Die DNA der digitalen Erlösungslehre

susanne_gaschke.pngSo lautet etwas abgewandelt der Titel eines Artikel in DIE ZEIT (Nr. 48 vom 20. November 2008), geschrieben von Susanne Gaschke. Im Original heißt der Titel exakt „Die digitale Erlösungslehre: Das Internet formuliert die neue Verheißung des Kapitalismus: Grenzenloses Wissen, für alle gratis? Lasst euch nicht verführen!“.

Gaschke schreibt federführend regelmäßig über Themen die den gesellschaftlichen Wandel (einige Video-Interviews Wochenendarbeit in Deutschland, Frauenquote in Aufsichtsräten der Unternehmen in Norwegen) betreffen und die sozialen Zusammenhänge. So hat sie z.B. Beiträge und Bücher veröffentlicht mit dem Schwerpunkt Familie und Kinder unter folgenden Titeln:

In der aktuellen ZEIT-Ausgabe hat sie sich den digitalen Wandel einmal kritischer vorgenommen. Der Artikel auf Seite 3 der ZEIT, dürfte bei den so genannten „Digital Na(t)ives“ zu 99 Prozent am Wahrnehmungsradar vorbei gehen, denn diese verabscheuen ja nach eigenen Angaben Medien auf Papier, und den Artikel gibt es derzeit nicht im Internet zu lesen. Gaschke spricht viele Kritikpunkte an, die man an dem aktuellen Fortschrittsdenken unter dem Label „Digital Natives“ sehr gut festmachen kann (Für mich ein Grund, meine diesbezüglich kritischen und thematisch passenden Artikel dieses Blogs – z.B. „Ich bin kein Digital Native“ – in eine weitere Kategorie einzuordnen „Digital Naives“ – das „t“ ist nicht vergessen worden.).

Ihre Kritik stellt Gaschke u.a. auf folgende Säulen:

  • Die weitgehend kritiklose Überhöhung des Internet als Heilsbringer ist das neue Heilsversprechen unserer Gesellschaftsordnung und gekoppelt an eine Technologie ohne Präzedenzfall: an die Digitalisierung der Welt, an die Ausbreitung des Internets als Weg zu Wissen und Wohlstand für alle.
  • Trotz all den Angeboten des Internet, die Information unter unseren Fingerspitzen muss immer noch mühsam gelesen, bedacht und verstanden werden, bevor aus ihr tatsächlich das Wissen wird, von dem mit dem Schlagwort „Wissensgesellschaft“ immer die Rede ist.
  • Der Umgang mit dem Rechner wird zur vierten Kulturtechnik überhöht, twittern, bloggen, skypen und podcasten tritt also gleichberechtigt neben Lesen, Schreiben und Rechnen.
  • All das ist aus Gaschkes Sicht ein quasireligiöses Heilsversprechen, das mit soviel wortgewaltiger Rhetorik eines „Glaubens“ vorgetragen wird, dass Skepsis an diesem Versprechen schnell als kleingeistiger Kulturpessimismus abgetan wird.
  • Gaschke stellt wichtige Fragen: Wollen wir tatsächlich so leben, wie es uns von den Digitalisten nahe gelegt wird? Suchen wir wirklich ein technisches Heim für unser Bewusstsein? Bindet nicht das Netz soziale Energie in virtuellen Pseudogemeinschaften: Energie, die im real life dringen für echte Politik gebraucht würde? Nutzen die Nutzer die gewaltigen wissenschaftlichen und politischen Informationsmöglichkeiten des Internets überhaupt — oder verschwenden sie ihre Zeit mit kommerzgesteuerten Unterhaltungsthemen?
  • Gaschke fragt zu Recht: Was sind die schillernden Versprechen wert? Lernen Menschen durch die neue Technik mehr als zuvor, verstehen sie unsere Gesellschaft besser, sind sie urteilsfähiger, sind sie politischer — oder können sie sich wenigstens besser konzentrieren? Oder macht Google sie eben doch doof?
  • Gaschke nimmt Bezug auf Meinungsforscherin Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach: Als Medium zur Information wird das Internet offenbar nur am Rande genutzt. Kommunikation via Chatten, E-mail und Instant Messaging steht im Vordergrund. Doch eine Gesellschaft, die auf kontinuierliche Information und Urteilsbildung verzichtet, wird spontaner, in der Urteilsbildung beweglicher, sogar sprunghafter und anfälliger für Manipulation.
  • Vor allem aber entlarvt Gaschke, dass sich Heilsversprecher der Bewegung des „Digitalismus“ ungeniert der Jugend bedienen und diese für ihr Ansinnen instrumentalisieren. Die Energie des jugendlichen Sturm und Drang-Verhaltens wird vor den Karren gespannt, und Erwachsene müssen als „Digital Immigrants“ der so geadelten Jugend die Ehre des „Digital Natives“ erbieten. Jugend wird zur appetitsteigernden Ingredenzie im öffentlichkeitswirksam verabreichten Kommunikations-Mix der eigenen quasireligiösen Ansichten.
  • Dieser auch institutionell verankerte und propagierte Digitalismus gibt das Heilsversprechen eines neuen Menschen, einer besseren Gesellschaft und nimmt für sich in Anspruch, Inbegriff jugendlichen Denkens und Wollens zu sein; er macht sich breit und verschlingt öffentliche Aufmerksamkeit; er blendet die kommerziellen Verwertungsinteressen mancher Fürsprecher auf geradezu groteske Weise aus; und er hat eine klare Vorstellung von den Gegnern: den Kulturkonservativen, den Bildungsbürgern, den Nostalgikern der Buchkultur und jenen Traditionalisten, die meinen, Politik mache man am besten von Angesicht zu Angesicht.

