon wieder recht beeindruckend. Aber man kommt sich dann halt auch eher so vor wie der Erklärbär nach zwei Tagen. Es ist mir ganze zwei mal passiert, dass ich das Essen vergessen habe und dann mit Kopfweh nicht unter 3 Stunden bestraft wurde. Dafür brauche ich noch einen Hack für den nächsten Kongress. Vielleicht lag das aber auch an der Konzentration des Food im Basement.

Einmal mehr habe ich bemerkt, dass „Congress ist, was du draus machst.“ also die Erfahrung die man macht hängt echt so stark von einem selbst ab, und eher wenig von anderen. Zwar auch ein wenig von anderen, aber ausschlaggebend ist echt was man selbst tut.

Gilt sonst im Leben eher:

Life is 90% how you take it and 10% how you make it!

Gilt für den Congress mehr:

Life is 10% how you take it and 90% how you make it!

Sich treiben lassen halte ich immer noch für eine der effizientesten Methoden die Vielfalt des Congress zu erfassen und Eintauchen zu können. Aber dafür muss man dieses Loslassen von Plänen erstmal bewerkstelligen. Das ist durch den Alltag so zur Gewohnheit geworden, und diese Gewohnheit steht einem hier teilweise stark im Weg. „Go, float!“ rufe ich daher für den kommenden 31c3 aus.

Speechless…

Das Programm der talks hat mich völlig geflasht dieses Jahr. So eine hohe Qualität (bei den talks die ich bisher angesehen habe)! Ich habe nur gute bis sehr gute Vorträge gesehen. Die Beiträge rund um postsnowden haben mich einmal mehr sprachlos zurückgelassen. Es fühlte sich an wie ohnmächtig einem Nuklearsprengkopf beim Einschlag und langsamen Explodieren in Superzeitlupe inmitten der Gesellschaft zuschauen zu müssen. Ohnmächtig! Sprachlos! Was die Vereinigten Staaten hier anstellen (und dabei ist ja nichtmal klar, was Russland & China & Japan so treiben…) ist eine so massive Weltherrschaftsfantasie die Realität geworden ist… das einem schlicht die Worte fehlen.

An dieser Stelle möchte ich auch Andreas Bogk ein wenig widersprechen, der Hacking für sich mal (in einem Blinkenlight Interview) definiert hat als „Hacken ist Science Fiction Wirklichkeit werden zu lassen.“ #postsnowden kann man das nicht mehr so ohne Zusatz stehen lassen. Ich bin ebenso fasziniert von Science Fiction, aber wie bezeichnet man das, was die Geheimdienste da abgezogen haben? Die haben Sachen Wirklichkeit werden lassen, die wirklich schlimm sind und bis vor einiger Zeit auch in das Reich der Science Fiction gehörten. Wie mir scheint, teilen die Geheimdienste die Definition des Hacking mit uns mehr als uns lieb ist, allerdings als Most Evil Black Hat in town.

…und trotzdem superb.

artwork_30c3…den Congress hat der Geheimdienst auch diesmal nicht zerstören können. Es war toll! Das Mehr an Platz im Basement für die vielen tollen Projekte der Hackerspaces, das Mehr an Platz für eine wundervoll gestaltete Lounge, die Seidenstrasse, nicht zu vergessen das stark verbesserte Ticketingsystem, die vielen vielen shared space tables an denen sich die Free Floaties niederlassen konnten… die Hammer Eröffnungszeremonie mit dem unglaublich auf den Punkt gebrachten Audiokunstwerk von Alec Empire (Atari Teenage Riot)… groß-art-ig!

Ergänzt um ein extrem cooles Videokunstwerk von fRED.

30c3_saal1_setup_opening
Quelle: Website/Blog von fRED

Ich bin dieses Jahr einen Tag früher zum Congress gekommen und habe die Assembly schonmal vorbereitet mit Deko (Lichtern, Tischdecke, Strom, Netz) und weiteren Stromverteilern unter dem Tisch und dem iPad Presenter für die OpenStreetMap & OpenSeaMap Demos. Das war überaus sinnvoll, denn sonst hätte ich mich nicht am kommenden Tag um meine zwei Mentees von den Chaospatinnen kümmern können. Oh, und ein Hotel in der Nähe macht den Congress soviel angenehmer… letztes Jahr war ich in einem weit entfernten Hostel… das war sehr anstrengend und erhöhte das Schlafdefizit deutlich.

