Zehn Antworten zu Second Life

Vor kurzem bin ich von einem auflagenstarken deutschsprachigen Magazin (vermutlich wegen meines Weblogpostings „Second Life: 4 Stunden als besitzloser Punk im Cyberspace“) gefragt worden, folgende zehn Fragen zu Second Life zu beantworten. In Absprache mit der Redaktion veröffentliche ich jetzt bereits meine Antworten vorab Antworten in voller Länge (als PDF downloaden), da die endgültige Veröffentlichung sich wohl noch hinziehen wird (versandt hatte ich eine gekürzte Version).

Folgende zehn Fragen habe ich in dem obigen Text beantwortet:

  • Was fasziniert Sie persönlich an SL und wie viel Zeit verbringen Sie dort online?
  • Mehr als 5,5 Millionen Menschen sind weltweit bei SL registriert, aber höchstens 25.000 zur gleichen Zeit aktiv. Ist der Rummel um SL also nur ein perfekt inszenierter Hype?
  • Bietet SL aus Ihrer Sicht eine neue Form der Vernetzung (eine Art Netzwerdung von Mensch, Technik und Wirtschaft)? Sieht so die Zukunft des WWW aus?
  • Entsteht im Paralleluniversum SL eine bessere, gerechtere und kreativere Welt?
  • Lässt sich SL als wissenschaftliches Forschungszentrum nutzen und wenn ja, für wen?
  • Gibt es andere virtuelle Welten, die Ihnen interessanter erscheinen und falls ja, warum?
  • Welche technischen Mängel sehen Sie in der aktuellen SL-Variante (z.B. fehlende Sprachausgabe)?
  • Glauben Sie, dass SL künftig einer Vielzahl von Menschen ein Einkommen in der realen Welt sichern kann oder wird dies die Ausnahme bleiben?
  • Haben Sie bei SL schon spannende Zeitgenossen kennen gelernt und/oder inspirierende Erfahrungen gesammelt?
  • Wie wird SL nach Ihrer wissenschaftlichen Einschätzung in fünf Jahren stehen, und wie wird es aussehen?

Wer sich für weitere topaktuelle Infos zu Second Life und vor allem Hinweise für die Zukunft virtueller Welten interessiert, der sollte bei „Notizen aus der Provinz“, dem Weblog von Markus Breuer mal vorbeischauen.

Update 4.8.2007
Noch mehr Antworten gibt es in einem Video. Denn vor wenigen Tagen ist der „Always On Stanford Summit 2007“ zu Ende gegangen. Fast alle Beiträge sind per Video-Archiv online einsehbar. Vor allem ein Beitrag dürfte interessant sein für SecondLife und VirtualWorld Interessenten: How Real is the Virtual Web?. (via stern-blog)

Insbesondere die Diskussion, „wie echt“ die virtuelle Welt werden soll/kann/ist finde ich bemerkenswert. Denn ganz offensichtlich besteht nach wie vor das unkritisierte Ziel eine möglichst perfekte Kopie der „echten“ Welt zu erschaffen. Bloss warum? Dieser Frage widme ichmich auch in meiner Dissertation, indem ich den Begriff der Präsenz dekonstruiere. Mehr dazu in Kürze…

Update 3.11.2007
In der Kolumne aus dem LC Newsletter Oktober 2007 gibt es ein schönes SL-Bashing zu lesen. Ausgehend von einem Beitrag bei Rebell.TV mit dem Titel „second life ist doof. aber es geht noch doofer…“. Da ich mit SL auch seit meinem ersten Besuch nichts weiter gemacht habe, beschleicht mich das Gefühl, dass ich es vielleicht aus dem selben Grund „doof“ finde wie die beiden Beiträge beschreiben.

Update 12.12.2007
Virtuelle Welten wie World of Warcraft werden von IBM sogar in einer Pionierrolle für virtuelle Führung gesehen. Der soeben erschienene GIO-Report (als PDF) bzw. der Global Innovation Outlook stellt Aspekte vor, die ‘Gaming as a Metaphor For 21st Century Leadership’ unter dem Motto „Virtual Worlds, Real Leaders“ beschreiben. Interessant!

Why do I blog this? Da ich kein Geld oder irgendeine andere Gegenleistung von der Redaktion erhalte, veröffentliche ich die Antworten hier im Blog bevor meine Erkenntnisse gedruckt auf DTM (DeadTreeMedia) veraltet sind. Sicher sind die Antworten für den einen oder anderen interessant. Mich würden andere Standpunkte dazu sehr interessieren. Vor allem auch der Punkt, dass ja das WWW bereits eine virtuelle Welt ist, bloss eben nicht in 3-D. Aus redaktionellen Gründen war der Beitrag bis heute mit Passwort geschützt, um letzte Fragen zu klären.

Ergebnisse der internationalen Podcasterstudie 2007

Anfang diesen Jahres fragten Dennis Mocigemba (Jacobs University Bremen) und Gerald Riechmann (Technische Universität Berlin) in einer Umfrage (n=1665) 1,084 private Podcaster und sich selbst „Podcasters – who they are. How and why they do it.“. Jetzt sind die Ergebnisse draussen (als PDF downloaden).

Aus meiner Sicht ein besonders nachdenklich machendes Ergebnis: „Well educated males (86.2%) dominate the podosphere“. Ich würde so gerne viel mehr Frauenstimmen hören. Und auch Themen von Frauen aufbereitet. Mädels, packt’s einfach mal an! Was mich überrascht hat: 80.6% der befragten Podcaster stehen bereits im Arbeitsleben (Voll- oder Teilzeit), sie sind vergleichsweise älter als die mySpace und studiVZ-Generation (Median: 34 Jahre) und sie leben zu über zweidritteln in Partnerschaft. Mocigemba und Riechmann fassend das so zusammen: „The majority of podcasters are self-educated senders“.