Insbesondere der letzte Punkt lässt bei mir die industriell verwurzelte Initiative DNAdigital als Beispiel dieses Digitalismus vor dem geistigen Auge hell aufleuchten. Für DNAdigital gilt von Beginn an, dass die Spaltung in „Digital Immigrant“ und „Digital Native“ nicht in Frage zu stellen ist. Das erinnert stark an die Fabel von Der Farm der Tiere in der gilt: „Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind.“ Übertragen gilt also:

Wer kein „Digital Immigrant“ sein will, zugleich aber per jugendlicher Definition kein „Digital Native“ sein oder werden kann, der ist ein „Digital Ignorant“ und somit jener Kulturkonservative, nostalgische Ketzer der als Feindbild dieses quasireligiösen Digitalismus ausgemacht wurde.


Wie aber wäre es, wenn man einfach Gaschkes Aufruf folgte und „Technologie einfach nutzen könnte ohne sie und ihre Heilsversprecher gleich anbeten zu müssen?“ Wie wäre es, wenn die Firma Apple eben Respekt vor der Kulturleistung des Buches zeigt und eben nicht behauptet, dass ein Apple Rechner/“MacBook“ das einzig wahre Buch ist was man zum Lernen braucht? Wie wäre es Respekt zu zeigen und Demut vor der Kultur? Wie wäre es, wenn man nicht versuchen würde die Welt in schwarz und weiß, „Native“ und „Immigrant“ zu teilen? Vor allem aber: Wie wäre es, wenn man die Generationen miteinander und nicht wie René Scheppler schreibt „Generation X (Anmk.: bzw. YPS) vs. Generation Internet?“ im Kampf gegeneinander antreten ließe?

Update 25.11.2008
Der Artikel in digitaler Version bei der ZEIT ONLINE. (thx an icke)

Why do I blog this? Ich habe eine ganze Weile die Initiative DNAdigital verfolgt und wie dort miteinander umgegangen wird. Mich hat erschreckt, zu wie wenig Selbstkritik man dort fähig ist. Vor allem aber hat mich erschreckt, wie wenig man über das eigene Tun im Namen des Digitalismus reflektiert. Gaschkes Artikel führt mir vor Augen, dass ich es eigentlich mit einer Art von Fanatismus zu tun gehabt habe, weshalb ich den nur noch marginal konstruktiven Dialog mit DNAdigital auch irgendwann abgebrochen habe. Mich hat das Ganze erinnert an ein Zitat von Winston Churchill: „A fanatic is one who can’t change his mind and won’t change the subject.“

15 Gedanken zu „Die DNA der digitalen Erlösungslehre“

  1. Vor allem aber: Wie wäre es, wenn man die Generationen miteinander und nicht wie René Scheppler schreibt “Generation X (Anmk.: bzw. YPS) vs. Generation Internet?” im Kampf gegeneinander antreten ließe?