Metadata

metadata_matters
Quelle: Fast 5000 Retweets von @pinkflawd’s tweet
Stammt aus Vortrag von Kurt Opsahl: „Through a PRISM, Darkly“

Media

Wer den Congress, den man schon ein wenig als Wendepunkt ansehen kann, mal in der Nachbetrachtung sehen möchte, der ist mit folgenden Links ganz gut dabei (Warnung, kostet ohne Ende Lebenszeit!!!):

Links Audio/Video Bilder
  • Fahrplan
  • Lighting Talks
  • Presse Review
  • XBMC
  • Fingerabdrücke und so
  • Quantencomputing
  • CDN 30c3 Streams
  • Congress Opening Hymne
  • Eventifier Videos
  • Stream Downloads
  • Opening Video Raw
  • Flickr Group
  • Flickr Suche
  • Eventifier Fotos
  • Fazit

    Ein großer Congress war es! Bunt, vielfältig und mit vielen schlechten Nachrichten in den talks. Aber im Prinzip war das vorher klar!

    Doch was folgt jetzt auf diesen postsnowden Schock? Wir können doch jetzt nicht einfach so zur 31c3 Planung übergehen und uns damit beschäftigen welches T-Shirt Motiv für den 11111C111 verwendet werden soll, oder? Aus diesem Schock sollte doch etwas folgen! Für mich war der 30c3 eigentlich die Death Knell für unsere Zukunft als freie Menschen die laut und unüberhörbar auf dem ganzen Congress schlug.

    Wie geht es jetzt weiter? Das ist für mich die große offene Frage die wie ein Elefant im Raum steht. Was tun wir jetzt? Wie kommunizieren wir jetzt und in Zukunft? Wo liegen die Ursachen für diese ganze Misere? Wo sind die Schwachpunkte dieser schlimmen Entwicklungen? Wie bekommt man das noch eingefangen? Ist es unsere Aufgabe das einzufangen? Wer hilft dabei mit? Wer kann mithelfen? Womit? Wann? Mit was? Der Congress lässt mich mit vielen offenen Fragen zurück…

    Das hat der heute-Beitrag übrigens ganz gut erkannt:

    Angesichts von Bedrohungen wie der totalen Überwachung der Kommunikation durch die Geheimdienste, fragen sich auch die Hacker: Was soll ich tun?

    hackerethik (eine von mehreren) stand mehrfach im Fokus zum selber mitgestalten.

    http://bit.ly/30c3declaration

    Nachtrag zu Chaospatinnen

    Das Mentoring war eine neue Erfahrung für mich, bei der ich selbst tatsächlich auch ein wenig gespannt war wie es wird. Die zwei Mentees die ich offiziell über den Congress führte und mitnahm auf die Reise ins Chaos blieben allerdings nicht die einzigen. Inoffiziell habe ich zwei weitere Erstbesucher gementored, völlig unter dem Radar der Chaospatinnen. Die tauchen also auch in keiner Chaos-Statistik auf. :)

    Ich muss allerdings sagen, dass ich das Mentoring nicht noch einmal machen werde und zwar aus diversen Gründen von denen ich hier nur einige wenige skizzenhaft erläutern möchte. Der Congress & Ich waren im Prinzip nicht vorbereitet darauf und an der Reaktion der Hackcenter-Tables merkte ich, dass diese auch nicht so richtig wussten was ich da grade tue mit den beiden Mentees im Schlepptau. Kenne ich ja selbst, wenn da jemand auftaucht und erzählt, ist das etwas ungewöhnlich und wirkt wie ein Fremdkörper. Aber grade diese Fremdkörpererfahrung ist eine ganz sensible Sache auf dem Congress, denn Vertrauen können ist sehr wichtig geworden und sowas macht erstmal misstrauisch, wenn da ein Pulk fremder Leute gezielt Dinge ansteuert. Normalerweise setzt man sich halt einfach mal als Teilnehmer und fragt dann was wenn jemand grade Zeit hat, halt free floating. Ein wenig Anleihe beim Herrn Prof. Flechsig hätte ich ja vielleicht machen können, z.B. bei der Famulatur, aber dann hätte ich auch Free-Floatie sein müssen den ganzen Congress über.

    Famulatur, die: Hierbei eignen sich zumeist jüngere Praktiker (Ärzte, Künstler, Wissenschaftler) spezielles oder seltenes Wissen von hoher Qualität an, indem sie einem „Meister seines Fachs“ bei dessen Arbeit über einen längeren Zeitraum helfen.

