US-Patentbehörde hat BlackBoard-Patente kassiert

Es gibt offenbar doch noch Vernunft in der Welt, denn die Patentbehörde der Vereinigten Staaten hat alle 44 Punkte des Patentantrags der Fa. BlackBoard (Bb) für ihr E-Learning-System zurückgewiesen. Wie heise.de berichtet, hat das jedoch noch keinen Einfluss auf laufende Gerichtsverfahren, denn Bb kann gegen diese Entscheidung des Patentamtes gerichtlich tätig werden. Solange gilt das erteilte Patent, und solange kann auch die Konkurrenz weiter verklagt werden.

Dennoch: Die Entscheidung auf Patentierung von e-Learning 1.0 bleibt ein Kuriosum. Der Aufschrei der durch die Blog-Welt ging, vor etwas über einem Jahr, findet nun sein lange erwartetes Echo in der Justitia!

Why do I blog this? e-Learning ist zumindest für mich keine graue Theorie. Als Entwickler einer eigenen Lösung (EverLearn) habe ich diesen Fall der Erteilung eines „Generalpatentes auf E-Learning“ mit einem besonderen Interesse verfolgt. Der Patentantrag erschien mir trivialste Dinge zu beschreiben! Offenbar hat das nun auch die Patentbehörde feststellen können. Für eine juristische Schlacht auf den Konkurrenten Desire2Learn hat der Antrag seine Aufgabe mehr als erfüllt. Ich bin gespannt, wie Bb nun darauf reagieren wird.

Thetarock’r 05: Plastik ist kein Metall

hermann_pleteit.jpgHier im Blog ist heute schon Ostern und ein besonderes Ostergeschenk möchte ich der Leser- und Hörerschaft des Blog und des Podcast heute machen. Ich habe mal wieder eine neue Episode des Thetarock’r produziert, der Zähler zeigt nun 05 an. Das hört sich wenig an, aber so ein Interviewtermin ist auch selten mal eben so gemacht.

Diesmal war ich in den Materialwissenschaften im Technologiepark in Bremen unterwegs und habe mit Dr. Hermann Pleteit (Bild rechts) gesprochen. Viel Spaß beim Hören der neuen Episode des Thetarock’r!

Episode 5: Plastik ist kein Metall – Ein Besuch am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung in Bremen (Dauer: 14´56) Download
[audio:/wp-upload/thetarockr_05.mp3]
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Diese Ausgabe enthält ein Interview mit Dr. Hermann Pleteit, Mitarbeiter im Forschungsbereich „Adaptronik“ am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (kurz IFAM) im Technologiepark in Bremen. Hermann berichtet, was eigentlich am IFAM so alles geforscht wird und er stellt das Projekt vor, an dem er gerade mitarbeitet. Adaptronik bezeichnet u.a. das Einbringen von elektronischen Komponenten in Gussmetallteile.(Aufgezeichnet: Mittwoch Nachmittag, 19. März 2008 Veröffentlicht: Mittwoch Abend, 19.3.2008)

  1. Projekthomepage des Fraunhofer-Instituts zum Thema Adaptronik
  2. Homepage des IFAM / Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung
  3. Webseite mit Erklärungen zur Druckgusstechnik
  4. Link zur EUROGUSS Fachmesse 2008
  5. Link zur Hannovermesse Industrie, auf der das Projekt des IFAM vorgestellt wird


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An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Dr. Pleteit, der ohne jedes Podcast-Lampenfieber (ist halt ein echter Norddeutscher – den bringt so schnell mal nix aus der Ruhe) kompetente Auskunft gab. Pleteit hat an der Uni Bremen promoviert im Bereich theoretische Physik innerhalb der Arbeitsgruppe für nichtlineare Dynamik.