    Genau das war und ist für mich der Grundgedanke hinter DNAdigital. Exakt das Ermöglichen von Dialog und Austausch! Ich hatte hier zum Beispiel zum ersten Mal die Möglichkeit, mit CEOs und Topmanagment großer Firmen in direkten face-to-face Austausch zu gehen und das war sehr sehr interessant und beruhte 100% auf Gegenseitigkeit. Geben und Nehmen, keine Spur von Aggression, Besserwisserei, Kampf oder irgendetwas in diese Richtung.

    Schade dass Du es nicht einfach mal live zusammen mit uns im OPENSpace „ausprobiert“ hast …

  2. @Dominik: Ja, das wäre eigentlich jetzt ein Punkt für Dich. Denn Recht hast Du, dass ich es ja ausprobieren könnte mit Unternehmensführern zu sprechen. Ich habe „Top Entscheider“ oder „CEO’s“ in meinem Leben allerdings schon mehr als nur einmal persönlich gesprochen, um zu wissen, dass es auch nur Menschen sind wie Du und ich. Viele von ihnen, vor allem im Mittelstand und in kleinen Unternehmen sind so was von aufgeschlossen der Welt und ihren Veränderungen gegenüber, das mich das oft stark beeindruckt hat, welche Neugier und welcher Spirit da in den Unternehmen herrscht. — Ich habe vor einigen Jahren Aktionärsinteressen auf Hauptversammlungen von AG’s vertreten und in diesem Rahmen auch oft Vorabgespräche mit Unternehmenslenkern bzw. Mitgliedern des Vorstands einer AG gehabt. Die Menschen auf die ich traf haben mir oft Respekt abgenötigt, wie sehr sie sich für die zukunft des Unternehmens engagieren und z.B. auf neue Trends reagieren.

    Tatsächlich hätte mich das schon auch gereizt nach Berlin zu kommen – allein um mal wieder die „Vibes“ der Vorstandswelt ein wenig aufzunehmen – bis dann die Richtlinie ausgegeben wurde „Bitte keine digitalen Immigranten oder Ignoranten oder Aliens, nur Natives, please!“. Ich stand da sogar schon auf der Liste der Interessenten. Für mich ist das aber kein Beinbruch, denn wie gesagt, ich hatte schon öfters die Gelegenheit und halte wenig bis gar nichts von der Überhöhung von Unternehmensführern durch Verwendung von Aglizismen wie „Top Manager“ oder „CEO“ oder deutsch/englisch-Kombinationen wie „Top Entscheider“.

    In Deutschland ist man bei einer AG der Vorstand bzw. Vorstandsvorsitzender in anderen Unternehmensformen ist man der Geschäftsführer. Von „Top Manager“ hab ich im Geselschaftsrecht bzw. AktG z.B. noch nichts gelesen. Damit bin ich auch schon beim Problem: DNAd nutzt Begriffe scheinbar ohne groß über ihre Wirkung und Bedeutung nachzudenken. „Top Entscheider“, „Digital Native“, „digitale DNA“, das sind alles Begriffe die überhöhen und klare Trennlinien ziehen. Sei es nun der Begriff „Top Entscheider“ als Mixtur, der alles was nicht „Top“ ist schonmal als „Bottom“ aussehen lässt und somit eine klare Hierarchie als Ausgangspunkt kommuniziert, oder „Digital Native“ als völlig absurdes Kunstwort, eines „digalen Eingeborenen“. Allein die Übersetzung in deutsche Sprache macht hier schon klar, dass der Begriff in deutscher Sprache wohl kaum verwendet werden wird. Noch viel weniger würde man wohl von „digitalen Immigranten“ reden, als die man die Vorstandsvorsitzenden deutscher Unternehmen, hinter vorgehaltener Hand ja eigentlich sieht, nach der Lehre von DNAd. Das Wortspiel mit der DNA ist ja auch kein Zufall. Da geht es um genetische Information, etwas, das Lebewesen betrifft. Man spricht von „digitaler DNA“ die tatsächlich schnell Assoziationen aufkommen lässt die mit einem neuen Menschenbild einhergehen. Das muss ja nicht die Intention gewesen sein, aber als verbleibende Interpretation fält mir eigentlich nur noch das human Genome Project der Kartierung des menschlichen Genoms ein.