    Ich bin da sehr gespalten, ob die Chaospatinnen den Congress an sich weiterbringen oder weitergebracht haben. Fiona ist der Ansicht das dies sehr positiv war, viele andere pflichten bei. Kritik gibt es merkwürdigerweise keine? (Vielleicht weil sie die Kommentare in ihrem Blog zu dem Post schonmal vorsorglich deaktiviert hat?) Mein Grund warum ich keine weitere Kritik hier formulieren werde liegt in dem starken, feministischen Einschlag der Projektinitiatorinnen begründet und den damit verbundenen Kommunikationsschwierigkeiten.

    Ich denke das Projekt ist auch eine sehr starke Domestizierung des Chaos, und somit eine eher unnatürliche und für die Community untypische Art und Weise sich den Congress zu erschließen. Für extrem schüchterne Naturen und Autis mag das im Grenzfall sinnvoll sein, aber ich habe schon ein wenig den Eindruck gehabt, den beiden Mentees eigentlich etwas unvorbereitet und völlig unnötigerweise meine subjektive Sicht der Dinge aufgedrängt zu haben. Das war nicht gut und fühlte sich auch nicht gut an! Mehr Chaos und Selbstwirksamkeitserleben wäre bestimmt viel gesünder gewesen. Aber da bin ich auch nochmal auf das Feedback der Mentees gespannt. Jedenfalls teile ich die doch recht überschwängliche Bewertung von Fiona nicht, weil sie die Auswirkungen auf die gesamte Community und insbesondere den Community-Kern aus der Betrachtung ausklammert. Ein unbegrenztes Wachstum dieses Projekts dürfte dem Congress auf Dauer nicht gut tun. Da kommt es sicher auf das richtige Maß und die richtige Zielgruppe an.

    Mir gefiel allerdings überhaupt nicht der Umgangston, den Fiona mit mir als Pate bzw. Mentor und damit Projektunterstützer gepflegt hat. Alle Kommunikation war Top-Down und Personal Message-only, es gab keinerlei Transparenz was eigentlich passierte und keinerlei Mitwirkungsmöglichkeiten außer „Friss-oder-Stirb“. Auch der Umgangston in den Mails war mehr als ungewöhnlich, denn durch die vonFiona gewählten Formulierungen kam es mir vor als wollte man uns/mich dazu bringen, sich wie ein Kind zu verhalten, damit widerum Fiona uns/mich wie Kinder behandeln konnte. Ich bin ein erwachsener Mensch und so möchte ich auch behandelt werden, aus Rücksicht auf die zu betreuenden Besucher habe ich mich dennoch zurückgenommen und mich um die mir nach einem intransparenten Verfahren zugewiesenen Besucher nach bestem Bemühen gekümmert. Das war allerdings das erste und allerletzte Mal!

    Update 28.1.2014
    Bin heute nochmal auf den Beitrag der taz aus 2010 gestossen worden „Jahreskongress des Chaos Computer Club: Der Innenminister als Troll“, da es heute ja wieder ein solches Gespräch gab, den BMI Dialog bzw. „Auf­takt­ge­spräch zur Di­gi­ta­len Agen­da: Bundesinnenminister de Maizière eröffnet gesellschaftspolitischen Dialog“ (Video der Begrüßung auf YouTUBE; nein leider kein Mitschnitt bisher, Depublizierungsschutz).

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    Angesichts der wunderschönen Wortschöpfung von Sascha Lobo mit dem Begriff „Sicherheitsesoterik“, empfehle ich uns allen, diesen ganzen NSA/BND/GSHQ/FIVEEYES/USW. Kram einfach bei EsoWatch einzustellen ins Wiki für nachfolgende Generationen… standing on the shoulders of giants und so…
    …leider ist der Kollateralschaden dieser ganzen Esoterik ein hochwirksames Panoptikon. Aber das Esoterik zuweilen extrem gesundheitsschädlich sein kann und oft viel Geld kostet weiß man ja. Vielleicht sollte die Bundesregierung sich auch eine Wagenladung des Produktes „Hildegard Orgonakkumulator“ ordern (siehe auch Video). Damit ließe sich das gesamte Landwirtschaftsministerium einsparen.

    Update
    Einige verstreute Blogposts zum 30c3…

    Why do I blog this? Weil ich meine persönliche, höchst subjektive Sicht für die allgemeine Verbesserung zur Verfügung stellen möchte. Ich finde Rückmeldungen, Zusammenfassungen und Reviews zum Congress sind wichtig. Zwar gibt es das Feedback der talks und auch Gespräche in der Lounge mit dem Thema „Wie findest Du’s?“ sind geeignet, aber ein Blogpost lässt sich halt leichter referenzieren und vernetzen und ist nachhaltiger zugreifbar. Und es sortiert für mich auch nochmal den ganzen wilden Kram der da in 4 (5) Tagen passiert ist.