Verteilung der privaten Podcaster nach Betriebssystem.
Ergebnis: Podcasting ist kein Apple-Phänomen, aber ein Apple scheint die Sache deutlich zu vereinfachen, sonst wäre da keine so deutliche Überrepräsentation vorhanden.

Lustig fand ich auch: „A noticeable number of podcasters use their shows as a kind of Identity Workshop“, das kann ich bei mir bestätigen, und zwar in dem Sinne, dass ich mich weiterentwickeln möchte oder wie mir beim letzten Podcast bestätigt wurde ist man als „SensationSeeker“ unterwegs. Aber das haben die Initiatoren der Studie natürlich noch genauer untersucht, und rausgekommen sind dabei mehrere Typen von Podcastern:

Der Explorer (EX), der PersonalityPrototyper (PP), der ThemeCaster (TC) der Rebel (RE) und der Social Capitalist (SC). Der ThemeCaster liegt weltweit vorne, dann kommen Rebel und PersonalityPrototyper. Superinteressante Ergebnisse!! :-D

Update 4.8.2007
Tobias Künkler hat mich grade auf den Phlow-Blog hingewiesen, der noch ein wenig Info zu den beiden Erstellern der Studie bereithält. Danke!

Furchtloser Blick in die Hölle des E-Mülls

Seit zwei Jahren versuchen die Spammer mit ihren Robotern in diesem Weblog ihre wirren Botschaften unterzubringen. Das Ergebnis…

Seit zwei Jahren hält SpamKarma dagegen. Seit heute 8:40 Uhr sind exakt 10.000 Spam-Postings durch dieses Blog gegangen. Jedes einzelne davon wurde in Sekundenbruchteilen analysiert und mit einem Karma-Index-Wert eingestuft, um einen weiteren Sekundenbruchteil später im virtuellen Datenorkus für immer entsorgt zu werden. Das alles, ohne auch nur ansatzweise von einem menschlichen Auge gesehen zu werden, bis jetzt. Der 10000ste Spamkommentar wurde mit einem Karmawert von -1684.69 Punkten – für Non-Spam-Kommentare sind +10,47 Karmapunkte der Durchschnitt – und folgendem Logeintrag für immer entsorgt: „Comment contains: 30 linked URLs and 0 unlinked URLs: total link coef: 30 >= threshold (2). Non-URL text size: 451 chars.“

Damit meine Blogbesucher an dieser Stelle einfach auch mal einschätzen können, was das Bollwerk des Spamschutzes so alles erfolgreich ferngehalten hat, möchte ich einerseits das 10.000ste entsorgte Spam-Posting abfeiern und andererseits bin ich furchtlos die Stufen zum Abgrund des Datenorkus hinabgestiegen, um einmal genauer nachzusehen, was sich hinter dem Tor zur Spamhölle verbirgt. Ich habe mir unter schwersten Qualen die Autorennamen der letzten 99 Spam-Postings aus der Liste der entsorgten Spam notiert und in der obenstehenden Grafik eingetragen (nebenbei das ist das derzeitige Spamaufkommen eines ganz normalen Wochentages!). Was also in der Grafik an Text gezeigt wird, ist nicht etwa der Inhalt dieser obskuren Botschafter der Spamhölle, sondern nur der Name des Sünders.

Gegen all das gibt es für WordPress eine ganze Menge Gegenmaßnahmen, von denen man regen Gebrauch machen sollte. Mein Favorit, weil dieser mir bislang kaum Arbeit beschert hat ist Dr. Daves SpamKarma (). Ich rate dringend davon ab Captchas zu verwenden, wo man kaum lesbare Buchstabenfolgen entziffern muss, oder sogar Matheaufgaben lösen soll, nur um einen Kommentar zu hinterlassen. Das ist der schiere Frust für menschliche Kommentatoren und bedeutet de facto das Ende für Kommentare (Details bitte hier nachlesen!). Erst wenn das Spamaufkommen so hoch ist, dass der Server permanent ausgelastet ist, würde ich zu solch drastischen Maßnahmen raten. Ebenso krass finde ich Anmelde-/Registrierzwang. In solchen Blogs hinterlasse ich nur in absoluten Ausnahmefällen einen Kommentar.

Why do I blog this? Ob nun Quälposting, Mogelposting, Netzpest oder E-Müll, Spam ist eine echte Seuche und die Spammer sind extrem fleissige Kerlchen. Gottseidank bekommt man in diesem Blog nahezu nichts von dem Treiben der Spammer mit, ABER ES GIBT SIE. Und jetzt war es an der Zeit die Falltür zum Abgrund einen Spalt weit zu öffnen, um zu zeigen, was hinter den Kulissen dieses Weblog für ein Krieg tobt. Derzeit versuchen es die Spammer auf eine ganz neue Masche, sie versuchen sich in der Aufrufstatistik für Weblogbetreiber zu verewigen, weil sie wissen, dass jeder einigermaßen kompetente Blogger seine Statistiken ab und an anguckt. Dort platzieren sie dann Hyperlinks auf grenzwertige Inhalte.

Besonders schön fand ich es übrigens, einen Blick auf den Ausdruck der Verzweiflung im Antliz der in der Spamhölle Schmorenden erhaschen zu können. Ihr Kampf gegen einen Gegner, der ihnen seit zwei Jahren klar überlegen ist hat sie gezeichnet. Der in rot gekennzeichnete Autorenname „DAMN_UNIQUE_TEXT“ bringt die ganze Verzweiflung der Spammer auf den Punkt. Nur gut, dass uns allen die Inhalte dieser halbautomatischen Internetplagegeister erspart bleiben.