    Nun ja, lange Antwort kurzer Sinn: Mit diesem Beitrag gebe ich ja primär zunächst die Kritik von Frau Gaschke in zusammengefasster Form wieder. Meine spezifische Kritik folgt erst danach etwas unterschwellig, denn den eigentlichen Kritik-Spiegel wollte ich „denen die es betrifft“ mit der Kulturkritik des Zeit-Artikels einmal vorhalten. Wenn das, was ich Deiner Ansicht nach kritisiere, so offenbar der Sinn hinter der Initiative DNAdigital ist, warum nennt man es dann nicht z.B. „Diskurs zwischen der Jugend mit Kenntnissen der Internetnutzung und etablierten Unternehmen und deren Unternehmensführungen“?

  3. Das ist ja nun nicht wirklich neu, was Frau Gaschke da kritisiert. Und ihre Kritik an der Unausgewogenheit der Diskussion etwa um „digital natives“ ist selbst wieder unausgewogen, aber das muss wohl so sein, sonst gäbe es keinen Disput. Es gehört ganz offensichtlich zur gesellschaftlichen Entwicklung dazu, dass Neues erst mal Euphorie und Ablehnung zugleich produziert, dass es unreflektierte Prozesse gibt (die wohl auch wichtig sind, denn sonst hätte man nichts zum Reflektieren) und ein reflektiertes „in-die-Schranken-Weisen“. Problematisch sind notorische Besserwissser in diesem Spiel und – da stimme ich zu – die Entwicklung von Ideologien, obschon die ja womöglich wieder ein nowtendiges Element sind? Man müsste sich untereinander auf jeden Fall mehr zuhören, das wäre schon mal ein erster Schritt: Die Jungen den Älteren die Älteren den Jüngeren – was auch für andere Personengruppen gilt, die man „gegenüberstellen“ könnte. Auch Frau Gaschke sollte als Journlisten vielleicht mehr zuhören, bevor sie allzu schnelle Schlüsse zieht …

  4. „Der Artikel auf Seite 3 der ZEIT, dürfte bei den so genannten “Digital Na(t)ives” zu 99 Prozent am Wahrnehmungsradar vorbei gehen, denn diese verabscheuen ja nach eigenen Angaben Medien auf Papier, und den Artikel gibt es derzeit nicht im Internet zu lesen.“

    das ist falsch. der text ist online!
    http://images.zeit.de/text/2008/48/Cyberspace

  5. zum kommentar von helge städtler am 25.11.2008 um 08:46 Uhr

    „warum nennt man es dann nicht z.B. “Diskurs zwischen der Jugend mit Kenntnissen der Internetnutzung und etablierten Unternehmen und deren Unternehmensführungen”?“

    weil im economy-bizznizz unter all den denglisch leider nicht mehr wegzu denken ist.
    frei nach dem motto des jungunternehmers steffen schoch: „das ‚denglische‘ imponiergefasel einiger ‚business-people‘ heißt vor allem, die dinge nicht beim namen zu nennen.“ (quelle: http://is.gd/8VUV)

    und zudem würde ich die fähigkeiten der sogenannten ‚digital na(t)ives‘ nicht nur auf ‚kenntnissen der internetnutzung‘ reduzieren. weil es z.b. sms als eine der wichtigen neueren kommunikationsform nicht beinhaltet. daher würde schlage ich als definition vor: ‚jugend mit kenntnissen der elektronisch vermittelten kommunikation‘ und ergänzen dass diese damit aktiv aufgewachsen ist. ich bin zwar mitte der 1980er geboren worden, aber laut einen japanischen (leicht durchschaubaren) test nur zu 65% ein sogenannte ‚digital na(t)ive‘ (www.nhk.or.jp/digitalnative/en.html).

    btw: die idee mit dem fingerabdruck und dem darin versteckten ALT text ist nicht schlecht. noch schöner wäre es, wenn das google logo mit der (leider noch nicht vorhanden) datenschutzerklärung dieses weblogs, gemäß §8.1 der TOS von google analytics (http://www.google.com/analytics/de-DE/tos.html), verlinkt wäre. zum glück gibt es programm und addons, die das laden von des wohl meistgenutzten java script verhindern (http://www.google-analytics.com/ga.js).