    Ach ja und eine ärgerliche Sache fällt mir da grade noch ein. Die iOS Fahrplan Apps – Ich hab ja selbst schon mehrere beigesteuert – die von diesem Jahr waren für mich leider aus diversen Gründen unbrauchbar. Erstens, war keine davon Open Source. #fail Zweitens hatte keine einen Support für die Sessions, Projects und Assemblies im Wiki. #fail Und dann war man drittens auch noch untereinander offenbar nicht gerade exzellent zueinander. Und viertens gab es wieder keine Möglichkeit Feedback zu talks über die App abzugeben. #fail

    Für viele war das App-Angebot sicher hilfreich und die scheinen auch solide und mit viel Engagement und Knowhow entwickelt worden zu sein. Dennoch konnte ich keine App vernünftig nutzen. Die Fahrplan App z.B. konnte zwar „vergangene Events“ wegfiltern, und damit die Komplexität etwas reduzieren, bloss verschwanden dann auch die Events die gerade erst vor Sekunden angefangen hatten. #fail Und die Megalange Liste an Events ist einfach zu unhandlich gewesen. Man wusste nie wo man eigentlich grade uhrzeit-technisch war. Das war alles schon mal gelöst als Problem in BarfBag und BarfBag ist vollständig OpenSource inklusive der Serverskripte für eine CronTab-basierte Caching-Layer sogar für Wiki-Seiten.

    Es fehlte mir da auch die Innovation, beide Apps haben die gleiche langweilige Listendarstellung gehabt. Unter Android gibt es z.B. eine App mit einer viel hilfreicheren Darstellung als Chartview mit allen Tracks. Ich habe daher stattdessen auf die Webseiten des Fahrplan zugegriffen (wenn das frab mal html ausgeliefert hat) und die Saalanzeigen in den Streams „Next Talk: $talk“ zum Orientieren genutzt; erstaunlich wie gut das ging. Für mich ist OpenSource für diese Art Apps schlichtweg unabdingbar.

    Zukünftig werde ich ausschließlich Open Source Apps nutzen. Alles andere kann mir gestohlen bleiben. Das beide Apps dann auch noch explizit Facebook-Support integriert hatten war dann im Prinzip noch das iTüpfelchen oben drauf. Facebook ist ja mal das exakte Gegenteil zu „Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen.“ aber vielleicht werde ich auch nur alt und gruselig. Aber wenn selbst die GRÜNEN plötzlich Wahlcomputer toll finden wackelt das Wertesystem eh nicht mehr, es ist längst auf den Kopf gestellt worden…

    2014: Was wünscht man sich da bloß?

    Eine schöne Übersicht über viele schöne fiktive Wunscherfüllungsgehilfen. Pillen nehmen die intelligent machen ist ja auch so ein Ding das so zeitgeistmäßig öfters auftaucht und auch sonst bietet das normale Pillenarsenal schon so einige Auswahl… Bringt mich tatsächlich ein wenig ins Grübeln muss ich sagen.

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    Quelle: Wunschpillen, Blog, Julia Seeliger; war versucht hier "Internet" zu schreiben :)

    Die Entscheidung Red or Blue hätte ich deutlich schwieriger gefunden glaube ich. Ich kenne da auch einen Chemiker der vertritt den Standpunkt „Pillen sind zum Nehmen da.“ das macht es aber auch nicht einfacher.

    morpheus_red_blue_pill_550
    Quelle: politifake.org

    Why do I blog this? Weil ich eigentlich an einem Blogpost #postsnowden und #post30c3 schreibe, der aber einfach nicht fertig werden will. Damn it! Und ich bin ungeduldig! Und dann noch die Qual der Wahl bei den Pillen… ich glaub ich würde die Flug-Pille nehmen, damit könnte ich als Flugkurier zumindest so teilweise die Geld-Pille substituieren (denke amazon Smart-Drone, ha!) und würde mir die schei**teure Bahncard endlich sparen können. 10 Jahre in die Zukunft gucken wäre mir persönlich zu wenig, und nur wegen der Lottozahlen von nächster Woche wäre auch zu langweilig irgendwie. Röntgenblick? Das heißt ich muss diesen ganz Mist sehen der mich nicht interessiert und ich kanns nicht abschalten? Nope. Not for me Dude. Ansonsten… mit Drogen und Sex macht man sicher nix verkehrt, oder? Wenn alles nichts taugt dann halt einfach Pille #4.