Hier nun noch einige Bilder von meinem Besuch am Fraunhofer-Institut:

ifam_compilation.jpg
Oben: Heli mit Fernbedienung; v.L.n.R: IFAM Gebäude; Aluminiumbarren; Gehörschutzspender

Am IFAM gibt es wie ich feststellen durfte mindestens einen weiteren Indoor-Heliflieger, das Foto oben ist Zeuge. Links sieht man das Gebäude des IFAM von der Straße aus, in der Mitte sind die Barren aus Aluminium in der Gießerei zu sehen – hat mich ein wenig an Fort Knox erinnert; sah aus wie Silber. Aus diesen Barren wird die 720 °C heiße Schmelze bereitet. Rechts ist ein Gehörschutzspender zu sehen, der gelbe Polymerstöpsel für die Ohren liefert (sowas hatte ich bisher noch nicht gesehen).

Hier eine weitere Kollektion von Bildern meines Besuchs:

ifam_full_mini.jpg
Collage von wichtigen Stationen (Anklicken für große Abbildung)

Was mir gleich auffiel, sind die ganzen Warnschilder (ganz rechts oben) überall in der Halle gewesen. Das zeigte mir als Wirtschaftsinformatiker, dass hier doch wesentlich mehr in der Realität gearbeitet wird (also echte Gefahren bestehen), nicht wie am Rechner nur virtuelle Gefahren.

Die Stationen zeigen einmal die Druckgussanlage (links oben), in der die Teile aus 700°C heißem Aluminium (im Tiegel oben rechts enthalten) gegossen werden. Anschließend wird das Ergebnis mit Hilfe eines starken Röntgengerätes überprüft in der Röntgenkammer (mitte oben). Das geheime Ergebnis wird auf dem Kontrollschirm zur Röntgenanlage gezeigt (unten rechts).

Neben all den Maschinen ist auch eine Menge Handarbeit notwendig (links unten), um z.B. die gegossenen Teile nach dem Guss freizulegen. Die metallischen Schäume, die im Podcast angesprochen werden sind ganz rechts in der Mitte zu sehen.

Update 4.4.2008
Heute berichtet heise.de über die Teilnahme der Fraunhofer-Institute an der Hannover Messe. Interessant: Das Projekt, über das ich hier einen kleinen Podcast erstellt habe, wird prominent erwähnt. Schöne Sache das.

In Remembrance of Joseph Weizenbaum

Im Alter von 85 Jahren ist Joe Weizenbaum in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Nach einer Chemotherapie hoffte er noch an seinem Geburtstag im Januar, ein schönes Jahr verleben zu können. (Quelle; auch nachfolgender Text: heise.de)

weizenbaumdeath.png

In einer seiner letzten Mails schrieb der große Kulturkritiker und Mitbegründer der Computer Science:

„Unser Tod ist der letzte Service, den wir der Welt leisten können: würden wir nicht aus dem Weg gehen, würden die uns folgenden Generationen die menschliche Kultur nicht wieder frisch erstellen müssen. Sie würde starr, unveränderlich werden, also sterben. Und mit dem Tod der Kultur würde alles Menschliche auch untergehen.“

Update 8.3.2008
Einige Worte von Weizenbaum in Bezug zu den Informatikern dieser Welt (Quelle: ilmare film):
[audio:http://www.ilmarefilm.org/W_NichtOhne.mp3]

Weitere Meldungen über den Tod von Weizenbaum in der Presse:

Lesenswerte Artikel von Weizenbaum in überregionalen Tageszeitungen und Publikationen:

Why do I blog this? Weizenbaums Standpunkte gegenüber dem Einsatz von Technologie zur Kriegsführung und die von ihm formulierte Kritik bezüglich des Abschiebens von Verantwortung auf Maschinen, teile ich. Weizenbaum war und bleibt für mich eine Persönlichkeit an der man sich orientieren kann. Aktuelle Entwicklungen zu autonomen Kriegswaffen und Kriegsrobotern holen die Diskussion die er fortlaufend geführt hat rasend schnell ein. Er ist und bleibt daher ein Vorbild und Pionier für mich und sicher auch sein Fachgebiet. Als „professioneller Zweifler“ – wie ihn die Süddeutsche nennt – würde er sich vermutlich gut beschrieben fühlen auch als Wissenschaftler. Wenn die Weisheit nach Goethe „Mit dem Wissen wächst der Zweifel“ stimmt, dann war er wohl ziemlich wissend.