  6. ncoh mal zurück zum zeit artikel:
    die autorin argumentiert

    „Nutzen die Nutzer die gewaltigen wissenschaftlichen und politischen Informationsmöglichkeiten des Internets überhaupt – oder verschwenden sie ihre Zeit mit kommerzgesteuerten Unterhaltungsthemen? Auf Letzteres deuten die wichtigsten englischsprachigen Google-Begriffe des Jahres 2005 hin. Nur zwei – »Hurrican Katrina« und »Tsunami« – stammten aus dem schnöden Alltagsleben, die restlichen der Top Ten lauteten: Janet Jackson, Xbox 360, Brad Pitt, Michael Jackson, American Idol, Britney Spears, Angelina Jolie und Harry Potter.“

    da frage ich mich was wohl im realen (also offline und nicht von google erfassten) buch- und zeitschriftenhandel im gleichen zeitraum mehr nachgefragt wurde entweder groschenromane und bunte/gala/bild der frau/super illu oder hegel/kant/goethe/schiller/brecht und cicero/dummy/freitag/le monde diplomatique!?
    und ist das phämnomen der boulevardisierung nicht nicht unabhängig von der mediengattung, ob nun on- oder offline!? ist das streben von menschen nach zerstreuung nicht in ordnung, seit jahrhunderten vorhanden und auch einem stetigen wechsel unterzogen!?

    als überzeugter atheist bleibt noch anzumerken, dass religionen in der vergangenheit (hexenverbrennung) und gegenwart (isreal-palästina) zu äußerst schlimmen konflikten geführt haben. das problem um die „digitale spaltung“ bzw. der „digital na(t)ives“ zum religiösen konflikt zu erheben ist nicht zielführend da konfliktverschärfend.

    ((tipp)fehler sind menschlich.)

  7. @Gabi: Ja, mehr Zuhören, das verschreibe ich mir jetzt mal direkt selbst und warte was da an Kommentaren noch so kommt.

    @icke: Gute Anmerkungen, leider kann ich so darauf nicht antworten.

  8. irgendwie ging hier ein kommentar verloren. ggf wegen einer short-url!? also noch einmal mit den langen urls:

    [Anmerkung des Blogbetreibers: Der Kommentar wurde wegen mehr als drei Links als Spam „gefangen“. Ich habe ihn soeben wieder restauriert bei einer SPAM-Durchsicht am 11.12.2008 22:20 Uhr.]

    zum kommentar von helge städtler am 25.11.2008 um 08:46 Uhr

    „warum nennt man es dann nicht z.B. “Diskurs zwischen der Jugend mit Kenntnissen der Internetnutzung und etablierten Unternehmen und deren Unternehmensführungen”?“

    weil im economy-bizznizz unter all den denglisch leider nicht mehr wegzu denken ist.
    frei nach dem motto des jungunternehmers steffen schoch: „das ‚denglische‘ imponiergefasel einiger ‚business-people‘ heißt vor allem, die dinge nicht beim namen zu nennen.“ (quelle: stimme .de/heilbronn/nachrichten/stadt/art1925,981678)

    und zudem würde ich die fähigkeiten der sogenannten ‚digital na(t)ives‘ nicht nur auf ‚kenntnissen der internetnutzung‘ reduzieren. weil es z.b. sms als eine der wichtigen neueren kommunikationsform nicht beinhaltet. daher würde schlage ich als definition vor: ‚jugend mit kenntnissen der elektronisch vermittelten kommunikation‘ und ergänzen dass diese damit aktiv aufgewachsen ist. ich bin zwar mitte der 1980er geboren worden, aber laut einen japanischen (leicht durchschaubaren) test nur zu 65% ein sogenannte ‚digital na(t)ive‘ ( nhk .or .jp/digitalnative/en .html).

    btw: die idee mit dem fingerabdruck und dem darin versteckten ALT text ist nicht schlecht. noch schöner wäre es, wenn das google logo mit der (leider noch nicht vorhanden) datenschutzerklärung dieses weblogs, gemäß §8.1 der TOS von google analytics ( google .com/analytics/de-DE/tos .html), verlinkt wäre. zum glück gibt es programm und addons, die das laden von des wohl meistgenutzten java script verhindern ( google-analytics .com/ga .js).

  9. Note-to-self: Vielleicht lese ich die Studie von Sue Bennett, Karl Maton und und Lisa Kervin nochmal selbst intensiv durch; Titel „The ›digital natives‹ debate: A critical review of the evidence“ (draft paper) – Vielleicht muss ich all das – inkl. meine Aktionen/Reaktionen – unter „moral panic“ abtun…?

    Bennett, Maton und Kervin schreiben zu dem Begriff ‚moral panic‘:

    […] Cohen’s (1972) notion of a ‘moral panic’ is helpful in understanding the form taken by the digital natives debate. In general, moral panics occur when a particular group in society, such as a youth subculture, is portrayed by the news media as embodying a threat to societal values and norms. The attitudes and practices of the group are subjected to intense media focus which, couched in sensationalist language, amplifies the apparent threat. So, the term ‘moral panic’ refers to the form the public discourse takes rather than to an actual panic among the populous. The concept of moral panic is widely used in the social sciences to explain how an issue of public concern can achieve a prominence that exceeds the evidence in support of the phenomenon (see Thompson, 1998).

    […]

    In many ways much of the current debate about digital natives represents an academic form of moral panic. Arguments are often couched in dramatic language, proclaim a profound change in the world and pronounce stark generational differences.

    […]

    Thus, the language of moral panic and the divides established by commentators serve to close down debate, and in doing so allow unevidenced claims to proliferate., Not only does this limit the possibility for understanding the phenomenon, it may also alienate the very people being urged to change. Teachers, administrators and policymakers have every right to demand evidence and to expect that calls for change be based on well-founded and supported arguments. As is evident from the review in this paper many of the arguments made to date about digital natives currently lack that support. […]

    Besonders eine Schlussfolgerung dieser Autoren finde ich relevant:

    Young people may do things differently, but there are no grounds to consider them alien to us.

  10. Hallo Helge,

    auch ich bin ein DNAdigital Skeptiker, obwohl (und gerade weil) ich an den Open Spaces teilgenommen habe. Dies hat viele Gründe, die mit deinem Kritikpunkt „DNAd nutzt Begriffe scheinbar ohne groß über ihre Wirkung und Bedeutung nachzudenken“ anfängt, mit der gezielten Förderung von naiven Projekten weitergeht, und irgendwo zwischen zu viel digitalem Populismus und zu wenig Klarheit im Bezug auf Rechte/Reputation-Regelungen für die Engagierten aufhört. Auch die Organisation der DNAd kann und sollte kritisiert werden. So wurde ohne Rücksprache mit den Teilnehmern eine zentrale Plattform aufgebaut, obwohl jeder der Teilnehmer selbst über Publikationsmöglichkeiten verfügt. Eine dezentrale Organisation hätte zwar mehr Arbeit bedeutet und wäre schwerer zu vermitteln gewesen, aber dafür müsste man nicht immer die Frage „für wen mache ich das hier eigentlich“ im Hinterkopf haben. Hier wurde also schon beim Organisatorischen Vertrauen verspielt.

    Und jetzt will die DNAd sogar ein Buch schreiben. Und wahrscheinlich wird es darin nur so von Selbstdarstellung, Eigenlob und naiven Utopien wimmeln, während (Selbst-)Kritik mit der Lupe gesucht werden muss.

    Dennoch werde ich dabei bleiben und versuchen die Initiative mit Kritik und Ideen weiter zu bringen. Würde mich freuen, wenn du mit deiner Kritik dran bleibst. Evtl. hast du sogar etwas, dass man zum Buch beitragen kann, vorausgesetzt die Rechteverwaltung wird sich in einem fairen Rahmen bewegen. Auch über eine Zusammenarbeit bei der Kritik würde ich mich freuen.

    Gruß Robert

  11. Hallo Helge,

    meinen Unmut über den Artikel von Frau Gaschke habe ich schon Luft gemacht. Da hat Gabi mich dann auf diese Diskussion hier aufmerksam gemacht. Und die macht mich doch ein wenig ratlos.

    Wenn ich die richtig verstehe, dann schließt du dich -so kommentarlos du ihre Position wiedergibst- ihrer Kritik zumindest zum Teil an. Deine Forderung nach „Demut vor der Kultur“ trägt dann aber auch wieder religiöse Züge. Oder?

    Zu DNAdigital kann man nun wirklich unterschiedlicher Meinung sein. Aber muss ich das ganze nicht als das sehen, was es wahrscheinlich ist: Teil einer Imagekampagne einiger Unternehmen und der Versuch sich „bei den jungen Leuten“ (so hätte man das wohl früher gesagt oder sagt heute noch jeand Halbstärke…) zu „positionieren“. Das haben Unternehmen aber schon immer getan. Ist ja soweit auch OK, weil deren Geschäft. Darüber muss ich nicht wirklich aufregend. Das ist doch eher lustig anzuschauen. Oder?

    Was mich aber ratlos macht:
    Warum habe ich den Eindruck hier haben alle gleich ganz aufgeregt die Fäuste oben?
    Schon in der Diskussion erwähnt: Wie weit ist es mit dem Zuhören?
    Und: Ich bin mit sicher, die Unterscheidung in „Native“ und „Immigrant“ ihre Berechtigung hat. Aber das ist sicher keine Frage des Geburtsjahrgangs. Die Trennlinien verlaufen,denke ich, ganz anders. Und das einmal zu diskutieren wäre sicher spannend.

    Deinem Hinweis auf die Video-Intervies mit Frau Gaschke verdanke ich zudem die Entdeckung eines Interviews mit Aufenager, der dort sehr unaufgeregt an die Problematik rangeht und vor allem den „deutschen Blick“ ins Visier nimmt. Ich finde das an dieser Stelle sehr wohltuend.
    http://www.zeit.de/video/player?videoID=200711139237cf

    Viele Grüße

    Richard

  12. @Richard: So ganz kommentarlos hab ich das ja nicht da hingepackt. Ich war auch sehr wählerisch, was ich da aus dem Artikel hergenommen hab. Zum Beispiel konnte ich dem Anfang des Artikels – ebenso wie Du – recht wenig abgewinnen.

    Ich schließe mich überhaupt nicht kommentarlos an. Stichwort „Imagekampagne, Geschäft, lustig anzuschauen“… na ja, das kann man so sehen, aber so gesehen erscheint einem in letzter Konsequenz dann ja der halbe Planet irgendwann zum schreien komisch, oder?

    Stichwort „Trennlinie“: Wenn es eine Generationen-Diskussion sein soll, klar, dann brauche ich was, zur Unterscheidung der Generationen. Mir gefällt es allerdings nicht, dass man erstmal Leute plakativ zu „Ausländern“ abstempelt, um diesen dann die Option auf „Einwanderung“ zu eröffnen. Aber ich wiederhole mich hier nur.

    Welche Trennlinie und ob es eine Trennlinie gibt, das ist ja bislang kaum Gegenstand der Diskussion gewesen. Wenn ich meine Eltern sehe, wie die mittels Videokonferenz per Skype, iChat und per E-Mail nicht nur mit dem Rest der Familie sondern mittlerweile sogar mit den Freunden usw. in Kontakt stehen und gnadenlos alles was sie interessiert „googeln“, WAS SOLL DANN das Kriterium sein für die magische Trennlinie?

    KEIN twitter-user? KEIN eigenes Blog? KEIN InstantMessaging? KEINE Playstation 3? KEIN iPhone? KEINEN eePC? KEIN selbstgedrehtes YouTube-Video inkl. YouTube-Channel? KEINEN eigenen Podcast? KEINEN Feedaggregator? KEIN Nabaz-Tag? KEINEN seesmic-account geschweige denn einen mogulus-TV-KANAL, KEINE lastfm-favourite-liste, KEIN mr-wong-bookmarklet? WENIGER als 5 USB-Sticks im Hause, WENIGER als 10000 Musiktitel auf dem iPod/iPhone? KEIN studivz-Nutzer? KEIN xing/linkedin-user? KEINEN eigene webspace? KEIN barcamp-nomade? KEIN secondlife real estate broker? … Da wäre ich mal gespannt, wie sich die Trennlinie genau definiert – abseits von „Es hat ihnen einfach noch niemand gezeigt!“ :-D

  13. Ja, wahrscheinlich ist er zum Schreien komisch, dieser Planet. Und wahrscheinlich dürften deine Eltern das eine oder andere auch dann nicht nutzen, auch wenn man es ihnen zeigen würde. Während andere manches nutzen, obwohl man ihnen eigentlich davon abraten sollte. Mehr Grau als Schwarz und Weiß und daher wohl keine Linie. Wäre auch zu einfach gewesen. Jedenfalls keine zwischen zwei Generationen. Definitiv nicht.

    Ach… und Elke Heidenreich hat auch einer gesagt, wie Internet geht. ;-)
    http://litcolony.de/

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